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an diesem trostlosen «Orf nichts erlebt haben.
Aber es -ist mir doch niemals langweilig ge-
wesen, ich weiß, daß mir die dreißig Jahre,
die ich an dieser Stelle verbracht habe, nur
deshalb eine Ewigkeit scheinen, weil sich in
ihnen blnendliches unter mir abgespielt hat —
blnendliches! — Ja, aber was? — aber was?
So frage ich immerzu, und kann mir keine
Antwort darauf geben. Meine Erinnerung
reicht nicht bis gestern, und das Heute erklärt
mir nichts.

Weil ich vor dieser dummen Mauer stehen
muß, bin ich so dumm. Die Welt ist mir
vernagelt!

Wenn ich mich recht entsinne, war immer
etwas nnf dem Tor, es muß damit eine
besondere Bewandtnis haben, aber ich bin nie
daraus klug geworden. Ich meine, es wären
mehr Leute hinein- als herausgetreten. Aber
ich kann mich auch täuschen. Es kann auch
sein, daß es immer derselbe war, der ein- und

auSging, ich bekam stets nur dasselbe Gesicht
zu sehen, das nie lachte, das immer denselben
Ausdruck hatte, als wäre es auch durch diese
blöde Wand verständnislos geworden.

Aber heute -will ich aaspassen, heute kann
ich erfahren, obs immer derselbe war oder
vielleicht doch viele, die sich nur so töricht
ähnlich sehen, denn heute morgen ist der mit
dem hohlen Gesicht an meinem Pfahl zu-
sammengebrochen und gestorben.

Ich stand, mitten im Wintermorgen, ganz
in mein Licht versunken, ich hatte meinen
Stamm, der Kälte zum Trotz, ganz wohlig
in meine grüne Warme gehüllt, und träumte
zufrieden vor mich hin, so zufrieden, wie man
nur sein kann, wenn man sich an nichts
erinnert. Da hörte ich, wie ein Schlüssel in
einem Schloß nmgedreht wurde, vernahm ein
Murmeln aus der Richtung des eisernen TorS
in der Mauer und dann einen dröhnenden
Schlag, von dem ich wußte, daß er nur von

diesem Tor herrühren konnte. Obwohl ich
das Dröhnen erwartet hatte, erschrak ich doch
heftig und stuckerte, gab mir aber Mühe,
nichts merken zu lasten und ebenso ruhig
dreinzuschauen «wie sonst.

Da sah ich ihn wartend vor dem Tor
stehen, mit dem Gesicht, das er immer zur
Schau trug, das eigentlich aussah wie die
Masse, die übrigbleiben muß, wenn man das
Gesicht vom Kopf abhebt, und als hätte er
es aus irgendwelchen Gründen in die Tasche
gesteckt, um eS, wenn er seiner bedürfte, her-
auSzuholen und wie eine Gunnm'haut überzu-
ziehen. So stand er da — ohne Gesicht, nie-
mand konnte ihn erkennen — und blickte um
sich. Erst sah er zu mir her, dann nach der
andern Seite, dann schaute er zu dem Tor
zurück, das er verlassen hatte, schließlich
wieder geradeaus.

So stand er da. Den gesichtlosen Kopf
geradeaus gerichtet.

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e ich mich über die fe
Heu an mir vorbeidrL
gegenüberliegenden
ch eine böse Gewalt,^
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Albert Allmann: Studien
 
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