1930 / JUGEND Nr. 8
CJJer beffere fjalirganö
Ich hatte sie schon eine ganze Weile ins Monokel gefaßt: — hübsche
Blondine in langstiligem Abendkleid. Gutgestrichene Fassade. Mit
lauen Gliedmaßen und einem Stich Ins Lebensmüde. Mutter-
seelenallein saß sie in ihrer Loge. Allein — wie Ariadne auf NaxoS.
Ich weiß nicht.. . aber ach kann einfach keine einsamen Frauen
sehen. Gleich 'bekomm' ich Anschlußgedanken. Also auf nach NaxoS . ..!
Ob sie etwas dagegen hätte. . .? Nein, dagegen hatte sie nichts.
Aber offenbar auch nichts dafür. Oder wenigstens nicht viel. Denn
sie öffnete nur mit äußerster Sparsamkeit ihre makellos lackierten
Lippen. Und auch das nur zu einem diskreten Gähnen.
Zuweilen hob sie das Lorgnon an die Augen und ließ besorgte Blicke
über das wogende Knäuel der Tanzenden schweifen. Einmal droht sie
säuerlich lächelnd mit dem Finger. Ich folge der Richtung. Der Droh-
finger gilt einer schicken kleinen Person in schlvarzseidenen Cowboy-
Hosen. Eben tanzt sie an.unserer Loge vorüber. Tanzt und flirtet wie
der Satan. Mit blitzenden Zähnen. Und moussierenden Augen . . .
Eine Freundin, tariere ich. Oder vielleicht gar . . . das Töchterlein . ..?
Heutzutage weiß man ja nie...! Verdammt fesches Kerlchen jeden-
falls. Kein Vergleich mit der faden Ziege neben mir! UnverpanschteS
Jugendmousfeux! Vielleicht, daß man irgendwie der Kleinen habhaft
werden kann . .. Vielleicht durch gütige Vermittlung der — Mama?
Gerade setzt die Musik noch einmal zu einem Slowfox ein. Ich
riskiere eine eminent ehrfürchtige Verbeugung.
„Wollen wir nicht auch ein bißchen tanzen, Gnädigste?"
Aber meine kühle Blonde schüttelt ablehnend den Kopf. Bekümmert
folgt ihr Blick dem Schwung der schloarzseidenen Cowboy Hosen.
„O danke, nein. Ich mache nur nichts daraus. . . Und außerdein
muß ich Mutti im Auge behalten. Damit sie mir nicht über die
Stränge haut!" Caren
i
%
Entgegenkommen
„Weißte, Kl eene, Alter schützt eben nich vor Torheit!"
„Wenn det Alter wirtschaftlich gut fundiert iS, kann eS mir jar-
nicht dumm jenug sein!"
CJJer beffere fjalirganö
Ich hatte sie schon eine ganze Weile ins Monokel gefaßt: — hübsche
Blondine in langstiligem Abendkleid. Gutgestrichene Fassade. Mit
lauen Gliedmaßen und einem Stich Ins Lebensmüde. Mutter-
seelenallein saß sie in ihrer Loge. Allein — wie Ariadne auf NaxoS.
Ich weiß nicht.. . aber ach kann einfach keine einsamen Frauen
sehen. Gleich 'bekomm' ich Anschlußgedanken. Also auf nach NaxoS . ..!
Ob sie etwas dagegen hätte. . .? Nein, dagegen hatte sie nichts.
Aber offenbar auch nichts dafür. Oder wenigstens nicht viel. Denn
sie öffnete nur mit äußerster Sparsamkeit ihre makellos lackierten
Lippen. Und auch das nur zu einem diskreten Gähnen.
Zuweilen hob sie das Lorgnon an die Augen und ließ besorgte Blicke
über das wogende Knäuel der Tanzenden schweifen. Einmal droht sie
säuerlich lächelnd mit dem Finger. Ich folge der Richtung. Der Droh-
finger gilt einer schicken kleinen Person in schlvarzseidenen Cowboy-
Hosen. Eben tanzt sie an.unserer Loge vorüber. Tanzt und flirtet wie
der Satan. Mit blitzenden Zähnen. Und moussierenden Augen . . .
Eine Freundin, tariere ich. Oder vielleicht gar . . . das Töchterlein . ..?
Heutzutage weiß man ja nie...! Verdammt fesches Kerlchen jeden-
falls. Kein Vergleich mit der faden Ziege neben mir! UnverpanschteS
Jugendmousfeux! Vielleicht, daß man irgendwie der Kleinen habhaft
werden kann . .. Vielleicht durch gütige Vermittlung der — Mama?
Gerade setzt die Musik noch einmal zu einem Slowfox ein. Ich
riskiere eine eminent ehrfürchtige Verbeugung.
„Wollen wir nicht auch ein bißchen tanzen, Gnädigste?"
Aber meine kühle Blonde schüttelt ablehnend den Kopf. Bekümmert
folgt ihr Blick dem Schwung der schloarzseidenen Cowboy Hosen.
„O danke, nein. Ich mache nur nichts daraus. . . Und außerdein
muß ich Mutti im Auge behalten. Damit sie mir nicht über die
Stränge haut!" Caren
i
%
Entgegenkommen
„Weißte, Kl eene, Alter schützt eben nich vor Torheit!"
„Wenn det Alter wirtschaftlich gut fundiert iS, kann eS mir jar-
nicht dumm jenug sein!"