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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 35.1930, (Nr. 1-52)

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E. Henel

LJ)er (Omianger

„Gnädige Frau, Sie tanzen ideal!

Gnädige Frau, war «das der Herr Gemahl?
Gnädige Frau, er wirkte etwas matt,

Wo er doch eine so entzückende Gattin hat."

„Gnädige Frau, Sie nehmen das Leben

zu schwer!

Gnädige Frau, Sie kommen za selten her!
Gnädige Frau, wenn man jung ist, wird

Tanzen zur Pflicht.

Und was halten Sie von etwas Privat-
unterricht?"

„Gnädige Frau sind also nicht abgeneigt!
Gnädige Frau, keine Angst, ein Gentleman

schweigt!

Gnädige Frau sind die Einzige hier, die mondän.
Und was sollte schon wirklich, wenn man

nicht dumm ist, gescheh'n?"

„Gnädige Frau, Ihr Blick geht mir bis

ins Mark!

Gnädige Frau, meine Schulden sind nicht

j° arg!

Gnädige Frau, das sind alles Banausen hier.
Und ich erwarte Sie also dann morgen

Nachmittag bei mir!"

Fritz Schick



as iansst man nn

czJciJching P

Es hat sich leider herausgestellt, daß die
modernen Tänze auf die Dauer monoton
werden. Das zeigt sich am deutlichsten in der
Tatsache, daß die Tanzwut allmählich in
eine Rummy- und Dridgemanie auSartete,
was nicht in der Linie der mondänen Ent-
wicklung liegt und außerdem auch nicht der
Linie unserer Damen liegt. Der selige Walzer
konnte sich länger halten als unsere Fox und
Tangos und Blues; das lag daran, daß der
Walzer trotz der Monotonie des Drehens
über größere Varianten der musikalischen
Themen verfügte. Kurz, es hat sich die Not-
wendigkeit ergeben, unsere mondänen Tänze
abwechslungsreicher und variabler zu gestalten.
Ich kann heute bereits verraten, daß dieses
Ziel vollkommen erreicht wurde. Ein Tanz-
meister, der soeben auS dem unerforschten
Afrika zurückkehrte, bringt von dort die
neuesten Modetänze mit, und er war so
liebenswürdig, mir einige davon präzise zu
schildern. Man wird also im heurigen
Fasching tanzen:

L e i ch e n b i t t e r - T a n g o
Es wird jedermann bereits ausgefallen sein,
daß sich in der Art, wie der Tango gegen-
wärtig getanzt wird, noch nicht die richtige
todtraurige Stimmung und diese komplette
Wurschtigkeit ausdrückt, wie sie einem Tanz

Zeitgemäßes P r o b l e m

Wenn es nur eine Maske gäbe, die es motivierte, noch weniger als nichts anzuziehen!"

Der Pedant

„Warum müssen Sie es denn schon heute
wissen, ob ich mich mit Ihnen liieren will?"

„Weil ich heute die Personalsragen für den
ganzen Fasching im voraus regeln will."

eigen sein soll. Ab lind zu stiehlt sich doch
ein störendes Lächeln auf die Lippen unserer
Tänzerinnen und Tänzer, und manchmal er-
eignet es sich sogar, daß sich die Partner beim
Tanz ansehen. Aus diesem Grund, und um
die oben geschilderten Mißstände radikal ab-
zustellen, wird in der heurigen Saison der
sogenante „Leichenbitter-Tango" kreiert. Er
wird so getanzt: Der Herr wankt seiner Dame
zu und fordert sie aus. Sie gibt mit einem
hoffnungslosen Kopfnicken ihre Bereitwillig-
keit kund. Dann machen beide einige Schleis-
schritte dem Grabe zu. Die Kopfhaltung der
Tänzer drückt ungefähr Genickstarre aus.
Die Körperhaltung muß ein baldiges Er-
löschen markieren. Die Hände finden sich m
Register
Rudolf Matouschek: Zeitgemäßes Problem
Edwin Hermann Henel: Der Pedant
Fritz Schick: Der Eintänzer
Wilhelm Lichtenberg: Was tanzt man im Fasching?
 
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