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Wohlwollen
„Nee, Ella, nur den Eltern nichts «davon
mehr an «das Christkind glauben, sie sollen
Freude haben!"
sagen, daß wir nicht
doch a u ch nckißchen
(dJrrlidil in der cJ+didalffad]
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rruent in aer o^i'
N HANS ARTHUR
7
E S
Ich bin ein Irrlicht in der Lichtstadt. Ich erwache «des Abends,
wenn die Lichter in das Gezweig «der elektrischen Birnen Hüpfen und
am Glasspalier der himmelhohen Fassaden hinauslausen.
Der Abend ist mein seliger Herbst im Jahr deS Tages; zwischen
«den Lichtzweigen, Lichtranken, Lichttrauben tummle ich mich wie in
Fruchtgärten und Weinbergen. Wie ein roter Apsel mir wunderlicher
erscheint als die Sonne, so erscheint mir der Tag nicht so wunderlich
wie der Abend der Stadt.
Ich habe mich um diese Stunde einmal aus einen Turm gewagt,
um im Dunklen der schwärmerischen Melancholie der stummen blnend-
lichkeit näher zu kommen. Wie furchtbar der Nachtwind aus der
gestirnten Kuppel aus mich stell Wie aus einem fernen Versteck ein
fremder, unheimlicher Pfiff mich hinabpstff in die warmen, freundlich
erhellten Kästen der Nachtstadt! Erstarrt und gleich einem geronnenen
Tropfen rann ich die Wendeltreppe hinunter in die wärmende Tiefe.
Wenn es regnet, scheint alles Licht, das über meinen Kopf weg znm
Himmel steigt, sich unter meinen Füßen in ein schwarzes Bergwerk
zu senken; dort leuchtet eS wie umgekehrte, schwelende Fackeln. Wie
ein lllrgebirge mit Höhlen auS Blendstein ist dann die Stadt. Stählerne
Raupen mit durchsichtigen, schimmernden Leibern kriechen klirrend
durch die Lichterrinnen. Schauerlich zischt durch «das Zwitterlicht,
halbgesehen, halbverschwunden, ein Gefährt — noch eins, — viele —
wie Fledermausschwärme. Mit verschlungenem Atem halte ich mich
scheu beiseite.
Einmal geschah es — das war im Winter —,daß ich mich an
den blanken Lichtstanken verflogen hatte, daß es naß und kalt wurde
und nach und nach die Flammen von den Fassaden herabsanken, die
Nacht schal und kahl wurde, da leuchtete im Schaufenster eines kleinen
Dorstadtladens eine Krippe- Es stand nur eine dünne Wachskerze
darin, mit einem Blatt roter Gelatine davor. Aber die strahlte
gewaltig über «das Christkind, Maria und Josef, Ochs und Esel
und die drei Könige hin, ja schließlich über mich selbst hin, daß ick
mit dazu gehörte und daS Gefühl hatte, ich müßte da hineingehen.
Aber da war das Fensterglas, «das ganz von der Gelatine rot über-
glüht war; an dem klebte ich fest, bohrte «den Blick hindurch, kam
nicht los und hörte «die Turmuhr immer tiefere Viertelstunden schlagen.
Ich hatte mich verirrt, verstogen. Ich konnte nicht mehr nach
Hause stnden. blnd eS war gut, daß eine Frau kam, eine schöne Frau
mit einem großen, dichten, Liefen- warmen Pelz. Da hinein konnte
ich Irrlicht mich verkriechen, und sie brachte mich wieder nach Hause.
Q^or=fyijeiJina£liis= Q^lohssen
Es gibt Geschenke, die einem nicht ge-
schenkt bleiben.
Der Geber merkte nicht, daß er in der
zarten Kunst deS SchenkenS nur ein Stümper
mar; denn der Empfänger war ein Meister
in der zarten Kunst des EmpfangenS.
*
Böser Fall: Neulich schenkte er mir
eine geschmacklose Chinoiserie. klnd heute
sein Vertrauen.
*
Lehmann verband das Sinnige mit dem
Durablen: Er schenkte Kunstblumen.
So manches Geschenk ist nur plumpe
Gegenleistung. Man nimmt es in den Kauf.
Alfred Gränewald
-i/f.
Rekord der Reichspost
„Wann werden diese Weihnachtspakete «denn etwa ankommen?"
„Mindestens noch um oan Tag früher als durchs Christkindl!"
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