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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 35.1930, (Nr. 1-52)

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ro

Duftet ä nun na cf) Krapfen bei den Bäckern
und aus jedem Haus nach Neujahrs-Pünschen,
molln wir einen Abend mal nicht meckern,
sondern lieb sein und uns Gutes lvünschen!

Morgen ist ja sowieso der Erste

und die Welt ist wieder wie sie war:

viele gute liebe Worte Hörste,

doch den Dank erwartet man in bar —

AuSgesaugt von all den Stotter-Naten
suhlst tu «dich verraten .und verratzt —
und eS fehlt der Mut zu neuen Taten,
wenn sofort der erste Wechsel platzt — —

Daß >wir morgen doch >dran glauben müssen,
soll uns heute nicht das Fest versaun:
heute wolln wir viele Mädchen küssen
und die Herren auf die Hüte haun!

Frösche wolln wir in die Fenster schmeißen
zu der Glocken lieblichem Geläut,
und das neue Jahr willkommen heißen,
weil uns seine «erste Stunde freut!

Kaki

dddelie den ddfäefieglen /

VON OSKAR MAURUS FONTANA

Einmal, nach trüben Erlebnissen, wanderte
ich iim Tessin. Auf eine sehr merkwürdige,
erzählenswerte Weife kam 'ich damals zu
einem tröstenden Lächeln. Das geschah mir,
als ich in Lugano oder Locarno — ich weiß
den Ort nicht mehr — einer Aufführung der
„Aida" beiwohnte, die eine italienische Truppe
gab. Zuerst ging alles gut, es war eine
mittelmäßige Stagione, aber der Schmelz der
Verdischen Musik ging auch hier nicht ver-
loren und war mir ein rechter Trost. Doch
je mehr die Vorstellung weiter ging, desto
mehr war zu spüren, daß auf der Bühne
sich noch etwas anderes als das Opern-
eceignis vorbereite.

Schon als die ägyptischen Sieger auf den
Platz vor einem Tor einmarschierten, am
Thron des Königs und der neben ihm sitzen-
den Amneris vorbeizogen, machte sich eine
Bewegung auf dem Theater merkbar, «die
nicht unbedingt zur Verdischen Oper zu ge-
bören brauchte. Die mit Lanzen und Sperren
bewaffneten Krieger blickten immerzu rück-
wärts, schnitten feixende Gesichter. War es
Bewunderung für den auf einem zweirädrigen
Wagen einziehenden RadameS, -einen ziemlich
feisten Herrn, oder das Erstaunen der als
Ägypter verkl eideten Tessin er Handwerker,
Barkenführer, Handlungsgehilfen vor den
Wundern des Theaters? Jetzt fang schon
Nadames zu dem König, einem etwas schläf-
rigen kurzatmigen Baß: „Erlaubt zuvor, daß
die Gefangnen seien dir vorgeführt." Es
erschien, von Wachen begleitet, inmitten der
besiegten Äthiopier, der unglückliche AmonaSro.

Sofort bei feinem Anblick griff Aida, ihn
erkennend, an ihr Herz. Noch war ihre

Wir beglücklvünffhen Sie von Herzen! Wir
beglückwünschen uns von Herzen, daß es
etwas so Heiteres unter uns gibt! Einer, der
sich nicht geniert, seine Heiterkeit zu zeigen.

O, mit roelcher Entrüstung schauen dreißig
Paar Augen und hören dreißig Paar Ohren,
lvenn Sie nun auf den Hinterperron steigen
und der Autobus nun abfährt. Ihr über-
mütiges Gespräch mit dem Schaffner! Ihre
groteske Verwirrung, ehe Sie aus fünfund-
zwanzig Taschen endlich zwei Groschen holen!

Ihre übertriebene Einladung zum Mitfahrer,
an die Vorübergehenden! Schließlich Ihre
akrobatische Haltung auf dem Trittbrett, von
dem Sie mit unnachahmlicher Selbstverständ-
lichkeit abspringen.

Ein großer Wagen, voll von Menschen, ist
entrüstet, weil ein einzelner kleiner Herr ein-
mal das trockene Zeremoniell ihres Alltagö-
Ernstes außer acht läßt. Dreißig Entrüstete
und ein Heiterer!

Alfred Günther

Zuspruch

.meine Herrschaften, wenn'se so fest uff det neue Jahr vertrauen, wie ick uff Rias
Schneidezähne, habende am Schluffe ooch Erfolg!"

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Register
Dugo: Zuspruch
Kaki: Prosit Neujahr!
Oskar Maurus Fontana: Wehe den Besiegten!
 
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