zu nehmen, darum müssen die Sterne nieder
kommen zu ihnen . . ."
„Ich w-oiß, Sohn", lächelt noch immer der
Alte; „ich sah das vordem schon; du denkst
gute Gedanken. . . Nun können wir heim-
gehen."
Aber sie gehen nicht heim. Des Franziskus
£raum sieht eS anders: es kommt ein Heller-
Glanz von oben, wie ein Tuch, breitet sich zu
Füßen der Zwei, sie treten d>ara>uf, schweben
auswärts, höher, noch höher und sind im
Himmel verschwunden.
Mit einem halb seligen, halb traurigen
„Ah" ist der Heilige erwacht. Er steht auf,
sieht um sich: däS ist die dunkle Grotte an
seinem Berge, wo er manchmal weilt. Er
will heimgehen; die Brüder werden aus ihn
warten.
So geht er und weiß nicht, wie sehr er
leuchtet im Gehen .. . Ein überschwengliches
Dankgefühl macht ihn lachen: wem dankt
er? Dem Kinde? Marien? Der Gestalt des
ehrwürdigen Josef?
Er steht am Kirchlein; da ist eS ihm noch-
mal, als rufe eS ihn, diesmal die Stimme
einer Frau: „Franziskus!"
Da wendet er sich und erbebt, nicht im
Schreck, sondern im Glück der Erfüllung:
Die dunkle Grotte ist erfüllt von einem
sanften Glanz: eine Krippe steht und das
Kind liegt darin, Maria sitzt daneben mit
einem unbeschreiblichen Lächeln; ein Leuchter
Mein Kind, du weißt eS noch wie ich:
DaS letzte Weihnachtsfest,
Da waren wir zusammen!
Erst froh, dann still und feierlich,
Bis daß beim Kerzenrest
Die Augen uns verschwammen. . .
Mein Kind, du weißt eS ja wie ich:
Bald kommt das Weihnachtsfest —
Wir sind nicht mehr beisammen. . .
Die Stunde kam, die mich und dich
Es erst begreifen läßt:
Erloschen sind die Flammen!
Mein Kind, du weißt es nicht wie ich,
Drum sag' ich's dir zum Fest,
Sind wir auch nicht zusammen:
Daß nur aus Glück, das scheu entwich,
blnd auS dem LeidenSrest
Die wahren Freuden stammen.
Paul Graf Thun-Hohenstein
steht wie ein Bäumlein, breitet Aste und
trägt Lichtsterne. . .
Dann ists wieder dunkel. Es ist gut, daß
Franziskus keinem der Brüder begegnet, als
er nun ins Kloster geht, seine Zelle aufsucht,
niederfällt auf sein Lager und wie von un-
geheurer Arbeit ermüdet ein schläft.
Er schläft diesmal ohne Träume.
«-
Dann ist der Tag der Weihnacht da. Am
Morgen befiehlt der Heilige, daß die Gläu-
bigen zur Mitternacht zu laden sind und
ihnen zu sagen ist: „Kommt und sehet!"
Die Brüder sehen einander an und denken
in ihren Herzen: WaS hat nun Franziskus
heimlicherweise die Tage gesägt, gehobelt,
gezimmert? bind >sie wissen eS nicht; darum
sehn sie ihn selber fragend an. Da lächelt er
und sagt:
„Sagt ihnen, kommet und seht das Wunder
selber. Josef, der Zimmermann, selber hat
unS die Krippe gebracht, das Kind liegt darin,
und Maria, die Hi mm elfrau, ist selber ge-
kommen, daneben zu sitzen. . ."
Es geht nicht an, daß die Brüder weiter
fragen und den Heiligen bestürmen: Wie
denn? Wie geht das zu? Sie müpen einfach
gehorchen. Als sie gehen wollen, ruft er ihnen
kommen zu ihnen . . ."
„Ich w-oiß, Sohn", lächelt noch immer der
Alte; „ich sah das vordem schon; du denkst
gute Gedanken. . . Nun können wir heim-
gehen."
Aber sie gehen nicht heim. Des Franziskus
£raum sieht eS anders: es kommt ein Heller-
Glanz von oben, wie ein Tuch, breitet sich zu
Füßen der Zwei, sie treten d>ara>uf, schweben
auswärts, höher, noch höher und sind im
Himmel verschwunden.
Mit einem halb seligen, halb traurigen
„Ah" ist der Heilige erwacht. Er steht auf,
sieht um sich: däS ist die dunkle Grotte an
seinem Berge, wo er manchmal weilt. Er
will heimgehen; die Brüder werden aus ihn
warten.
So geht er und weiß nicht, wie sehr er
leuchtet im Gehen .. . Ein überschwengliches
Dankgefühl macht ihn lachen: wem dankt
er? Dem Kinde? Marien? Der Gestalt des
ehrwürdigen Josef?
Er steht am Kirchlein; da ist eS ihm noch-
mal, als rufe eS ihn, diesmal die Stimme
einer Frau: „Franziskus!"
Da wendet er sich und erbebt, nicht im
Schreck, sondern im Glück der Erfüllung:
Die dunkle Grotte ist erfüllt von einem
sanften Glanz: eine Krippe steht und das
Kind liegt darin, Maria sitzt daneben mit
einem unbeschreiblichen Lächeln; ein Leuchter
Mein Kind, du weißt eS noch wie ich:
DaS letzte Weihnachtsfest,
Da waren wir zusammen!
Erst froh, dann still und feierlich,
Bis daß beim Kerzenrest
Die Augen uns verschwammen. . .
Mein Kind, du weißt eS ja wie ich:
Bald kommt das Weihnachtsfest —
Wir sind nicht mehr beisammen. . .
Die Stunde kam, die mich und dich
Es erst begreifen läßt:
Erloschen sind die Flammen!
Mein Kind, du weißt es nicht wie ich,
Drum sag' ich's dir zum Fest,
Sind wir auch nicht zusammen:
Daß nur aus Glück, das scheu entwich,
blnd auS dem LeidenSrest
Die wahren Freuden stammen.
Paul Graf Thun-Hohenstein
steht wie ein Bäumlein, breitet Aste und
trägt Lichtsterne. . .
Dann ists wieder dunkel. Es ist gut, daß
Franziskus keinem der Brüder begegnet, als
er nun ins Kloster geht, seine Zelle aufsucht,
niederfällt auf sein Lager und wie von un-
geheurer Arbeit ermüdet ein schläft.
Er schläft diesmal ohne Träume.
«-
Dann ist der Tag der Weihnacht da. Am
Morgen befiehlt der Heilige, daß die Gläu-
bigen zur Mitternacht zu laden sind und
ihnen zu sagen ist: „Kommt und sehet!"
Die Brüder sehen einander an und denken
in ihren Herzen: WaS hat nun Franziskus
heimlicherweise die Tage gesägt, gehobelt,
gezimmert? bind >sie wissen eS nicht; darum
sehn sie ihn selber fragend an. Da lächelt er
und sagt:
„Sagt ihnen, kommet und seht das Wunder
selber. Josef, der Zimmermann, selber hat
unS die Krippe gebracht, das Kind liegt darin,
und Maria, die Hi mm elfrau, ist selber ge-
kommen, daneben zu sitzen. . ."
Es geht nicht an, daß die Brüder weiter
fragen und den Heiligen bestürmen: Wie
denn? Wie geht das zu? Sie müpen einfach
gehorchen. Als sie gehen wollen, ruft er ihnen