schiedet die drei Herren, indem er
sich mit einer kleinen Verbeugung
verabschiedet und seinen Teller mit
den Würstchen wieder näherzieht,
„ich sage immer: DaS Geld liegt
aus der Straße. Nur kommen
manchmal an einem Punkt zu
viele zusammen, um es aufzu-
heben."
Wenn Freund Sponeder Geld
hat, gibt er jedem Neujahrs-
gratulanten ein Zweischillingstück.
Und heuer hatte er Geld. Aus-
nahmsweise.
Als letzter Gratulant erschien
sein Schneider, gratulierte, und
wollte eben die Rechnung präsen-
tieren, als Sponeder, von einer
momentanen Eingebung ersaßt,
dem unerwünschten Besucher ein
Zweischillingstück in die Hand
drückte, die Wünsche auss herz-
lichste erwiderte, und den Ver-
blüfften zur Türe hinausschob.
Am nächsten Morgen erhielt
mein Freund einen Brief.
Euer Hochwolgeboren!
Sehr geerter Herr Sponeder!
Das was Sie gestern taten hat
mir gezeigt, daß sie zahlen wolln
auch in diese schweren Zeiten wo
kein Mensch nicht zahln tut und
will indem daß alle miteinander
kein Geld nicht Ham tun.
Ich Hab mir nicht erwart das
ich grad von ihrer allerwertesten
Seiten ein so großes akonto auf
ihre werte Rechnung bekommen
tu und deßhalb bitte ich heflichst
mich bald dieser Tage auszusuchen
damit ich gleich Ihre werten Be-
stellungen für die FrühjahrSgade-
robe Ln Angriff nemen kann.
Soeben sind die allerneuesten
englischen Stoffe aus Brünn an-
kommen und die letztmodernen
franzesischen Schurnaler und ligt
alles zum werten Bedirfnis auf.
Meine Firma steht zu Ihren
diensten sowie ihrem mit ausge-
zeichneter
ergebenheit
Franz Pohorka, Taileur.
H. K. B.
Hochbetrieb in der Berliner „Gotilosenzenirale“
„Schreiben Sie: ,Der liebe Gott ist abgesetzt‘-davon acht Durchschlage-.
Die himmlischen Heerscharen erledigen wir heute nachmittag
VON FRIEDRICH RASCHE
Mitunter kann man Quint und Querl für
die denkbar besten Freunde halten, dann aber
kommt es wieder vor, daß sie zueinander wie
Hund und Katze stehen und sich die gröblichsten
Streiche spielen. Jedenfalls sind sie im „Grünen
Gockel" seit undenklichen Zeiten als Stamm-
gäste bekannt. Quint, ein dünneö, ewig fahriges
Männchen mit vollendeter Glatze, ist ein kleiner,
aber gerissener Grundstücksmakler; seine grauen
Augen, hinter einer Hornbrille vergeblich ver-
steckt, verraten Tücke und Witz. Querl dagegen
besitzt in erster Linie einen prächtigen, eisen-
grauen Vollbart, sonst aber keinen eindeutigen
Beruf. Er scheint tatsächlich von einer Rente
zu leben. Querl ist, wenn man ihn auf Herz
und Nieren prüft, dumm und gutmütig; eine
gewisse Schlauheit hat er sich erst durch den
Umgang mit Quint angeeignet. Sie reicht hin
und wieder aus, eine Boshaftigkeit «Quinte ab-
zuwehren oder gar gedoppelt zurückzugeben;
doch meistens zieht -Querl den kürzeren.
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sich mit einer kleinen Verbeugung
verabschiedet und seinen Teller mit
den Würstchen wieder näherzieht,
„ich sage immer: DaS Geld liegt
aus der Straße. Nur kommen
manchmal an einem Punkt zu
viele zusammen, um es aufzu-
heben."
Wenn Freund Sponeder Geld
hat, gibt er jedem Neujahrs-
gratulanten ein Zweischillingstück.
Und heuer hatte er Geld. Aus-
nahmsweise.
Als letzter Gratulant erschien
sein Schneider, gratulierte, und
wollte eben die Rechnung präsen-
tieren, als Sponeder, von einer
momentanen Eingebung ersaßt,
dem unerwünschten Besucher ein
Zweischillingstück in die Hand
drückte, die Wünsche auss herz-
lichste erwiderte, und den Ver-
blüfften zur Türe hinausschob.
Am nächsten Morgen erhielt
mein Freund einen Brief.
Euer Hochwolgeboren!
Sehr geerter Herr Sponeder!
Das was Sie gestern taten hat
mir gezeigt, daß sie zahlen wolln
auch in diese schweren Zeiten wo
kein Mensch nicht zahln tut und
will indem daß alle miteinander
kein Geld nicht Ham tun.
Ich Hab mir nicht erwart das
ich grad von ihrer allerwertesten
Seiten ein so großes akonto auf
ihre werte Rechnung bekommen
tu und deßhalb bitte ich heflichst
mich bald dieser Tage auszusuchen
damit ich gleich Ihre werten Be-
stellungen für die FrühjahrSgade-
robe Ln Angriff nemen kann.
Soeben sind die allerneuesten
englischen Stoffe aus Brünn an-
kommen und die letztmodernen
franzesischen Schurnaler und ligt
alles zum werten Bedirfnis auf.
Meine Firma steht zu Ihren
diensten sowie ihrem mit ausge-
zeichneter
ergebenheit
Franz Pohorka, Taileur.
H. K. B.
Hochbetrieb in der Berliner „Gotilosenzenirale“
„Schreiben Sie: ,Der liebe Gott ist abgesetzt‘-davon acht Durchschlage-.
Die himmlischen Heerscharen erledigen wir heute nachmittag
VON FRIEDRICH RASCHE
Mitunter kann man Quint und Querl für
die denkbar besten Freunde halten, dann aber
kommt es wieder vor, daß sie zueinander wie
Hund und Katze stehen und sich die gröblichsten
Streiche spielen. Jedenfalls sind sie im „Grünen
Gockel" seit undenklichen Zeiten als Stamm-
gäste bekannt. Quint, ein dünneö, ewig fahriges
Männchen mit vollendeter Glatze, ist ein kleiner,
aber gerissener Grundstücksmakler; seine grauen
Augen, hinter einer Hornbrille vergeblich ver-
steckt, verraten Tücke und Witz. Querl dagegen
besitzt in erster Linie einen prächtigen, eisen-
grauen Vollbart, sonst aber keinen eindeutigen
Beruf. Er scheint tatsächlich von einer Rente
zu leben. Querl ist, wenn man ihn auf Herz
und Nieren prüft, dumm und gutmütig; eine
gewisse Schlauheit hat er sich erst durch den
Umgang mit Quint angeeignet. Sie reicht hin
und wieder aus, eine Boshaftigkeit «Quinte ab-
zuwehren oder gar gedoppelt zurückzugeben;
doch meistens zieht -Querl den kürzeren.
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