der schmalen bronzenen Hand heraus. Er
iixti' so gemein und verdrückte sie allein.
blnd >dann hieb er ein Loch in den Kanal,
einen halben Meter breit. Sprang. Sprang
zu kurz. Sprang Ln den Kanal und war
verschwunden. Die Zigeunerin stand in der
Tür und schrie aus. Ich lag schon aus den
Knieen und sischte nach meinem Bruder.
Heulte und angelte nach ihm. Neben mir
stand die Zigeunerin und heulte auch. Alle
Jungen und Mädchen standen herum.
Wir griffen ihn auch wirklich. Er schien
tot zu sein. Wir trugen ihn zum blfer.
Die Zigeunerin rannte vorweg and öffnete
die Tür. Wie selbstverständlich, bl nt er der
roten Laterne hindurch trugen wir meinen
Bruder ins Haus. In ein rotes Zimmer.
Wir legten ihn auf ein Bett, mein Bruder
schlug die Augen auf. Die Zigeunerin
streichelte sein blondes Haar und hatte eine
fremde Sprache. Zärtlich war diese Sprache
sicher. Mein Bruder lächelte unter diesen
Worten vergnügt. Er bekam einen Kümmel
zu trinken. Ich auch. Er bekam noch einen
zu trinken. Ich nicht. Ich mußte gehen und
ineinen Dater rufen.
Mein Dater lachte, als ich ihm sagte, lvo
Kalle lag. Er kam gleich mit. Ich mußte
Aalles neuen Anzug tragen. Kalle war sehr
vergnügt. Die Zigeunerin streichelte ihn immer-
noch. Während er sich anzog, sah ich mich
um. Nur von unten hoch, verguer. Denn
die Bilder an den Wänden waren drifte.
Aber viel lieber sah ich mir doch die junge
Zigeunerin an.
Dann gingen wir zu dritt zu meiner Mutter.
Don der stammt der Ausdruck Lottevbett.
Sie sagte: „Auf solch einem Lottevbett hat der
Junge gelegen!" Aber wunderbar war das
rote Zimmer, unendlich schön die junge Sioux,
die konnte sie auch fein mit dieser Haut. Die
junge Zigeunerin. Damals. Damals als noch
die alten Buden am Kanal standen. Die
Kneipen mit Kümmel und Anis. Die Kneipen
irn't den roten Laternen.
meyifcamfcLes fjuii/a
aum
3^>n B^^e liegt Amerika nun trocken,
jolveit man heimlich nicht unheimlich fäust,
und atle Trocknen jubeln und frohlocken,
weil nun die Saat der Prohibition reift!
Auf Halbmast aber standen alle Fahnen
der Grapen — und der Zähren rannen viel —
und wenn sie seufzten, weil sie Böses ahnen,
so rochen ihre Seufzer nach Methyl-
^och als den „GotteS-Segen" man betrachtet,
den dieses Alkoholverbot vermocht,
ergab's: zweihundert Menschen hingeschlachtet,
ziveihundertdreißigtaufemb eingelocht.
Diel hundert Leute kriegten blaue Bohnen
in friedlich-ehrenvoller Schmuggler-Schlacht:
was rund vierhundert Dollar-Millionen
an Spesen für die Trockenlegung macht-
llnd vierunddreißigtaufend sind beiläufig
an Alkohol-Dergiftungen verreckt — —
Doch dieser Fall ist nur bei Armen häufig:
wer Geld hat, kriegt ganz einwandfreien Sekt!
Karl Kinndt
(Zimmer wieder die Qddode ...
VON RENE BIZET
blnsere schönsten LiebeSerinnerungen tragen
die Kleider unserer Jugend
Der Mode zu folgen, ist Höflichkeit gegen
seine Zeit.
---
Die Frau verachtet den Mann, der seiner
Kleidung zu viel Sorgfalt widmet; sie ver-
teidigt ihr Privilegium.
Es gibt Frauen, die dumm genug sind,
durch ihre Kleidung ru reiaen, daß sie
„Intellektuelle" sind.'
blnsere Großmütter bewahrten die Kleider
ihrer großen Erinnerungen, blnsere Töchter
bewahren nicht einmal die Erinnerung an ihre
Kleider.
(Übertragen von Rose Richter)
|kl
- W
B o r s t a d t k! n d e r
Leopold Gedö
103
iixti' so gemein und verdrückte sie allein.
blnd >dann hieb er ein Loch in den Kanal,
einen halben Meter breit. Sprang. Sprang
zu kurz. Sprang Ln den Kanal und war
verschwunden. Die Zigeunerin stand in der
Tür und schrie aus. Ich lag schon aus den
Knieen und sischte nach meinem Bruder.
Heulte und angelte nach ihm. Neben mir
stand die Zigeunerin und heulte auch. Alle
Jungen und Mädchen standen herum.
Wir griffen ihn auch wirklich. Er schien
tot zu sein. Wir trugen ihn zum blfer.
Die Zigeunerin rannte vorweg and öffnete
die Tür. Wie selbstverständlich, bl nt er der
roten Laterne hindurch trugen wir meinen
Bruder ins Haus. In ein rotes Zimmer.
Wir legten ihn auf ein Bett, mein Bruder
schlug die Augen auf. Die Zigeunerin
streichelte sein blondes Haar und hatte eine
fremde Sprache. Zärtlich war diese Sprache
sicher. Mein Bruder lächelte unter diesen
Worten vergnügt. Er bekam einen Kümmel
zu trinken. Ich auch. Er bekam noch einen
zu trinken. Ich nicht. Ich mußte gehen und
ineinen Dater rufen.
Mein Dater lachte, als ich ihm sagte, lvo
Kalle lag. Er kam gleich mit. Ich mußte
Aalles neuen Anzug tragen. Kalle war sehr
vergnügt. Die Zigeunerin streichelte ihn immer-
noch. Während er sich anzog, sah ich mich
um. Nur von unten hoch, verguer. Denn
die Bilder an den Wänden waren drifte.
Aber viel lieber sah ich mir doch die junge
Zigeunerin an.
Dann gingen wir zu dritt zu meiner Mutter.
Don der stammt der Ausdruck Lottevbett.
Sie sagte: „Auf solch einem Lottevbett hat der
Junge gelegen!" Aber wunderbar war das
rote Zimmer, unendlich schön die junge Sioux,
die konnte sie auch fein mit dieser Haut. Die
junge Zigeunerin. Damals. Damals als noch
die alten Buden am Kanal standen. Die
Kneipen mit Kümmel und Anis. Die Kneipen
irn't den roten Laternen.
meyifcamfcLes fjuii/a
aum
3^>n B^^e liegt Amerika nun trocken,
jolveit man heimlich nicht unheimlich fäust,
und atle Trocknen jubeln und frohlocken,
weil nun die Saat der Prohibition reift!
Auf Halbmast aber standen alle Fahnen
der Grapen — und der Zähren rannen viel —
und wenn sie seufzten, weil sie Böses ahnen,
so rochen ihre Seufzer nach Methyl-
^och als den „GotteS-Segen" man betrachtet,
den dieses Alkoholverbot vermocht,
ergab's: zweihundert Menschen hingeschlachtet,
ziveihundertdreißigtaufemb eingelocht.
Diel hundert Leute kriegten blaue Bohnen
in friedlich-ehrenvoller Schmuggler-Schlacht:
was rund vierhundert Dollar-Millionen
an Spesen für die Trockenlegung macht-
llnd vierunddreißigtaufend sind beiläufig
an Alkohol-Dergiftungen verreckt — —
Doch dieser Fall ist nur bei Armen häufig:
wer Geld hat, kriegt ganz einwandfreien Sekt!
Karl Kinndt
(Zimmer wieder die Qddode ...
VON RENE BIZET
blnsere schönsten LiebeSerinnerungen tragen
die Kleider unserer Jugend
Der Mode zu folgen, ist Höflichkeit gegen
seine Zeit.
---
Die Frau verachtet den Mann, der seiner
Kleidung zu viel Sorgfalt widmet; sie ver-
teidigt ihr Privilegium.
Es gibt Frauen, die dumm genug sind,
durch ihre Kleidung ru reiaen, daß sie
„Intellektuelle" sind.'
blnsere Großmütter bewahrten die Kleider
ihrer großen Erinnerungen, blnsere Töchter
bewahren nicht einmal die Erinnerung an ihre
Kleider.
(Übertragen von Rose Richter)
|kl
- W
B o r s t a d t k! n d e r
Leopold Gedö
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