„Unerhört bescheiden, daß du zugibst, ihn erst
erlernen zu müssen", sagt Konny anerkennend.
„Also Examensangst vor der Liebe."
Mit einem vorbildlichen Jiu-Jitsu-Griff
zieht Nell ihn von dem Schaufenster mit dem
verführerischen roten Auto weg. „Du scheinst
übersehen zu haben, daß wir das Gefühl
,Liebe* reformiert haben. Wir lieben jetzt mit
mehr System und Überlegung als unsere
Großmütter. Das heißt, man liebt Kakteen,
Dichter, Keramik, Saxophon, Arbeit, die
Skier im Winter und das Racket im Sommer.
Wir sitzen selbst am Steuer, und der Mann
ist nur die durchaus vermeidliche Panne
unseres 100-Kilometer-TempoS. Sage nichts,
Konny. Er ist die Panne. Oder hast du schon
ein Mädchen erlebt, das in ihrem an-
gefangenen Lebenstempo fortfährt, wenn sie
wirklich verliebt ist? Außerdem ist die Art der
Panne bestimmt nicht mehr als ein Zufall."
Da die Seitenstraße dunkel und, abgesehen
von einem suchenden Hund und einem eben-
solchen, verträumten Dienstmädchen, das im
Vorbeigehen stark nach Maiglöckchen riecht,
leer ist, beugt sich Konny zu dem Wenigen,
lvas Hut und Mantelkragen von Nell frei^
lassen. Aber Nell verschwindet ganz hinter
dem Fuchsfarbenen. „Die Tugend der moder-
nen Frauen besteht nur. in ihrer Skepsis."
Hinter den abgewiesenen Lippen verschwindet
mit betonter Gelassenheit ein schwarzes Kau-
.gummikügelchen.
Eine lange Pause entsteht, in der sie nervös
auf den Omnibus warten und als einzige
Erziehungsmaßnahme
. ''Fix', f.ix' Mädel' aus iedem Tortenstück zweie gemacht: das deutsche
nicht gleich mit großen Ansprüchen ins neue Dahr gehen!"
Volk soll
Prosit Neujahr!
Gäste auf dem verregneten Verdeck landen.
Nells Mund erscheint wieder über dem Rand
des Fuchsfarbenen. „Du könntest doch das
Auto eigentlich ebenso gut mit meiner Freundin
Ania kaufen. Erstens hat sie schon den
Führerschein, und zweitens paßt sie im Typ
ausgezeichnet zu dir. Du hast ja selbst fest-
gestellt, daß es für moderne junge Menschen
zweckmäßiger ist, nach Rassetheorien zu lieben
als nach Marlitt'schen."
Konny spuckt in kurzem Rachegefühl den
dunklen Kaugummi vor sich hin. „Ania lehnt
leider alles an mir ab, von meinen Schlipsen
bis zu Weltanschauung und Küssen." — „Ich
würde dich gern mal als modernen Toggen-
burger sehen."
„Moderne Toggenburger sind sehr prak-
tische Menschen, Nell. Man gibt dem Kloster-
portier zwei Mark, und für weitere fünfzig
Pfennig schließt er dann gewöhnlich noch den
Fahrstuhl auf." — „Das hast du getan,
Konny?" — „Genau so."
Drei Minuten lassen sie sich von dem
Ein Jahr wird geboren
Reißt das letzte Blatt vom Wandkalender!
Drunter steht nur noch der Post-Tarif —
^Zetzt orakeln alle Rundfunk-Sender,
die Neujahrs-Geburt sei effektiv.
Trinkt dem Säugling zu mit eurer Bowle!
Heut ist er ein UnschuldS-volleS Kind,
und ihr wünscht, daß es der Teufel hole,
erst, wenn Monate verstrichen sind.
Laßt es nicht am guten Vorsatz fehlen:
daß ihr dies 3°^* tüchtig-und so ähnlich.
Wenn wir zwei, drei Wochen später zählen,
läuft der Karren doch nur wie gewöhnlich.
Mit der Bowle und der Neujahrskarte
tut es so, als gäb eS einen Ruck, —
doch es bleibt wie eine alte Schwarte:
neu gelesen nur der alte Druck.
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„Also Examensangst vor der Liebe."
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