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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 35.1930, (Nr. 1-52)

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Nr. 42
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https://doi.org/10.11588/diglit.6762#0659
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35. JAHRGANG

1930 / NR. 42

toei {raumen vom

zon

VON WALTER ANATOLE PERSICH

Jan Pedersen i[ff — ja, er sagt: Junggeselle.
Man weiß darüber nichts Genaues, wenn auch
einige von einer früheren, sehr träumerischen,
sehr heftigen und dann bald ebenso unglück-
lichen Ehe JanS erzählen ... Wenn man alles
Gerede glauben wollte — und so hat Jan also
eine ziemlich große Wohnung, in der sich außer
ihm nur ein gelbweißer Kakadu aushält und im
übrigen arbeitet Jan gern bis spät in die Nacht.
Sein Beruf, so behauptet er, zwingt ihn dazu.
Vielleicht, mag sein. Sicher aber ist Jan schon
mit seinen zweiunddreißig, von einer Hornbrille

und leichteni BauchansaH gezierten Jahren, be-
guem, steht spät am Tage auf, badet ausgiebig,
läßt sich von seiner Aufwartefrau den Kaffee
servieren, sehr starken Kaffee, liest die frischen
Zeitungen, Briefe und Journale, auf die er
abonniert ist, geht zum Friseur, von dort ins
Cafe, uin eine Zigarre zu rauchen und die
Zeitungen zu durchblättern, auf die er nicht
abonniert ist, dann kommt das Mittagsmahl im
Restaurant, inan trifft sich mit Bekannten, holt
irgendwo Geld ab — und schon ist eS Abend,
klm diese Zeit heimzukehren, ist nicht nett, wenn

eine große Wohnung sich mit den Dämmer-
schatten auSeinandersetzt und nichts einen
erwartet, als der Schrei eines gelbweißen
Kakadus. Jan zieht es vor, ein Kino, ein
Theater zu besuchen, sieht aber nichts bis zum
Ende, denn er kann sich denken, wie es wird,
und gegen zehn entsteigt er einem Mietsauto,
schließt die Türe auf, läßt daS Licht aufblenden
und zieht sich gleich darauf in sein Arbeits-
zimmer, einen Raum mit Sesseln, hellen
Aguarellen, sanftgetonten Möbeln zurück und
beginnt zu arbeiten.

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Salzburg

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Walter Anatole Persich: Zwei träumen vom Telephon
 
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