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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 34.1929, (Nr. 1-52)

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J. Fenneker

Qü^eihna&ilsvorbereiiungen
Von Arnold Reinstein

Großvater will ich mein altes Fahrrad

schenken.

Laufen strengt ihn doch langsam sehr an.
Großmutter hat da zwar sicher Bedenken,
Aber schließlich gewöhnt sie sich dran.

Ich habe dafür in Aussicht genommen,
Daß sie mein altes Opernglas kriegt.

Da sieht sie bann Großvater von weitem

schon kommen,

Wenn er fern mit dem Fahrrad um die

Ecke biegt.

Onkel Richard — ein geborener Junggeselle,
Der jetzt aber jung verheiratet ist —

Verehre ich „Van de Velde" für alle Fälle.
Band eins. Benütze er ihn mit Erfolg und

mit List!

Tante Brigitte -erhält ein Stopfei, und

Tante Emilie,

Die begeisterte Blumenliebhaberin,

Einen stachligen Kaktus und einen Topf

Petersilie.

WaS Praktisches hat für die doch keinen Sinn.
Wir andern, wir engeren Familienmitglieder,
Gewissermaßen wir Leute vom Bau:

Vater, Mutter, Söhne und Töchter,

Schwestern und Brüder,
Wir schenken uns nichts, ärgern uns nicht,

— wir sind schlau.
Aber Onkels and Tanten sind uns sonst böse.
Schenken — ? Den Schund kriegen doch

immer wir.

Jetzt muß ich die Post noch erledigen, Stöße
Don Weihnachtskarten.

Und wer schenkt mir?

0. Herr mann

Junggesellen-Weihnacht
„Den Vorteil hat es, wenn man sich seine
Weihnachtsgeschenke selber kauft: man

braucht sich nicht darüber zu freuen."

Bedenken

„Ob Fritz wohl weiß, daß Handarbeiten so unmodern geworden sind, daß jie bereits

wieder modern werden?"

{leines ^(^eiLna^Lismarflien

Von W. Augustin

Ein Jüngling liebte einmal eine junge
schöne Frau über alle Maßen. Tag und
Nacht konnte er an nichts anderes mehr
denken als an ihr blauschwarzes Kurzhaar,
ihren karmesinroten Mund und ihre rasierten
Augenbrauen. DaS Herz der schönen Frau
aber blieb dem Jüngling verschlossen, und
selbst die leidenschaftlichsten Beteuerungen
seiner Liebe wurden nur durch ein kühles
Lächeln entlohnt. Da nahte das WeihnachtS-
fest, und der Jüngling beschloß, die Seele der
Geliebten durch ein wertvolles Geschenk für
sich zu gewinen. So ging er denn hin, entlieh
sich bei sechs Freunden das benötigte Geld
und erwarb hierfür einen kostbaren Ring init

synthetischem Stein. „Herrlich!" rief die Dame
voll Entzücken aus, als das Juwel im Scheine
des Lichterbaumes an ihrem schlanken Finger
funkelte, „Sie haben mir eine große Freude
bereitet, und ich hoffe, daß wir auch weiterhin
gute Freunde bleiben!" Als jedoch der Jüng-
ling, auf den Knien liegend, neuerdings be-
gann, der schönen Frau seine Liebe zu be-
teuern, erklärte die Dame, durch die Auf-
regung über das Geschenk ermüdet zu sein
und der Ruhe zu bedürfen. Mit kühlem
Lächeln entließ sie den Jüngling, der nacb-
denklich nach Hause ging.

Beim nächsten Weihnachtsfeste entlief .
unglückliche Jüngling nur mehr bei c
Freunden Geld und erwarb damit >
imitierten Seal-Kanin als Geschenk für
Geliebte. „Recht b-"" h!" sagte die sä
Frau, währe^' im Spiegel be^

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Register
Josef Fenneker: Bedenken
Otto Herrmann: Junggesellen-Weihnacht
Arnold Reinstein: Weihnachtsvorbereitungen
W. Augustin: Kleines Weihnachtsmärchen
 
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