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Winter im Mühlviertel

der Seite glupscht, direkt ungemütlich. Wenn
ich die Kleine mal allein haben könnte, ich
möchte sie streicheln, sie ist wie ein Tierchen;
ich schätze sie auf knapp vierzehn, aber eigentlich
hat sie schon allerlei, daß man sie für erwachsen
halten könnte — ja schau nur, Eichkatzel,
braunes — wie sie mich ansieht, ich glaube,
die versteht mich glatt!

Das Spiel brach plötzlich ab, der Hand-
werksbursche mußte gähnen. Er hätte sich jetzt
gern schlafen gelegt, aber eigentlich wollte er
sich vorher doch erst gründlich waschen. Er
packte ein Stück Seife aus, ein Handtuch und
das andere, saubere Hemd und bedeutete dem
Alten, daß er hinaus an den Vach gehe. Der
alte Mann hämmerte und flickte knurrend am
Schuh und sah nicht einmal auf. DaS Mädchen
war lautlos verschwunden — wie eine Eidechse,
dachte der Bursche wieder, und diese Art, da-
vonzugleiten und aus dem Boden zu wachsen,
hatte etwas geheimnisvoll Anziehendes für ihn.
Er kam sich ganz romanhaft vor in dieser
verfallenen Mühle.

Draußen untersuchte er gründlich, wie er
alles tat, die blmgebung der Ruine. Im Mühl-

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bach war wenig Wasser, aber dann und wann,
an verbreiterten Stellen, waren tiefere Kuhlen,
in die man hineinsteigen konnte. Er zog sich
aus, es tat wohl, nach so langem Marsch, sein
weißer junger Körper fühlte die Kühle des
Bades mit Wonne. Er planschte wie ein junger
Hund, seifte sich gründlich ab, sprang in die
nächste unberührte Kuhle, empfand sich frisch
wie nie und stieg heraus. Dom hohen Rohr
zu beiden Seiten des Baches gedeckt, hüpfte er,
sich zu erwärmen, wie besessen herum, übte die
Muskeln und probierte die Gelenke, prustete
und schnaubte und war auch schon lvarm.
Bei alledem hatte er nicht auf die blmgebung
geachtet, nun schien der Mond auf eine Stelle
im Rohr, wo plötzlich ein Geraschel war; ec
sah das rote Kopftuch des Mädchens und
wollte sie schon wegen ihrer Neugier mit einem
Gelächter verspotten, als er mit Erstaunen sah,
daß sie gar keine Miene machte, sich zu ver-
stecken. Starr, wie hypnotisiert, stand sie
zwischen den Rohrstengeln, die kleinen braunen
Hände ineinander gepreßt und sah nach ihm
hin — ohne eine Spur von Scham, aufmerk-
sam wie im Theater. ^)n diesem Moment

Ernst Huber

begann im Kirchturm auf einer der vielen
Apenninhöhen ein Glöckchen zu bimmeln, wie
es der Handwerksbursche noch nicht gehört
hatte. Der Glöckner ging mit seiner Glocke um
wie ein Musikant mit seinem Instrument.
Virtuos hämmerte er mit dem Klöppel Melo-
dien, die innerhalb des ernsthaften Geläutes für
sich bestanden; ab und zu tat er auch, wie
mitten in fröhlicher Spielerei an Ernst und
Pflicht erinnert, einen gewichtigen frommen
Schlag, aber gleich verlor er sich wieder in
das heitere zum Tanz aufreizende Melodien-
geklingel, das dem Handwerksburschen wie
Champagner ins Blut sprang. Er meinte, noch
nie etwas so Schönes erlebt zu haben und
ohne daß ihm auch nur entfernt seine Nacktheit
bewußt wurde, tanzte er pfeifend und rhythmisch
die Arme bewegend auf das Mädchen zu, um-
faßte die leichte kleine Gestalt und wirbelte sie
im Kreise herum.

Plötzlich ließ er sie loS und rannte hinter
das Rohr zu seinen Sachen. Als er eine Weile
später halbwegs angezogen wieder herauskam
und mit Derlegenheitsgebärde sein Haar strie-
gelte, dachte er erst, sie sei entwischt. Auf ein-

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