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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 35.1930, (Nr. 1-52)

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https://doi.org/10.11588/diglit.6762#0794
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F r. 11 e 11 b » e r

Frei

ist der

Bursch!

„Meine H e r r e n , stören Sie bitte n i[c h t die

akademische Freiheit / “

ci'iinösörun

j

Am Graben, also im Herzen des Wiener
Stadtzentrums, gibts eine Parfümerie, in deren
Auslagen nebst den einschlägigen Artikeln eine
große Avisotafel zu sehen ist:

A rische Dir m a

Arier, kauft nur bei Ariern!

A u s jüdi s ch e Si n n d e n v e r z i ch t e n ro i r.

In dieses Geschäst kam in den Messetagen
ein italienischer Messebesucher, der das Waren-
lager eingehend besichtigte und um eine genau
detaillierte Offerte bat, da er Parfümeriewaren
für etwa 15000 Schilling nach Italien mit-
nehmen wolle.

Der Geschäftsinhaber, selig über die in diesen
Zeiten doppelt wertvolle Chance, stürmte zur

Schreibmaschine, um sein Offert schleunigst zu
Papier zu bringen.

„^if muß Sie übrigens aufmerksam macken",
sagte der Italiener plötzlich, „daß ick bin Jude!"

Der Geschäftsmann erschrak nicht wenig;
aber rasch gefaßt replizierte er freundlich: „Oh
bitte, macht nix! Sie sehn wirklich gar net
jüdisch ans!" und vertiefte sich wieder in sein
Offert. Salpeter

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Register
Friedrich (Fritz) Heubner: Frei ist der Bursch!
Salpeter: Der Milderungsgrund
 
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