Amerikaner in Deutschland
(Sie hatte gehört. Unb fite Mar mit einem
Male aus ihrer rauschhaft gehobenen Stim-
mung in bedrückte Düsterkeit gefallen. Sie
wußte nicht recht warum. Weil Theodor ihre
Worte ad absurdum geführt hatte? Sie konnte
eben nicht mehr Wahrheit sagen, als sie wußte.
Sie hatte auch gar kein Bedürfnis nach Wahr-
heit gehabt, in diesen letzten Stunden, eS war
alles so leicht und luftig und beinahe lustig
gewesen. Es hatte sie beglückt, daß ihr Mann,
so wenig Eignung er auch besaß, mit ihr ver-
heiratet zu sein, doch in seiner Art ein wenig
an ihr hing, daß keine kalte Fremdheit zwischen
ihnen war, sondern eine, wenn auch für die
Zukunft bedeutungslose, erotische Spannung.
„Also um dir zu beweisen, daß er dir nichts
mehr bedeutet, hast du es getan?" begann
Theodor von neuem. Er sprach so leise und
sanft, daß die Leute am Nebentisch glauben
mochten, er sage Zärtlichkeiten. „Unb dein
Mann? Glaubst du vielleicht, auch dein Mann
habe sich beweisen wollen, daß du ihm nichts
bedeutest? Das hat er zehn Jahre lang be-
wiesen. Aber etwas anderes wollte er sich
beweisen: daß er dich trotzdem haben kann,
wenn er gerade einmal dazu Lust hat. Und
dieser Beweis ist ihm gelungen!"
Evelyne erwiderte niehtS. Sie nahm ihr
Champagnerglas und trank es in winzigen
Schlucken leer. Dabei ging ihr durch den Kopf,
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(Sie hatte gehört. Unb fite Mar mit einem
Male aus ihrer rauschhaft gehobenen Stim-
mung in bedrückte Düsterkeit gefallen. Sie
wußte nicht recht warum. Weil Theodor ihre
Worte ad absurdum geführt hatte? Sie konnte
eben nicht mehr Wahrheit sagen, als sie wußte.
Sie hatte auch gar kein Bedürfnis nach Wahr-
heit gehabt, in diesen letzten Stunden, eS war
alles so leicht und luftig und beinahe lustig
gewesen. Es hatte sie beglückt, daß ihr Mann,
so wenig Eignung er auch besaß, mit ihr ver-
heiratet zu sein, doch in seiner Art ein wenig
an ihr hing, daß keine kalte Fremdheit zwischen
ihnen war, sondern eine, wenn auch für die
Zukunft bedeutungslose, erotische Spannung.
„Also um dir zu beweisen, daß er dir nichts
mehr bedeutet, hast du es getan?" begann
Theodor von neuem. Er sprach so leise und
sanft, daß die Leute am Nebentisch glauben
mochten, er sage Zärtlichkeiten. „Unb dein
Mann? Glaubst du vielleicht, auch dein Mann
habe sich beweisen wollen, daß du ihm nichts
bedeutest? Das hat er zehn Jahre lang be-
wiesen. Aber etwas anderes wollte er sich
beweisen: daß er dich trotzdem haben kann,
wenn er gerade einmal dazu Lust hat. Und
dieser Beweis ist ihm gelungen!"
Evelyne erwiderte niehtS. Sie nahm ihr
Champagnerglas und trank es in winzigen
Schlucken leer. Dabei ging ihr durch den Kopf,
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