35. JAHRGANG
1 9 3 0 / NR. 5
H
•t
Alfons Walde
QJer täpoßl
Sei- Himmel ist blau und flimmernd mit
icl du
ein Gemälde von ßeganfini, und der Schnee
gleicht dem Schaufenster eines Pariser
Juweliers. . .
Durch die kalte und starre Pracht fährt
Josef Pflugmayer; er fährt schmale und
OmnibuSspuren, lvie ihn gerade die Laune
packt. Einen steilen Hang nimmt er sogar im
Grätenschritt, aber seine Bewegungen sind
eigenartig und gezwungen. Automatenhaft.
Josef Pflugmayer ist Einzelgänger und
sieht wie ein Apostel aus. Er ist groß und
hager, hat lange, braune Haare, braunen
Bart und weiche, wohlgepflegte Frauenhände.
Aber Apostel trugen seinerzeit keinen Sweater
und fuhren nicht Ski. klnd dieser blmstand,
una aie vernexlen
VON ALEXANDER V. KELLER
da er augenfällig ist, verleiht Pflugmayer
e t i va s a na ch r o m st i s ch - m e ns ch li ch e S.
Dort oben, in der Eiswäste, bemerkte er eS
zum erstenmal und blieb nachdenklich stehen.
Irgend etwas stimmte mit seinen Skiern nicht
.. . Das rechte Brett zog und drängte und
trieb ihn, Bewegungen zu machen, die seiner
Natur fremd waren, über die er sich keine
Rechenschaft geben konnte; und loenn er fuhr,
gab es einen leisen Ton, wie das Summen
einer Hummel über warmen, fonnendnrch-
glühten Gräsern . . . Langsam und berechnend
soll der Stemmbogen aus den Hüften heraus
angefetzc und gedreht werden, aber Pflug-
ier
mayer übersah S kigesctze, die so alt waren
wie die Veit. . . Eine unerklärliche Eile hatte
ihn gefaßt und trieb ihn vorwärts, hinab in
das milchige Grau des Bodennebels, unter
dem unerklärliche Geheimnisse zu schlummern
schienen. . . Der Schnee hatte gebackt und
klebte in Ballen an den Brettern, aber das
konnte es nicht fein; denn auch später, als ein
kalter und spröder Wind ans dem Osten die
Fläcbe verharschte, wurde eS nicht besser. . .
So lehnte Josef Pflugmayer an seinen
Stöcken, senkte das haarnnnvallte Haupt und
begann nachzujmnen . . . blnd in diesen Ge-
danken traf ihn Ander! Wog-orer, ein grober
und anmaßender Mensch aus den österreichi-
schen Alpen, ungehobelt und wüst wie die
rV
\
s v.
S k isör i ii g
R. P f a e h l e r o. D t h c g r a u c u
1 9 3 0 / NR. 5
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Alfons Walde
QJer täpoßl
Sei- Himmel ist blau und flimmernd mit
icl du
ein Gemälde von ßeganfini, und der Schnee
gleicht dem Schaufenster eines Pariser
Juweliers. . .
Durch die kalte und starre Pracht fährt
Josef Pflugmayer; er fährt schmale und
OmnibuSspuren, lvie ihn gerade die Laune
packt. Einen steilen Hang nimmt er sogar im
Grätenschritt, aber seine Bewegungen sind
eigenartig und gezwungen. Automatenhaft.
Josef Pflugmayer ist Einzelgänger und
sieht wie ein Apostel aus. Er ist groß und
hager, hat lange, braune Haare, braunen
Bart und weiche, wohlgepflegte Frauenhände.
Aber Apostel trugen seinerzeit keinen Sweater
und fuhren nicht Ski. klnd dieser blmstand,
una aie vernexlen
VON ALEXANDER V. KELLER
da er augenfällig ist, verleiht Pflugmayer
e t i va s a na ch r o m st i s ch - m e ns ch li ch e S.
Dort oben, in der Eiswäste, bemerkte er eS
zum erstenmal und blieb nachdenklich stehen.
Irgend etwas stimmte mit seinen Skiern nicht
.. . Das rechte Brett zog und drängte und
trieb ihn, Bewegungen zu machen, die seiner
Natur fremd waren, über die er sich keine
Rechenschaft geben konnte; und loenn er fuhr,
gab es einen leisen Ton, wie das Summen
einer Hummel über warmen, fonnendnrch-
glühten Gräsern . . . Langsam und berechnend
soll der Stemmbogen aus den Hüften heraus
angefetzc und gedreht werden, aber Pflug-
ier
mayer übersah S kigesctze, die so alt waren
wie die Veit. . . Eine unerklärliche Eile hatte
ihn gefaßt und trieb ihn vorwärts, hinab in
das milchige Grau des Bodennebels, unter
dem unerklärliche Geheimnisse zu schlummern
schienen. . . Der Schnee hatte gebackt und
klebte in Ballen an den Brettern, aber das
konnte es nicht fein; denn auch später, als ein
kalter und spröder Wind ans dem Osten die
Fläcbe verharschte, wurde eS nicht besser. . .
So lehnte Josef Pflugmayer an seinen
Stöcken, senkte das haarnnnvallte Haupt und
begann nachzujmnen . . . blnd in diesen Ge-
danken traf ihn Ander! Wog-orer, ein grober
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schen Alpen, ungehobelt und wüst wie die
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