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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 34.1929, (Nr. 1-52)

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Nr. 52
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https://doi.org/10.11588/diglit.6761#0836
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Ernst Wallenburger

Mahnungen die Adressen verwechselt und daS
für die Gattin des Käufers bestimmte Zoo-
Mark-Armband an die Freundin Lo Vvn den
Mosella-GirlS, hingegen das für diese vor-
gesehene 6000-Mark-Kollier an die Gattin
geschickt hat. Folgende Maßnahmen Haben
sich bestens bewährt: Man verhalte sich still
und lasse beiden Damen die Geschenke, wie
daS Schicksal es nun einmal gewollt hat.
Man erntet die bis aus weiteres unbegrenzte
Dankbarkeit der Gattin und läßt es ruhig auf
daS Zerwürfnis mit der Lo ankommen. So
billig wäre man sie sonst sicherlich nicht loS-
geworden.

Hunde sind auch in diesem Jahr ein äußerst
beliebter Geschenkartikel. Man vergesse jedoch
nie, eine ausführliche Gebrauchsanweisung bei-
zul egen.

Es empfiehlt sich, Dannenduft im Zimmer
zu zerstäuben, behufs Intensivierung der weih-
nachtlichen Stimmung. Die Parfüm-Industrie
bringt auf diesem Gebiet ganz entzückende
Neuheiten: Kombinationen von Dannenduft
mit Rosa Centisolia, Hyacina, Chyperana,
Dioletta Alpina usw. Für streng individuelles
Weihnachtsfest ist also vollauf Sorge ge-
tragen.

Hans Seiffert

ddlii leeren (fanden

VON HERBERT STRUTZ

Der Abend ist so kalt und müd. Es schneit.
Es pulst in allen Straßen bunt von Leben.
Geschäfte rasen. Kein Kommis hat Zeit.. .
Was soll ich dir am Weihnachtsabend geben?

Ich weiß: du liebst mich, blnd du bist so

schlank.

Man müßte dir ein Bad aus Marmor bauen,
Doch andre haben Safes in ihrer Bank,
blnd meine Seele ist so schwarz vor Grauen.

Denn mein Gehalt ist schmal und kümmerlich.
Was könnte ich dir da zu Weihnacht schenken?
Ich käm' am liebsten nicht mehr heim, um dich
Mit meinen leeren Händen nicht zu kränken.

Letzte Ausflucht

„Du wirst doch nicht behaupten, daß dieses winzige Hemdchen für mich bestimmt war!"
„Aber natürlich, das i s t ja gerade die Überraschung!"

CJ)as (Sliiiji (cinddlien Lei den (^Dinfa

amen

Dem Christkind war zu Ohren gekommen,
daß es am Weihnachtsabend auf der Welt
einsame Menschen gäbe, die sich seines Ge-

burtsfesteS nicht freuen könnten. So machte
cs sich denn nächtens auf den Weg, flog zu
einer Stadt und huschte an den Fenstern
entlang, hinter denen eS einsame Menschen
vermutete. Da sah eS denn gleich im ersten
Stockwerk eines Hauses einen eleganten
Herrn, der einsam vor einem strahlenden
Lichterbaum saß und eine Trüsselleber ver-
speiste. Rings herum lagen wertvolle Gaben
auSgebreitet, auf einem Dische stand ein
mächtiger Korb mit leckeren Speisen und
goldköpsigen Flaschen.

„Weshalb bist du so einsam?" fragte daS
Christkind den Mann erstaunt. „Ach, sehn se",
antwortete der schmatzend, „ick schenke mir
grundsätzlich alles selber, dann weiß ick
nämlich ooch, daß Halsweiten und Ärmel-
längen stimmen, daß die Krawatten zu meinen
Anzügen passen, daß die Zigarren meine
jewohnte Sorte sind, und der Kognak nich
übler Verschnitt ist. Glooben'se mir, ick habe

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Register
Augustin: Das Christkindchen bei den Einsamen
Herbert Strutz: Mit leeren Händen
Ernst Wallenburger: Letzte Ausflucht
B. Schuberth-Goebel: Mondäner Weihnachtstraum
 
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