war ein Schwingen unmöglich, aber im letzten
Augenblick brachen die Bretter nach links aus,
wie von einer magischen Gewalt gestoßen,
und Josef Pflugmayer stoppte...
„Ski-Heil", sagte er herzlich, und Ulla
Meinicke betrachtete den wohlgepflegten
Mann begeistert. Denn etwas wie eine
Jnstinkterinnerung aus längst vergangenen
Zeiten stieg in ihr auf, aus Zeiten, in denen
die Männer noch mit Spielen um das Herz
des Weibes warben. . .
Aufstieg W alther Bertrairi
®*e strahlte und be- AlfonsWalde
wunderte den Apostel um
seiner Kunst willen; ihre
Augen fuhren zärtlich über
seine braunen, welligen
Haare und den langen
^art; sie suchten seine %
wohlgepflegten Hände, die
so wohlig wirken mußten
wie sorgsame Mutter-
hände . . . Und ste begann
in dem Augenblick Ander!
Wögerer, den Mann aus
den Bergen, zu verab-
scheuen ...
In einer fast dunklen,
halboffenen Hütte aßen
>ie von den zusammengelegten Vorräten und
sprachen über herrliche Dinge. Aber des
Apostels Schienbeine und UllaS Knie litten
bei dieser Unterhaltung, und Ander! WögererS
zynische Bemerkungen wirkten wie das Kratzen
eines scharfen Fingernagels auf einer Glas-
platte . .. Die Skier standen lotrecht im
Schnee, und von des Apostels Brettern ging
ein Fluidum aus; wenn die Sonne auf sie
schien, zitterten sie leise und gaben einen
hohen, sanften, lockenden Ton von sich . . .
Später badeten sie in der warmen Nach-
mittagssonne, mitten zwischen den gigantischen
Bergen... Scheußlich klein und unansehnlich
stand Ulla aus der endlosen Fläche, wie ein
Staubkorn am Hang des riesigen Berges.
Aber als Ändert, der unermüdliche Mann,
näherkam, schien das Gebirge zum Staubkorn
zusammenzusinken, und die ganze große Land-
schaft schien nur Ulla zu gehören. .. Denn in
ihren Augen lag eine Verheißung ewiger
Unsterblichkeit. . .
Sie ging hinter die Hütte und zog ihren
cJ^LneefcLuLlau/er
THE VON ROM
Rings Atemlust, in Sonnenschnee geweitet —
Die flimmerweiße Fläche fernt sich nah,
und schlanker Bretter Spitzschwung gleitet
in körperloser Abfahrt zeitunendlich
zutal — zutal — den gipfelseligen Traum
mit glatten Runen, allenchalben kenntlich,
einzeichnend in der Stunde flüchtigen Raum.
Pullover aus und ließ die ultravioletten
Strahlen auf ihren Körper wirken. Aber
Ander! Wögerer stand hinter der brüchigen
Bretterwand und konstatierte allerhand, was
ihm große und ungetrübte Freude bereitete.
Der Apostel fettete feine Bretter ein und war
rot und verlegen, und seine Lippen bewegten
sich wie im Gebet, im großen, seelen- und
körperreinigenden Gebet um das Wohl seines
wüsten Weggenossen. .. Ein solcher Mann
war der Apostel.
Und dann fuhren sie durch die Dämmerung.
Der Schnee flel in großen Flocken und backte,
daß sie manchmal kaum die Füße heben konn-
ten. Sie hinterließen zwei OmnibuSspuren,
aber die Spuren gingen knapp nebeneinander,
während eine dritte, schmale, kreuz und quer
über die Linien fuhr. Denn Ander! Wögerer
stapfte wütend und brutal hinterdrein und
bemühte sich, auf jede nur mögliche Art seine
Verachtung kundzutun.
Ulla und der Apostel fuhren Brett an Brett
durch die dichte Stille. Und das Schweigen
der Natur erfüllte ihre lauten Herzen und
ließ sie rascher schlagen. Es war wie ein
stummes, langes Werben zweier Menschen,
eines um den anderen... ein zärtliches Nähern
und Abstoßen. Das uralte Menschenspiel.
Den letzten, steilen, bewachsenen Hang zur
Hütte fuhren sie im wundervollen Slalom.
Die Skier zogen den Apostel mit wunder-
(Forts. S. 78)
Verhüllte Niederung.. nur sternbesäte Weite,
vom holzgelängten Schritt brünstig errungen,
vom klaren Dauerblick erfaßt, erlebt!
Des Schenkels Wendung, und der Schulter
Drang
teilt sich dem Knie mit, das zur Höhe strebt,
all wo die Schanze turmsteil aufgeklungen . ..
Auf weißgebäumten Spiegel gleiten, gleiten ..
ein jäher Luftsatz — weißer Reiherflug —
Und Fernen fallen nieder, herzschlaglang,
Schnee stäubt und Arme schwingen, Hüfte
stemmt —
Langbretter gleichgewichten, triumphieren . . .
O erdgelöste Wonne, ungehemmt
in reine meiste Welten sich verlieren,
zeitlos entkörpert einen Atemzug!
69
Augenblick brachen die Bretter nach links aus,
wie von einer magischen Gewalt gestoßen,
und Josef Pflugmayer stoppte...
„Ski-Heil", sagte er herzlich, und Ulla
Meinicke betrachtete den wohlgepflegten
Mann begeistert. Denn etwas wie eine
Jnstinkterinnerung aus längst vergangenen
Zeiten stieg in ihr auf, aus Zeiten, in denen
die Männer noch mit Spielen um das Herz
des Weibes warben. . .
Aufstieg W alther Bertrairi
®*e strahlte und be- AlfonsWalde
wunderte den Apostel um
seiner Kunst willen; ihre
Augen fuhren zärtlich über
seine braunen, welligen
Haare und den langen
^art; sie suchten seine %
wohlgepflegten Hände, die
so wohlig wirken mußten
wie sorgsame Mutter-
hände . . . Und ste begann
in dem Augenblick Ander!
Wögerer, den Mann aus
den Bergen, zu verab-
scheuen ...
In einer fast dunklen,
halboffenen Hütte aßen
>ie von den zusammengelegten Vorräten und
sprachen über herrliche Dinge. Aber des
Apostels Schienbeine und UllaS Knie litten
bei dieser Unterhaltung, und Ander! WögererS
zynische Bemerkungen wirkten wie das Kratzen
eines scharfen Fingernagels auf einer Glas-
platte . .. Die Skier standen lotrecht im
Schnee, und von des Apostels Brettern ging
ein Fluidum aus; wenn die Sonne auf sie
schien, zitterten sie leise und gaben einen
hohen, sanften, lockenden Ton von sich . . .
Später badeten sie in der warmen Nach-
mittagssonne, mitten zwischen den gigantischen
Bergen... Scheußlich klein und unansehnlich
stand Ulla aus der endlosen Fläche, wie ein
Staubkorn am Hang des riesigen Berges.
Aber als Ändert, der unermüdliche Mann,
näherkam, schien das Gebirge zum Staubkorn
zusammenzusinken, und die ganze große Land-
schaft schien nur Ulla zu gehören. .. Denn in
ihren Augen lag eine Verheißung ewiger
Unsterblichkeit. . .
Sie ging hinter die Hütte und zog ihren
cJ^LneefcLuLlau/er
THE VON ROM
Rings Atemlust, in Sonnenschnee geweitet —
Die flimmerweiße Fläche fernt sich nah,
und schlanker Bretter Spitzschwung gleitet
in körperloser Abfahrt zeitunendlich
zutal — zutal — den gipfelseligen Traum
mit glatten Runen, allenchalben kenntlich,
einzeichnend in der Stunde flüchtigen Raum.
Pullover aus und ließ die ultravioletten
Strahlen auf ihren Körper wirken. Aber
Ander! Wögerer stand hinter der brüchigen
Bretterwand und konstatierte allerhand, was
ihm große und ungetrübte Freude bereitete.
Der Apostel fettete feine Bretter ein und war
rot und verlegen, und seine Lippen bewegten
sich wie im Gebet, im großen, seelen- und
körperreinigenden Gebet um das Wohl seines
wüsten Weggenossen. .. Ein solcher Mann
war der Apostel.
Und dann fuhren sie durch die Dämmerung.
Der Schnee flel in großen Flocken und backte,
daß sie manchmal kaum die Füße heben konn-
ten. Sie hinterließen zwei OmnibuSspuren,
aber die Spuren gingen knapp nebeneinander,
während eine dritte, schmale, kreuz und quer
über die Linien fuhr. Denn Ander! Wögerer
stapfte wütend und brutal hinterdrein und
bemühte sich, auf jede nur mögliche Art seine
Verachtung kundzutun.
Ulla und der Apostel fuhren Brett an Brett
durch die dichte Stille. Und das Schweigen
der Natur erfüllte ihre lauten Herzen und
ließ sie rascher schlagen. Es war wie ein
stummes, langes Werben zweier Menschen,
eines um den anderen... ein zärtliches Nähern
und Abstoßen. Das uralte Menschenspiel.
Den letzten, steilen, bewachsenen Hang zur
Hütte fuhren sie im wundervollen Slalom.
Die Skier zogen den Apostel mit wunder-
(Forts. S. 78)
Verhüllte Niederung.. nur sternbesäte Weite,
vom holzgelängten Schritt brünstig errungen,
vom klaren Dauerblick erfaßt, erlebt!
Des Schenkels Wendung, und der Schulter
Drang
teilt sich dem Knie mit, das zur Höhe strebt,
all wo die Schanze turmsteil aufgeklungen . ..
Auf weißgebäumten Spiegel gleiten, gleiten ..
ein jäher Luftsatz — weißer Reiherflug —
Und Fernen fallen nieder, herzschlaglang,
Schnee stäubt und Arme schwingen, Hüfte
stemmt —
Langbretter gleichgewichten, triumphieren . . .
O erdgelöste Wonne, ungehemmt
in reine meiste Welten sich verlieren,
zeitlos entkörpert einen Atemzug!
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