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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 35.1930, (Nr. 1-52)

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https://doi.org/10.11588/diglit.6762#0025
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werden. Boi der heißt »lieben' den anderen so
besitzen, wie man eine tote Sache besitzt, eine
Uhr oder sonst etwas. Sie ist reizend, ja,
aber es wird ihr genau so ergehen wie diesem
jungen Freund von dir, deinem letzten, von
dem du auch nach ein paar Wochen die Nase
voll hattest. Erinnerst du dich, der verbot dir
auch dies und das und jenes kraft seiner Ein-
bildung, daß er dich liebte. Denkst du übrigens
manchmal noch an ihn?"

„Nein, kaum", sagt sie und lächelt. ^,Wenn
du augenblicklich nicht so beschäftigt wärst
damit, eine neue schlechte Erfahrung zu sam-
meln, würde ich vielleicht wieder einmal an
dich denken."

„So?" fragt er, und lächelt auch.

oüssen

VON MAX HAYEK
Niemand kann sich bei uns unbeliebter
machen, als wer unsere schlechten Eigen-
schaften übertreibt. #

Wer einen Menschen für schlecht hält, wird
staunen, wie gut dieser Mensch sein kann.
Wer einen Menschen für gut hält, wird
staunen, wie schlecht dieser Mensch sein kann.

s

Ungüte ist Unreife. Hast ist Krankheit.

Was die Reichen von den 'Armen lernen
konnten: die Freigebigkeit! Was die Armen
von den Reichen lernen könnten: die Spar-
samkeit!

„Schau, schau, die gestiefelten Kater!" — „Nein, bloß gestiefelte Mäuschen!"

Joseph, schau' her!

Wenn ich ein kleiner Seehund war',

Den seine Berufsverhältnisse zwingen,

Im Zirkus hin und her zu springen,

Und selbst an zur Hälfte ermäßigten Tagen
Einen nicht für ihn passendenStrohhutzu tragen.
Joseph, schau' her!

Liebtest du nach dann nicht mehr?

Joseph! Sag mir, wenn dies passiert:

Der kleine Seehund ist indisponiert,

Und seine Nummer mißlingt total.

Er tut einen lächerlichen Fall,

Worauf das nudelfette, nasse Biest
Auf dem Baden sitzt und verlegen niest —
Joseph! Und du wüßtest innerlich:

Der Seehund bin ich.

Würdest du dich öst'entlich zu mir bekennen
Und mich deine geliebte Erna nennen?
Joseph, schau' her!

Liebst du mich so sehr?

Lida Probst

eine neue

Gestern habe ich dich gekauft! Bisher
standest du schweigsam und still für dich. Nun
aber rauschen deine ersten Worte durch die
selige Nacht. Keusch entringt sich Silbe nach
Silbe den Fesseln der Einsamkeit und gleitet
in meine betörten Ohren.

Verwundert lauschen die offenen Fenster
des Nachbarn im Parterre des Alltags.
Selten wurde hier solche Musik gehört! Auf
Verständnis haben wir schwerlich zu hoffen.

Bin ich, verliebter Tor, meiner noch.Herr?
Du läßt dich greifen, meine Finger streicheln
deine zarte Herbheit. Unsere Gedanken stürzen
in eins zusammen und zeugen Zeile auf Zeile
gaukelnder Narreteien. Man wird uns für
unvernünftig halten. Sei still!

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Register
Ludwig Probst: Leidenschaftliche Frage
Will Rink: Auf eine neue Geliebte
Max Hayek: Notizen
Friedrich (Fritz) Heubner: Zeichnung ohne Titel
Dugo: Zeichnung ohne Titel
 
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