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J. Hegenbarth

Alles, was wir lieben, lebe
von dem Krisenhilfszuschuß,
den man wöchentlich erhebe,
je nach dem und laut Beschluß.

Lieben können wir dann alles,
was wir wollen und auch: wie.
Doch erlaubt das unser Dalles
(wenn wir wollen) leider nie.

Denn die Krisenzuschußgelder
sind nicht sonderlich pompös
und allmählich wird man älter
und das Kind ist skrofulös.

Und am Ende wird die Minne
schrecklich sparsam und bedacht,
man liebt Brot mit Margarine
und auch eine ruhige Nacht.

Doch das alles kann uns eben
unsrer hohen Bürgerpflicht
nicht im kleinsten Maß entheben —
was wir liebten, das soll leben,
ob wir noch . . . und: wenn auch nicht.

Also, kurz und klein: es lebe
hoch und lang und wunderbar
von dem Seid, das man erhebe,
alles was uns etwas war.

Und die Gattin, die man freite
in der Heckenrosenzeit,
legt sich langsam auf die Seite
und man tut sich selber leid.

Alles, was wir lieben, darbe,
hungre, lechze, gehe ein.

Und das Kind verliert die Farbe
und das Herz wird dabei Stein.

in dessen Schutz sich eine Stadt entfaltete. Ein wirres Bündel
von Straßen und Grachten erhielt plötzlich seinen Sinn durch
einen MeereSarm, der wie ein Trichter hineinstieß. Und wir
begriffen: Holland ist eine Haut, die auf dem Wasser schwimmt!
In ihren Falten und Fältchen dringt eS noch nach oben. Warum
heißt das Land nicht Land der DenuS, denn es ist wie sie aus
den Wassern geboren!

Was übrigens Venus betrifft: das Mädchen, das unser
Flieger Bierum liebte, hieß Antje und war auS Wildervank in
der Provinz Groningen. Er liebte sie, wie uns ein Fahrtbegleiter
erzählte, aber er war zu schüchtern, ihr seine Liebe zu gestehen.
Mit einem metall nen Vogel wußt' er Bescheid; er riß ihn vom
Boden hoch, so stürmisch, als ob er sich jedesmal der Sonne
vermählen wollte, und setzte ihn so sanft nieder, als ob die
neunhundertpferdige Maschine ein Rosenblatt wäre. Es gab
keine Art zu fliegen, in der er sich nicht bewährt hätte; er lenkte,
als Reserveoffizier der holländischen Wehrmacht, die schweren
Bombenflugzeuge und als Führer der Luftverkehrsgesellschaft die
geschwinden Fokkermaschinen; er trudelte als Sportflieger in den
kühnsten Wendungen und Windungen über den Flugplätzen und
malte im Dienst holländischer Firmen ihren Namen mit weißer
Nauchschrift an den Himmel. Aber die Liebe gilt mit Recht als
ein Fach für sich, man ist auch darin nicht auf einen Schlag
Meister, und die kleinen Malaiinnen sind aus die Dauer nichts
für einen Minheer Bierum.

Antje Daar aus Wildervank, das war etwas anderes, etwas
Blondes und Weißhäutiges und frisch wie der Tau auf den
Haarlemer Tulpen. Antje Vaar auS Wildervank, das war der
gute Geist des Lebens und ein Abbild und Sinnbild der hollän-
dischen Heimat. Antje Vaar trug am Sonntag noch ein weißes
Spitzenhäubchen mit vergoldeten Spangen, und wenn sie lachte,
hatte sie Zähne wie ein Raubtier. Antje Vaar trug eine Blüte
zwischen den Zähnen, solang es überhaupt Blumen gab im Jahr,
und man hat in Holland schöne, breite Gewächshäuser. Antje
Daar war eine Frau und ergab sich nicht leicht und meinte, sie
müsse den Männern trotzen, und als sie mit Bierum die Dude
Gracht entlang ging und der Flieger etwas stammelte und
stotterte, was eine Frau immer versteht, auch wenn es so ver-
stümmelt herauskommt, da ließ sie den Flieger von Niederländisch-
Jndien stehen und lies über die Brücke aus die andere Seite.

blnd, soll ich es sagen, Antje Vaar auS Wilder-
vank machte ihm eine lange Nase. DaS haben
die meergeborenen-Frauen so an sich.

Meergeboren, um das noch zu erzählen, sind
nicht nur die Blumenpolder, meergeboren sind

<Forts. S. 44>

Und was leider leidet, leide
weiterhin an T—b—c,
sterben können arme Leute
auch auf einem Kanapee.

Der Kiebitz

B. Gutensohn

Alles, was wir lieben, lebe!

Von Franz Zorn

Neuer Erwerbszweig

„Sixt, bal’s jetzt a weiße Maus war’, kunnten mir’s als Filmkritiker an
die Nazi verkaufen!"
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Josef Hegenbarth: Neuer Erwerbszweig
Bruno Gutensohn: Der Kiebitz
Franz Zorn: Alles, was wir lieben, lebe!
 
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