Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 35.1930, (Nr. 1-52)

DOI Heft:
Nr. 48
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6762#0762
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Abessinische Krönungsfahrt
in der Potsdamer Hofkutsche

„Vorsicht — aus dieser Kutsche ist schon * mal

einer herausgeflogen/“

meine Würde, indem irf) nach eigenem Ermessen
handle. LInb mein Ermessen ist das Richtige,
denn du bist nur der Herr, ich aber bin der
Mechaniker.

...Du sagst zu mir: Am Ende dieser
Straße biegen Sie nach links ab. Ich nicke
und biege nach rechts ab. Ich kenne den
Weg nicht. Aber es paßt mir nicht, mich
deinen Anordnungen zu fügen, die voraus-
sichtlich falsch sind. Du läßt mich gewähren,

weil ich dich einschüchtere und weil du Angst
hast, dich zu irren, blnd du ziehst eS vor,
daß ich mich irre, ich der Chauffeur, um
mich stumm vorwurfsvoll anblicken zu
können, statt dich selbst zu irren, du, der
Herr, und meine Verachtung einzuheimsen. . .
Ja, gnädiger Herr!

Der Chausteur ist eine Nummer für sich,
aber sein Herr ist auch nicht zu verachten.

Ein großer, blonder Bursch von etwa
dreißig Jahren, der sein Leben genossen hat:
Frauengeschichten, hohes Spiel usw. Er ist
dabei noch ganz gut davon gekommen, in dem
Sinne nämlich, daß sein sehr großes Ver-
mögen trotzdem beinahe unangetastet blieb.
Er ist ein außerordentlich liebenswürdiger,
großzügiger Mensch. Im Restaurant, bei
dem so heiklen Punkt des ZahlenS, lernt man
einen Menschen kennen. (Fortsetzung Se.te 763-

761
Register
Erich Wilke: Abessinische Krönungsfahrt in der Postdamer Hofkutsche
 
Annotationen