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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 34.1929, (Nr. 1-52)

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Nr. 51
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Bernhard GasS-



„Warum?" fragte sie befangen, seltsam
van seiner Bewegung ergriffen.

„Warum?" sagte er. „Nun ich war nie-
mals ,blöde". Ich habe mir mein Teil an
Glück und Genuß immer reichlich zugemessen,
auch zuweilen aus Kasten anderer, Ich Hab'
häufig nicht hinter mich gesehen, wer am
Wege blieb. Aber hier?. .. Ein kleines
weißes Herz zertreten? Nein. Vielleicht ist
eS auch nur," setzte er mit einem Lächeln
hinzu, „weil alte Leute gerne zu Betschwestern
werden."

Sie war bedrückt und verwirrt. Die Sache
komplizierte sich aus etwas komische Weise.
Das fiel nicht auf ihr Konto. „Aber ich...
Hab doch schließlich auch etwas zu sagen",
meinte sie besangen.

Er strich über ihr Haar. „Königinnen ver-
schenken ihren Reichtum, ohne ihn zu kennen",
sagte er.

Aha, das balkanische Sprichwort, dachte
>ie. bind laut sagte sie: „Ich bin keine

Königin." Mein Gott, er war wohl jetzt
nicht imstande, Andeutungen zu hören.

Er anwortete daraus nichts, nahm nur
ihre Hand und umschloß sie mit seinen beiden.
Sie schwiegen. Plötzlich hob sie den Kops
und fragte: „Sie meinen, weil meine Mutter
daheim aus mich wartet?"

Er lächelte. „Ja, auch das. . . weil Ihre
Mutter daheim auf Sie wartet."

Sie sah ihn mit ein wenig traurig-spötti-
schem Blick in die Augen. „Aus mich hat nie
eine Mutter gewartet", sagte sie dann.

Er verstand sie nicht. Sie hielt seinen Blick
fest und wiederholte: „Nie hat die Mutter
daheim aus mich gewartet! Das war doch
alles Lüge."

Seine Allgen hingen festgebannt an den

Fortsetzung Seite 820)

Sechzehn Mädels werfen Beine —
Sechzehn Mädels trommeln Herzen
Joden Abend, keß beim Scheine
Vieler hundert färb ger Kerzen . . .

Sechzehn Mädels tragen Schleifen
Statt der Kleider um die Glieder —
Vieler Menschen Blicke streifen
Kleine Brüste hinter schmalem Mieder . ..

Sechzehn Mädels haben Pause,

Hocken still in ihrem Zimmer —
Träumen, daß sie bald zu Hause. ..
Aber, wahr ist das nicht immer. . .

Erich Rohde

(Die QOandl,

unö

VON HANS KAFKA

Zwei junge Menschen, die
einander liebten, gingen über eine
Brücke.

„Ich liebe dich", sagt er zu ihr.
„Ich möchte dir meine Liebe be-
weisen. Befiehl mir etwas! Be-
fiehl mir zum Beispiel, über diese
Brücke in den Fluß hinunter-
zuspringen."

Sie erwiderte ihm: „D nein.
Das werde ich dir nicht befehlen.
Ich habe Angst."

„Wovor?"

„Ich habe Angst, du könntest
es tun."

Zwei Jahve vergingen, und die
beiden standen wieder aus der
Brücke über dem Fluß.

Er sagt zu ihr: „Erinnerst du
dich?"

Sie erwiderte ihm: „Ich würde
es dir heute wieder nicht befehlen.
Ich habe Angst."

„Wovor?"

„Ich habe Angst, du könntest
es nicht tun."

ci<


rauen tur einander

j.

Eine Frau gibt sogar ihre
Schönheitsmittel preis an eine
andere — wenn die andere so
aussieht, daß sie ihr nichts nutzen
können.


Eine lebhafte, kokette Frau
liebt immer eine stille, ernste
Freundin. Gegensätze ziehen sich
eben nicht nur an, sie heben sich
auch hervor.

*

Wenn eine Frau einer anderen
mit raschem Wenden des Kopfes
nachsieht, so ist bestimmt etwas
an ihr. Etwas sehr reizvolles.
Die Männer sollten darauf mehr
acht geben! Maria Daat

\

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Register
Erich Rohde: Tanzgirls
Maria Daut: Frauen für einander
Hans Kafka: Die Wandlung
Josef Fenneker: Tanzgirls im Orchester
 
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