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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 35.1930, (Nr. 1-52)

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https://doi.org/10.11588/diglit.6762#0037
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A u f der Straße

Anton Leidl

Die Stimme des fremden Mannes sank zum Flüsterton herab:

„Sie wissen, daß es eine Krankheit gibt, deren Inkubationszeit
länger fein kann als sechs Jahre. Seebs Jahre zwischen Ansteckung
und den ersten KrankheitSerscheinungen sind keine Seltenheit. — Diese
Krankheit hat — mir der Indio vererbt, als ich ihn erwürgte, — .—
mit seinem verwünschten Gold hat er sie mir vererbt!"

Wie ein Röcheln sind die letzten Worte. — blnd jäh jagt mir ein
Gedanke durch das Hirn: — — Im Nu reißt mich Entestzen aus dem

Sessel hoch. — Langsam kommt der Fremde aus mich zu; ich stoße den
Sessel zurück, um ihm auszuweichen. Wieder höre ich, jetzt dicht neben
mir, das heisere Auflachen. — Dann sehe ich im Lichtkreis der Lampe
zwei auSgestreckte Hände. Sie sind . . . mit mißfarbenen, geschuppten
Flecken bedeckt. . .

Eiskalt überrieselt mich ein Schauer. Wie ein Fieber zerrt es an mir.

„Schauen Sie bitte diese Male an!" — flüstert der Kranke, „bind
— um aller Barmherzigkeit willen — sagen Sie mir die Wahrheit!"
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Anton Leidl: Auf der Straße
 
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