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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 35.1930, (Nr. 1-52)

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Nr. 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.6762#0058
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Am Stammtisch der Diktatoren

Meine Herren, ich habe Ihnen die traurige Mitteilung zu machen, daß unser guter Primo wieder einmal

seinen bevorstehenden Austritt aus unserem Verein angekündigt hat.“

Das war im Admiralspalast,
wo du mich eingeladen hast
zu einer Flasche Roten.

Du hättest gerne mehr bestellt,
doch leider hattest du kein Geld,
sie hatten Geld nach Roten.

Gin Dicker zahlte hundert Mark
nur für Konfetti, solchen Duark
und doch,

es war so schön —
weißt du noch?

Sie waren außer Rand und Band,
wir beide saßen Hand in Hand
bei einer Flasche Roten.

Ein jeder spielt den Kavalier
und hätte gern getanzt mit mir,
mir gerne was geboten.

Der Dicke sagte: Tausend Mark
sür eine Rächt! DaS war schon stark —
und doch,

es war so schön —
weißt du noch?

Die Rächt war uns nicht lang genug,
die Zeit verging ans wie nn Flug
bei einer Flasche Roten.

Mein Herz war ja von dir erfüllt,
da war der Hunger leicht gestillt
mit zwei belegten Broten.

Zum Tapi fehlte eine Mark,
der Schneewind fegte durch den Park —
und doch,

cs war so schön —

weißt du noch? Hans Reiser

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Hans Reiser: Weißt du noch?
Friedrich (Fritz) Heubner: Am Stammtisch der Diktatoren
 
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