Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
„Wir sind die letzten Gäste. Wollen wir nicht
in unserem Zimmer auStrinken?"

Christine und Adrienne stimmten Konrad zu,
so daß schließlich auch Max, der noch mehr
trinken zu müssen glaubte, nachgab. Sie gingen
ins Zimmer Konrads, weil dieser, als sie bei
ihrer späten Ankunst keine nebeneinanderliegen-
den Zimmer bekamen, aus Christinens Hand
mit dem längeren Streichholz daü bessere
Zimmer gezogen hatte. Adrienne paßte aus die
Gelegenheit, das Gespräch wieder aus Casanova
zu bringen, von dem sie bisher wenig mehr als
den Namen gekannt hatte, der ihr aber heute
abend durch Erzählungen Konrads in neuer
Bedeutung erschienen war. Es gelang ihr, und
als Konrad den Rest des Weines eingoß, be-
hauptete er: „Wenn wir die Unbekümmertheit

Casanovas hätten, dann konnten wir zum Bei-
spiel jetzt die Frauen tauschen, ich mit Adrienne
und Mar mit Christine schlafen gehen."

Christine lachte, Max sah sie prüfend an und
darnach unsicher auf Adrienne.

„Du meinst. .." sagte Adrienne.

„Ja, das meine ich. Allerdings würde sich die
Affäre bei Casanova in einem einzigen Raum
vollziehen und wir unS an Zusehen und Wetten
erheitern. Daran wage ich nicht zu denken. Es
wäre schon viel, wenn wir im Schleier der
Nacht getrennt vollbrächten, waö bei Casanova
ein Spiel wie Plätze wechseln — eins, zwei,
drei! gewesen wäre."

„Wollen wir's versuchen?" fragte Adrienne,
und Konrad ermunterte: „Warum sollten wir
nicht? Wir sind keine Puritaner und kennen

uns auch allzu gut, als daß einer dem anderen
auf die Dauer gefährlich werden konnte."

„Also, wer etwas einzuwenden hat..." Mit
diesen Worten drängte Christine die Entscheidung
herbei. Sie saßen gespannt. Keiner sprach da-
gegen.

„Alsdann, Christine — was willst du mit
hinübernehmen?"

Sie vereinbarten, daß niemand, wie es auch
gehe, die andere Partei stören dürfe und man
sich am Morgen nicht in den Zimmern, sondern
erst unten beim Frühstück treffen wolle. Adrienne
kam zurück mit Schlafanzug und Suite-Case.
Max sah beiseite, als er murmelte: „Gute
Nacht, mein lieber Konrad." Christine erhielt
von ihrem Mann einen aufmerksamen Hand-
kuß, Adrienne küßte Maxen flüchtig auf die

rtetl

a aviorci

as

via
Register
Karl Rössing: Liegende Frauen
Heinrich Wiegand: Das Casanova-Quartett
 
Annotationen