Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben (35.1930, (Nr. 1-52))

Schulz-Matan

reißer", sagte er zischend und spie eine Flut
braunen TabakwasferS vor meine Füße. „Sofort
kommst du wieder aus die JNadonnina Öl ver-
kaufen, sonst decke ich den ganzen verdammten
Schwindel mit der Venezianerkette auf! Die
Italiener bläuen dich durch, daß du dich nie
mehr im Leben nach einer Münze bücken wirst
können."

Dann sprang der Alte, ohne noch ein weiteres
Wort zu verlieren, aufs Podium und erzählte in

einem schauderhaften Deutsch von der Nummer-
fälschung. Hierauf sagte er zu mir: „Nun
erzähl ich es italienisch, wenn du nicht sofort
mitkommst!"

Ich wußte, daS war kein Spaß mehr. Ich
hatte gar keine Lust, so einer Herausforderung
die Brust zu bieten. Die betrogenen Italiener
würden mich zu Tode verknüppeln. Zudem war
man schon mehr als genug auf uns beide auf-
merksam geworden, blnd weil die Dame mit

meinem Gesicht auch die Nase rümpfte, sagte ich
verärgert dem Alten zu, wieder aufs Schiff zu
kommen.

Nachmittag fuhr die „Madonnina" ab. Mit
der Dame hatte ich noch vorher eine blnter-
redung. ^zch schien ihr zu gefallen. Die Kette
mußte ich aber zurücknehmen. Als wir bei einem
Strandphotographen vorbeigingen, bettelte ich
so lange, bis sie sich knipsen ließ. Der Photo-
graph brachte mir das wohlgelungene Bild aufs