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Herr Knetschbacken erblickt einen jungen Herrn, nicht älter als fünf-
zehn, sechzehn Jahre, auf einer Anlagenbank in inniger Umarmung mit
einem Dämchen zweifelhaften Aussehens.

In Herrn Knetschbacken regt sich gewaltig die bürgerliche Moral.
Und macht sich in folgenden Worten Luft:

„Verdammter Bengel, zu sowas bist du noch viel zu jung. Was sollte
wohl dein Vater sagen, wenn er dich so sähe!"

„Och, rejen Se Ihnen man nich kinstlich uff, Herr, vastehste", sagt
der Bengel, „un wenn mein Vota det sehen würde, da würde er neu
Lustsprnng machen, kann ’cf Ihnen fahren. Der iS nämlich blind."

mke.

Gestern tauften gute Bekannte von mir ihren jüngsten Sohn.

Außer uns waren noch neun Täuflinge mit Eltern und Paten in der
Sakristei versammelt, darunter auch ein Junge, der schon über drei Jahre
alt war und nun endlich auch Christ werden sollte.

Seine Eltern waren mit ihm in einem Mietauto nach der Kirche
gefahren, was dem Bengel mehr imponiert hatte als alles übrige. Denn
als sich der Pastor für den Taufakt vorbereitete, und eine Stille in dem
Raum war, daß man die berühmte Stecknadel fallen hörte, tönte plötzlich
des Jungen Stimme, laut und deutlich, noch dazu in unverfälschtem
Sächsisch, sehr eindringlich zu seiner Mutter:

„He! Wart'n das Auto noch, bis der hier fert'ch iS?"

Ü11^ C^J^ayerijcla alle

allewege

!

In unfernt Nachbarhaus wohnt eine alte Jungfer, zwar arm wie
eine Kirchenmaus aber eine eingebildete Schachtel, ivie der Münchner
sagt.

Sie hatte nun dieser Tage den Maler.

Als dieser, aus der Stafselei stehend, den Plafond abkratzte und dazu

5? AZIERG ANG IM FRÜHHERBST

Schon fallen welke Blätter nach Programm.

Die Luft ist gläsern. Die Natur ist müde,
und dir wird seelisch auch ein bißchen klamm.

Und alles riecht nach einem Abschiedsliede.

Du wolltest gern noch mal im Freien schwimmen.

Du läßt es lieber sein, es ist zu kalt...

Der Wind hat manchmal was von Klagestimmen.

Der liebe Gott geht nicht mehr durch den Wald.

Er fabriziert vielleicht schon ersten Schnee-

Es sammeln krumme alte Leute Reisig.

Ein Rabe fliegt am Wege in die Höh',

der trägt den letzten Rest von Sommer bei sich

und schleppt ihn fort zum Fraß — Es kann auch sein,
das schiefe Bauernsuhrwerk, das dort holpert,
zerfährt den Sommer grad am Wiesenrain —

— Es kann auch sein, er ist längst fortgestolpert.

Vor Wochen schon, — man hat nicht achtgegeben.

Jetzt merkt man es: das Jahr wird langsam spät.

Es wird noch kesse Herbsttapeten kleben,
bis schließlich alles doch nur grau gerät.

Walther C. F. Lierke

Zigaretten rauchte, kam es zu folgendem Diskurs: „Rauchen Sie immer
bei der Arbeit?"

„Warum? Scheniert's Eahna?"

„Das gerade nicht, aber ich meine, da brauchen Sie länger und das
kostet Geld. Wenn Sie eben nicht rauchen würden, dann könnten Sie
eben mit zwei Händen arbeiten!"

„Ah so moana'ö! Wissen S' was, i hör 's Raucha auf und Sie
stecka mir hint' an Pinsel nei', na streich' i Eahna an Fußbod'n a glei!"

J. M a c o n



11

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Jagdfieber

„Nicht schießen, Herr, in dieser Löwin steckt der Geist meiner
Schwiegermutter!"

„Wenn Se mir die zeigen können, in der meine Schwieger-
mutter steckt, bekommen Se 'ne Mark!"

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Register
Josef Geis: Zeichnung ohne Titel
Julius Macon: Jagdfieber
Mke.: Der freundliche junge Herr
[nicht signierter Beitrag]: Die Taufe
[nicht signierter Beitrag]: Hie gut Bayerisch allewege!
Walther C. F. Lierke: Spaziergang im Frühherbst
 
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