Ober. Der schüttelte den Kopf: „Weiß
nicht!" — Er zeigte es dem Portier: „Nie
davon gehört!"
Piependanz schämte sich, der Frau zu be-
gegnen. Hätte er Sele gekannt, hätte er
vielleicht einen guten Witz machen können,
und wer weiß, wo man sich wieder traf. —
Er erfuhr eS nicht. Unbefriedigt mußte er
nach Königsberg Weiterreisen.
Ablehnung
„Aber Männecken, uff ne Mark mehr oder
weniger kommt dir S doch wohl nich an?
„Uff die »weniger' nich, aber uff die.mehr'!"
es
Als Hundsvieh anzusehen ist,
Was bellt und auf drei Beinen p . . . —
Die Hunde sind sehr mannigfaltig
Und differieren ganz gewaltig.
Du siehst waS liegen beispielsweis'
Und glaubst, ein Sophakissen sei's
Mit Quasten, stark nach vorn geschmissen,
Auf einmal — bellt das Sophakissen!
Du wähnst, ein Spielzeug lieg' bereit,
Gebaut nach neuester Sachlichkeit,
Und merkst sofort, dich trog der Schein doch:
Das Spielzeug hebt ein hint'res Dein hoch!
Ein Untier sitzt vor deinem Haus,
So zwischen Frosch und Fledermaus.
Als Haustier gänzlich zu verneinen,
Da plötzlich steht es auf drei Beinen.
Hieraus ergibt sich nun die Norm:
Der Hund hat keine Eigenform.
Auch ist die Größe nicht benennbar. —
Allein sein „Tun" macht ihn erkennbar!
Beda Hafen
cm.
onaiswe
Abends am Kurfürstendamm. Die ersten
Lichtreklamen flattern. Die Luft ist mild, vom
Boden herauf grölt aus einem Bettlermund
daS schaurige Liebeslied vom elektrischen
Klavier. Neben mir vernehme ich im Gehen
zwei Stimmen.
Er (allem Anschein nach angezecht): „Und
was hatten gnädige Frau augenblicklich vor,
wenn ich fragen darf'?"
Sie (gekünstelt durch die Nase sprechend):
„Ich wollte, offengestanden, irgendwo recht
gut zu Abend egen."
Er (abgehend): „Hm. Na, — denn wünsche
ich Ihnen recht guten Appetit!" . . .
John Försle
Lehrerin in der Grundschule: „Was ver-
steht man unter künstlichem Dünger?"
Eins der Kinder meldet sich nach einigem
Überlegen lind antwortet überzeugt: „Den
künstlichen Dünger machen die Künstler."
di
iraö
Der bekannte Autor P. ist ein Förderer
junger Talente. Er besucht ihre Vorträge
und wölbt sich in der vordersten Reihe. Man
muß der Jugend helfen. Er kommt nicht zu
spät. Er ist pünktlich und gewissenhaft wie
in der Schule. Er gähnt nicht. Er sinkt nicht
zurück. Er verschanzt sich nicht hinter seinem
Taschentuch. Er ist freundlicher Vollmond.
Sein Gesicht spiegelt Wohlwollen. Tempera-
mentvolles Wohlwollen mit Lächeln, Kopf-
schütteln, Abw eh r b ew eg u ng en.
Nach der Vorlesung geht er auf den
jungen Dichter zu. Er schüttelt ihm freund-
schaftlich die Hand. Er läßt sich neben ihm
CAESAR
Eine neuzeitliche Physiognomik
MAX PICARD
DAS MENSCHENGESICHT
Viel mehr, viel reicher als die meisten physiognomischen Bücher seit Lavater, viel
höher zum Himmel hinaufgestreckt und viel tiefer angesetzt im menschlichen Erdreich
erzählt dies merkwürdige,dies bedeutende Buch denZustand desMenschengesichts.
Es ist ein Buch von dem ich mit allem Bewußtsein kritischer Verantwortlichkeit auszu-
sagen wage,daß es eines der entscheidenden Bücher nicht nur dieser Jahre,sondern
eines ganzen Zeitalters ist, ja ich setze es in die oberste Reihe alles dessen, was
überhaupt je vom Wesen des Menschen gesagt worden ist.
Hamburger Fremdenblatt
DROSTE-HOLSHOFF
Es ist notwendig auf dieses Buch und seinen Urheber mit dem stärksten Nachdruck
hinzuweisen: da liegt eine große Urkunde unserer Jahre. Picards Buch erscheint
mir als das vollendetste, als das eigentlich vollziehende Wort in der Welt des
Gegenstandes, der den Menschen unserer Zeit angeht wie kaum ein anderer.
Vossische Zeitung
GÖRRES
Man kann jeden Satz anfassen wie ein Ding, man kann ihn mit sich tragen, weg-
legen, herholen, er besteht. Es ist die Lehre vom menschlichen Gesicht, als dem
gegenwartgewordenen Ewigkeitsgesicht. Eine ganze neuzeitliche Physiognomik ent-
steht in diesem Buch, schließt auf, fordert, warnt, trauert und liebt — und läßt
uns nicht mehr los. Berliner Tageblatt
Liest man in dem erstaunlichen Buche, so ist es als habe man einem Stück der
Schöpfung beigewohnt. Das Buch läßt sich mit einem Bergwerk vergleichen. Stollen
sind geschlagen, es arbeitet darin, aber ringsum glänzen die ungehobenen Metalle.
Von der Sprache aber, die hier gesprochen wird, sagte jemand, sie sei nur dem
Vogelflug vergleichbar. Frankfurter Zeitung
Das Buch erschien in vornehmster Ausstattung - Mit 30 Lichtdrucktafeln
Kartoniert 12.— Mk. Ganzleinen 15.— Mk.
DELPHIN-VERLAG/MÜNCH EN
NIETZSCHE
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend" Bezug zu nehffleI1
<30
1930 /.JUGEND Nr. 4
nicht!" — Er zeigte es dem Portier: „Nie
davon gehört!"
Piependanz schämte sich, der Frau zu be-
gegnen. Hätte er Sele gekannt, hätte er
vielleicht einen guten Witz machen können,
und wer weiß, wo man sich wieder traf. —
Er erfuhr eS nicht. Unbefriedigt mußte er
nach Königsberg Weiterreisen.
Ablehnung
„Aber Männecken, uff ne Mark mehr oder
weniger kommt dir S doch wohl nich an?
„Uff die »weniger' nich, aber uff die.mehr'!"
es
Als Hundsvieh anzusehen ist,
Was bellt und auf drei Beinen p . . . —
Die Hunde sind sehr mannigfaltig
Und differieren ganz gewaltig.
Du siehst waS liegen beispielsweis'
Und glaubst, ein Sophakissen sei's
Mit Quasten, stark nach vorn geschmissen,
Auf einmal — bellt das Sophakissen!
Du wähnst, ein Spielzeug lieg' bereit,
Gebaut nach neuester Sachlichkeit,
Und merkst sofort, dich trog der Schein doch:
Das Spielzeug hebt ein hint'res Dein hoch!
Ein Untier sitzt vor deinem Haus,
So zwischen Frosch und Fledermaus.
Als Haustier gänzlich zu verneinen,
Da plötzlich steht es auf drei Beinen.
Hieraus ergibt sich nun die Norm:
Der Hund hat keine Eigenform.
Auch ist die Größe nicht benennbar. —
Allein sein „Tun" macht ihn erkennbar!
Beda Hafen
cm.
onaiswe
Abends am Kurfürstendamm. Die ersten
Lichtreklamen flattern. Die Luft ist mild, vom
Boden herauf grölt aus einem Bettlermund
daS schaurige Liebeslied vom elektrischen
Klavier. Neben mir vernehme ich im Gehen
zwei Stimmen.
Er (allem Anschein nach angezecht): „Und
was hatten gnädige Frau augenblicklich vor,
wenn ich fragen darf'?"
Sie (gekünstelt durch die Nase sprechend):
„Ich wollte, offengestanden, irgendwo recht
gut zu Abend egen."
Er (abgehend): „Hm. Na, — denn wünsche
ich Ihnen recht guten Appetit!" . . .
John Försle
Lehrerin in der Grundschule: „Was ver-
steht man unter künstlichem Dünger?"
Eins der Kinder meldet sich nach einigem
Überlegen lind antwortet überzeugt: „Den
künstlichen Dünger machen die Künstler."
di
iraö
Der bekannte Autor P. ist ein Förderer
junger Talente. Er besucht ihre Vorträge
und wölbt sich in der vordersten Reihe. Man
muß der Jugend helfen. Er kommt nicht zu
spät. Er ist pünktlich und gewissenhaft wie
in der Schule. Er gähnt nicht. Er sinkt nicht
zurück. Er verschanzt sich nicht hinter seinem
Taschentuch. Er ist freundlicher Vollmond.
Sein Gesicht spiegelt Wohlwollen. Tempera-
mentvolles Wohlwollen mit Lächeln, Kopf-
schütteln, Abw eh r b ew eg u ng en.
Nach der Vorlesung geht er auf den
jungen Dichter zu. Er schüttelt ihm freund-
schaftlich die Hand. Er läßt sich neben ihm
CAESAR
Eine neuzeitliche Physiognomik
MAX PICARD
DAS MENSCHENGESICHT
Viel mehr, viel reicher als die meisten physiognomischen Bücher seit Lavater, viel
höher zum Himmel hinaufgestreckt und viel tiefer angesetzt im menschlichen Erdreich
erzählt dies merkwürdige,dies bedeutende Buch denZustand desMenschengesichts.
Es ist ein Buch von dem ich mit allem Bewußtsein kritischer Verantwortlichkeit auszu-
sagen wage,daß es eines der entscheidenden Bücher nicht nur dieser Jahre,sondern
eines ganzen Zeitalters ist, ja ich setze es in die oberste Reihe alles dessen, was
überhaupt je vom Wesen des Menschen gesagt worden ist.
Hamburger Fremdenblatt
DROSTE-HOLSHOFF
Es ist notwendig auf dieses Buch und seinen Urheber mit dem stärksten Nachdruck
hinzuweisen: da liegt eine große Urkunde unserer Jahre. Picards Buch erscheint
mir als das vollendetste, als das eigentlich vollziehende Wort in der Welt des
Gegenstandes, der den Menschen unserer Zeit angeht wie kaum ein anderer.
Vossische Zeitung
GÖRRES
Man kann jeden Satz anfassen wie ein Ding, man kann ihn mit sich tragen, weg-
legen, herholen, er besteht. Es ist die Lehre vom menschlichen Gesicht, als dem
gegenwartgewordenen Ewigkeitsgesicht. Eine ganze neuzeitliche Physiognomik ent-
steht in diesem Buch, schließt auf, fordert, warnt, trauert und liebt — und läßt
uns nicht mehr los. Berliner Tageblatt
Liest man in dem erstaunlichen Buche, so ist es als habe man einem Stück der
Schöpfung beigewohnt. Das Buch läßt sich mit einem Bergwerk vergleichen. Stollen
sind geschlagen, es arbeitet darin, aber ringsum glänzen die ungehobenen Metalle.
Von der Sprache aber, die hier gesprochen wird, sagte jemand, sie sei nur dem
Vogelflug vergleichbar. Frankfurter Zeitung
Das Buch erschien in vornehmster Ausstattung - Mit 30 Lichtdrucktafeln
Kartoniert 12.— Mk. Ganzleinen 15.— Mk.
DELPHIN-VERLAG/MÜNCH EN
NIETZSCHE
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend" Bezug zu nehffleI1
<30
1930 /.JUGEND Nr. 4