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„Ich kann nid)t sterben? Habt Ihr S gehört?
Sie sagt, daß ich an dieser Krankheit nicht
sterben kann. Diel müssen Sie davon verstehen,
Bürgerin! Und so eine drängt sich da noch in
medizinische Gespräche."

Die Bürgerin erwidert:

„Ich wollte ja Ihrer Krankheit nicht näher-
treten, Bürger. So eine Krankheit ist nicht so
ohne. Ich sagte das ja nur, weil meine Krank-
heit, versteht Ihr, viel bedeutender ist als eure
verschiedenen Nieren. Ich habe, versteht Ihr,
einen Krebs."

Der Pausbäckige daraus:

„Ha, Krebs ist nicht immer Krebs, wichtig ist,
was für ein Krebs das ist. Zuweilen ist der
Krebs ja ganz unschädlich. Nach einem halben
Jahre verschwindet er einfach."

Diese unverdiente Verachtung hören und wie

die Mauer blaß werden, war bei der Bürgerin
eines. Sie klatschte in die Hände und schrie:

„Krebs in einem halben Jahr! Also da weiß
ich wirklich nicht mehr, was du für einen Krebs
gesehen hast! Seht Ihr, wie ihm das Gefrieß
geschwollen ist bei seiner Krankheit?!"

Der pausbäckige Bürger wollte der feurig
empörten Dame etwas zu hören geben, aber er
fuchtelte nur mit den Händen und wandte
sich ab.

Und irgendein Bürger begann zu lachen und
sagte:

„Sagt mir doch, liebe Mitbürger, womit
prahlt Ihr da eigentlich?"

Die Patienten sahen den Sprecher an und
warteten von diesem Augenblick an schweigend,
bis die Reihe an sie kam.

(Aus dem Russischen von Josef Kalmer)

(9 men (ca

Alles einsteigen!" war der Titel einer Eisen-

bahnpredigt, die Pastor Frank W. Pimlott in
der „First Methodist Episcopal"-Kirche in
Herrin hielt. Um dem Gottesdienst mehr Kolorit
zu geben, trugen die Platzanweiser Laternen bei
ihrem Dienst und war eine elektrische Eisenbahn
in der Kirche aufgebaut. Ein Ouartett sang
„Die Lebensreise zum Himmel" und Eddie
Smith spielte auf einer französischen Harfe
Eisenbahn-BlueS. Auch waren einige Bilder von

Lokomotiven ausgestellt. Bei der Eröffnung des
Gottesdienstes ließ C. B. Nesler, der Dirigent
des Orchesters, den Zug abfahren, nachdem der
Pastor „Alles einsteigen!" gerufen hatte. Man
konnte die Lokomotive arbeiten hören, als sich
der Zug langsam in Bewegung setzte. Die Glocke
läutete und die Pfeife schrillte. Als der Zug in
Fahrt war, sang die Gemeinde „Ich bin auf der
Fahrt ins verheißene Land". Bei Beendigung
des Gesanges wurde der Zug angehalten. A. M.

CJ)es gehobenen dßurgers

QO;

inievmorgen

-CKaft„

Es ist so trüb und unbehaglich,

die Bäume stehn wie große schwarze Besen —

und dazu mußt du in der Zeitung lesen,

die deutsche Existenz sei mehr als fraglich .. .

Wenn du es durch die Zeitung erst erfährst,
dann brauchst du dich nicht groß zu grämen.
Dein Leben wird schon seinen Fortgang nehmen,
ob du beim Lesen winselst oder gärst.

Wie? — oder ist das nicht zu schwarz geschildert,
was die Journaille spintisiert? —

Das deutsche Dolk ist nur verführt

und durch daS Fehlen jedes Drills verwildert!

Du hast doch mal — du weißt eS noch genau —
im Stechschritt den Gemeinschaftsgeist erfahren.
Das war in militärisch strammen Jahren,
im Kriege allerdings warst du g.v.

Der straffe Drill! Der lag dem deutschen Wesen,
die „Zukunft auf dem Wasser" — „große Zeit"...
Wo ist das alles, wenn es dies Jahr schneit?
Die Bäume stehn wie große schwarze Besen.

Walther C. F. L ie r ke

E. Walle nburger

Hüttenidyll

„Nur herein, mein Herr, hier sind Mann und Frau gleich!"

„Na, ’n bißchen Unterschied fällt mir immerhin bereits angenehm auf!"

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Ernst Wallenburger: Hüttenidyll
A. M.: O Amerika
Walther C. F. Lierke: Des gehobenen Bürgers Wintermorgen-Kaffee
 
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