Faschingsplauder ei
„Na Kleone, weißte denn ooch, wer ick bin?" — „Ja, 'n oller Affe, uff Mensch maskiert."
solche Kandidaten und Parteien zu unter-
stützen, di'e sich verpstichten, die FaschingS-
belange in den Parlamenten mit aller Tat-
kraft zu vertreten. Faschingskunde muß
ordentlicher Lehrgegenstand in allen Schulen
werden, von der Volksschule bis zur Uni-
versität; an den Hochschulen sind Lehrstühle
sür Carnevalologie einzurichten. Die akade-
misch gebildeten Faschinger, die selbstverständ-
lich auch zum Dr. rer: carn. promovieren
können, sind natürlich in höhere Besoldungs-
gruppen einzustufen; die Wertschätzung des
Faschings wird auf diese Weise bedeutend
gesteigert. Den Forderungen der heutigen,
nun einmal sportlich eingestellten Zeit ist in-
sofern Rechnung zu tragen, als auch der
Fasching durch Vermehrung der schon üblichen
und Einführung neuer Wettbewerbe — Tanz,
Schönheit, originellste Kostüme, minimalster
Stoffverbrauch usw. — einen mehr sport-
lichen Charakter erhält: Fasching muß Volks-
sport werden. Ist dieses Ziel erreicht and der
Fasching wieder fest im Volksbewußtsein und
in der Verfassung verankert, dann dürften
auch der Einführung der allgemeinen FaschingS-
dienstpsticht keine Hindernisse mehr im Wege
stchen.
Dis dahin aber gilt es Anspannung aller
Kräfte, zur Förderung des Faschings, zum
Wöhle unseres geliebten Volkes und Vater-
landes, zum Wöhle der gesamten Kultur-
menschheit! Hans Seiffert
Aribert LüderS war ein Pfarrerssohn
irgendwo auS dem Hannoverschen oder Braun-
schweigischen und studierte in München klas-
sische Philologie. Ein Musterknabe, sage ich
euch. Ein Mensch von geradezu aufreizend
solidein Lebenswandel, sage ich euch. Ein
schnöder Rohköstler, ein Antialkoholiker,
Fr. Heubner
Antinikotiniker, Antierotiker, mit einem Wort:
ein nüchternes Scheusal.
Als es so sachte auf den Fasching losging,
fragte ich ihn eines TageS: „Na, LüderS, was
haben Sie für den Fasching vor?"
Mit einem Blick tiefster Verachtung strafte
er mich verderbtes Weltkind und ließ dann
eine wohlgesetzte Rede vom Stapel:
„Ich will mit diesen unans-tändigen Dingen
nichts zu tun haben, vers-tehen Sie? Mit
diesem schamlos lüsternen S-piel, mit diesem
sinnlichen Taumel, mit diesem maßlosen Kon-
sum von S-peisen und S-pirituosen! Nie,
nie, werde ich mich $u so etwas hergeben..
Und dann kam der Fasching, und man
hatte alle Hände voll zu tun — ihr wißt ja,
wie das so zugeht.
Und eines Nachts sitzen wir da, eine lustige,
bunte, lärmende Gesellschaft; da höre ich auf
einmal am Nebentisch eine bekannte Stimme:
„Nun, mein — hck — Zuckers-ternchen,
willst du — hck — nicht noch ein S-tückchen
näher ranrücken?"
Ich schaue mich um — da sitzt ein hell-
blonder, blauäugiger Beduinenscheich, eine
halbnackte Odaliske auf den Knien. Unb
dieser Beduinenscheich ist natürlich Aribert
LüderS. Sehr alkoholisch insiziert.
„Du hier auf dem Maskenball?" sage ich.
„Ja!" doziert er mit schönem Pathos.
„Sich selbst besiegen, ist der — hck — schönste
Sieg ..." hs.
120
„Na Kleone, weißte denn ooch, wer ick bin?" — „Ja, 'n oller Affe, uff Mensch maskiert."
solche Kandidaten und Parteien zu unter-
stützen, di'e sich verpstichten, die FaschingS-
belange in den Parlamenten mit aller Tat-
kraft zu vertreten. Faschingskunde muß
ordentlicher Lehrgegenstand in allen Schulen
werden, von der Volksschule bis zur Uni-
versität; an den Hochschulen sind Lehrstühle
sür Carnevalologie einzurichten. Die akade-
misch gebildeten Faschinger, die selbstverständ-
lich auch zum Dr. rer: carn. promovieren
können, sind natürlich in höhere Besoldungs-
gruppen einzustufen; die Wertschätzung des
Faschings wird auf diese Weise bedeutend
gesteigert. Den Forderungen der heutigen,
nun einmal sportlich eingestellten Zeit ist in-
sofern Rechnung zu tragen, als auch der
Fasching durch Vermehrung der schon üblichen
und Einführung neuer Wettbewerbe — Tanz,
Schönheit, originellste Kostüme, minimalster
Stoffverbrauch usw. — einen mehr sport-
lichen Charakter erhält: Fasching muß Volks-
sport werden. Ist dieses Ziel erreicht and der
Fasching wieder fest im Volksbewußtsein und
in der Verfassung verankert, dann dürften
auch der Einführung der allgemeinen FaschingS-
dienstpsticht keine Hindernisse mehr im Wege
stchen.
Dis dahin aber gilt es Anspannung aller
Kräfte, zur Förderung des Faschings, zum
Wöhle unseres geliebten Volkes und Vater-
landes, zum Wöhle der gesamten Kultur-
menschheit! Hans Seiffert
Aribert LüderS war ein Pfarrerssohn
irgendwo auS dem Hannoverschen oder Braun-
schweigischen und studierte in München klas-
sische Philologie. Ein Musterknabe, sage ich
euch. Ein Mensch von geradezu aufreizend
solidein Lebenswandel, sage ich euch. Ein
schnöder Rohköstler, ein Antialkoholiker,
Fr. Heubner
Antinikotiniker, Antierotiker, mit einem Wort:
ein nüchternes Scheusal.
Als es so sachte auf den Fasching losging,
fragte ich ihn eines TageS: „Na, LüderS, was
haben Sie für den Fasching vor?"
Mit einem Blick tiefster Verachtung strafte
er mich verderbtes Weltkind und ließ dann
eine wohlgesetzte Rede vom Stapel:
„Ich will mit diesen unans-tändigen Dingen
nichts zu tun haben, vers-tehen Sie? Mit
diesem schamlos lüsternen S-piel, mit diesem
sinnlichen Taumel, mit diesem maßlosen Kon-
sum von S-peisen und S-pirituosen! Nie,
nie, werde ich mich $u so etwas hergeben..
Und dann kam der Fasching, und man
hatte alle Hände voll zu tun — ihr wißt ja,
wie das so zugeht.
Und eines Nachts sitzen wir da, eine lustige,
bunte, lärmende Gesellschaft; da höre ich auf
einmal am Nebentisch eine bekannte Stimme:
„Nun, mein — hck — Zuckers-ternchen,
willst du — hck — nicht noch ein S-tückchen
näher ranrücken?"
Ich schaue mich um — da sitzt ein hell-
blonder, blauäugiger Beduinenscheich, eine
halbnackte Odaliske auf den Knien. Unb
dieser Beduinenscheich ist natürlich Aribert
LüderS. Sehr alkoholisch insiziert.
„Du hier auf dem Maskenball?" sage ich.
„Ja!" doziert er mit schönem Pathos.
„Sich selbst besiegen, ist der — hck — schönste
Sieg ..." hs.
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