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I
Es klingelt. In der Leitung sind er, der Liebende. Sie, das Weib.
Grosze Liebe ain Telephon. Große Worte. Treueschwüre. Worte
bis weit in die Zukunft hinein.
Es klingelt. Diesmal die Hausglocke. Der andere tritt ins
Zimmer. Die Wirklichkeit ist ein überzeugendes Argument. Sie küßt
den andern. Sie gibt ihm, was sie dem Liebenden ins Telephon
versprochen hat. DaS Telephon ist schließlich nur ein Apparat.
Der andere geht. Wirklichkeit macht müde.
Der telephonische Liebhaber klingelt an der Wohnungstüre. Er
wiederholt die Versprechen, blnd die Liebesworte. Aber der Apparat
ist nicht mehr zwischen ihnen. Also — —
Es klingelt. DaS Telephon. Es stört. Sie hängt den Hörer aus.
Das Telephon klingelt nicht mehr. Der Mann hatte versucht,
Anschluß an seine Frau zu erhalten. Störung.
Der Liebende ist fort. Sie ist allein. Einsam. Sie hängt den
Hörer wieder ein. Es ist ihre einzige Abwechslung, bind diesmal
bekommt ihr Mann Anschluß. «Sie nennt das Telephon «ihren einzigen
Freund.
O, sie hat recht. DaS Telephon -ist zwar nur ein Apparat. Doch
Der M a n n der Tat
Ein für allemal, Jenny, LiebeSbeteuerungen ohne Aktivität wirken
auf mich nur als lästiges Nebengeräusch!"
ein
Gentlemanapparat. Er isi diskret.
G. Günther
C^^anclbemevlci
emevkungen
VON FRANZ BLEI
Wie die Dinge heute liegen, ist es für eine
Frau viel leichter, anständig zu sein, als dafür
zu gelten.
s-
„Du lügst!" Aber das stimmt nicht. In
Sachen Liebe lügt inan nie in Worten, son-
dern immer nur in Handlungen.
*
Er: „Nur Du mm köpfe haben hübsche
Frauen."
Sie: „Bist du dumm, mein Liebling?"
■X‘
Es gibt -immer noch Männer, welche die
Vergangenheit ihrer Frau ausforschen. Als
ob ihnen, um betrogen zu werden, die Gegen-
wart nicht genügte!
-X-
Frau von H. sagte: „Man liebt, was man
hat." DaS aber ist eine resignierte Art, nie
daS zu haben, was man liebt.
CJ)ie C^Jal
Sie hielt die blhr an. Das Ticken störte sie
in dieser Minute. Versagten die Nerven
doch? Noch einmal schritt sie durch das Helle
Mädchenzimmer, «ihren Raum ... Dann
nahm sie das Rasiermesser vom Tisch auf
und trat vor den Spiegel. Nun war «sie doch
sehr ruhig, and ihr Atem blieb gefaßt. Nicht
einmal Angst war in «ihr. Sie hob beide
Arme, in der rechten Hand glänzte die Klinge.
„Ich muß es selbst tun", murmelte sie. Dann
senkte sie entschlossen das Messer. Blitzend
schnitt «der Stahl durch die Luft und berührte
das rosige Fleisch. Sie spürte: es tut nicht
einmal weh ...
Bisher hatte sie sich noch niemals selber
unter den Armen rasiert; aber sie beschloß
von jetzt ab, den Bruder nicht mehr damit
zu belästigen, sondern es immer selber zu
erledigen.
Frank F. Braun
J u I o F e h r
DaS Dauergespräch
„Hallo, Fräulein, wie soll denn jemals ein Gespräch Zustandekommen, wenn Sie uns
alle halbe Stunde unterbrechen!"
26
I
Es klingelt. In der Leitung sind er, der Liebende. Sie, das Weib.
Grosze Liebe ain Telephon. Große Worte. Treueschwüre. Worte
bis weit in die Zukunft hinein.
Es klingelt. Diesmal die Hausglocke. Der andere tritt ins
Zimmer. Die Wirklichkeit ist ein überzeugendes Argument. Sie küßt
den andern. Sie gibt ihm, was sie dem Liebenden ins Telephon
versprochen hat. DaS Telephon ist schließlich nur ein Apparat.
Der andere geht. Wirklichkeit macht müde.
Der telephonische Liebhaber klingelt an der Wohnungstüre. Er
wiederholt die Versprechen, blnd die Liebesworte. Aber der Apparat
ist nicht mehr zwischen ihnen. Also — —
Es klingelt. DaS Telephon. Es stört. Sie hängt den Hörer aus.
Das Telephon klingelt nicht mehr. Der Mann hatte versucht,
Anschluß an seine Frau zu erhalten. Störung.
Der Liebende ist fort. Sie ist allein. Einsam. Sie hängt den
Hörer wieder ein. Es ist ihre einzige Abwechslung, bind diesmal
bekommt ihr Mann Anschluß. «Sie nennt das Telephon «ihren einzigen
Freund.
O, sie hat recht. DaS Telephon -ist zwar nur ein Apparat. Doch
Der M a n n der Tat
Ein für allemal, Jenny, LiebeSbeteuerungen ohne Aktivität wirken
auf mich nur als lästiges Nebengeräusch!"
ein
Gentlemanapparat. Er isi diskret.
G. Günther
C^^anclbemevlci
emevkungen
VON FRANZ BLEI
Wie die Dinge heute liegen, ist es für eine
Frau viel leichter, anständig zu sein, als dafür
zu gelten.
s-
„Du lügst!" Aber das stimmt nicht. In
Sachen Liebe lügt inan nie in Worten, son-
dern immer nur in Handlungen.
*
Er: „Nur Du mm köpfe haben hübsche
Frauen."
Sie: „Bist du dumm, mein Liebling?"
■X‘
Es gibt -immer noch Männer, welche die
Vergangenheit ihrer Frau ausforschen. Als
ob ihnen, um betrogen zu werden, die Gegen-
wart nicht genügte!
-X-
Frau von H. sagte: „Man liebt, was man
hat." DaS aber ist eine resignierte Art, nie
daS zu haben, was man liebt.
CJ)ie C^Jal
Sie hielt die blhr an. Das Ticken störte sie
in dieser Minute. Versagten die Nerven
doch? Noch einmal schritt sie durch das Helle
Mädchenzimmer, «ihren Raum ... Dann
nahm sie das Rasiermesser vom Tisch auf
und trat vor den Spiegel. Nun war «sie doch
sehr ruhig, and ihr Atem blieb gefaßt. Nicht
einmal Angst war in «ihr. Sie hob beide
Arme, in der rechten Hand glänzte die Klinge.
„Ich muß es selbst tun", murmelte sie. Dann
senkte sie entschlossen das Messer. Blitzend
schnitt «der Stahl durch die Luft und berührte
das rosige Fleisch. Sie spürte: es tut nicht
einmal weh ...
Bisher hatte sie sich noch niemals selber
unter den Armen rasiert; aber sie beschloß
von jetzt ab, den Bruder nicht mehr damit
zu belästigen, sondern es immer selber zu
erledigen.
Frank F. Braun
J u I o F e h r
DaS Dauergespräch
„Hallo, Fräulein, wie soll denn jemals ein Gespräch Zustandekommen, wenn Sie uns
alle halbe Stunde unterbrechen!"
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