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„Nee, wissen'se, lieber Herr,
'n Geschäftsmann, der noch nich
öfters als einmal Pleite ge-
macht hat, ist mir heute schon
irgendwie verdächtig!"

Kleiner Exkurs über die Liebe

Von Walther

Erstens mal liebt man sich Heute nicht mehr,
sondern man hat eine starke Beziehung.

(Als ob daS weniger aufreibend war!) —

Man zeigt überhaupt heut viele Bemühung,

knifflige Dinge nüchtern zu nehmen,
die irgendwo dunkel verankert sind.

Man will auch nicht mehr ästhetisch verbrämen,
waS elementar ist, — begreifst du, Kind?

Genormt wird das trotzdem zu keiner Zeit:

Der eine versteigt sich ins „Heilige-Hehre",
der andre goutiert die Geschlechtlichkeit —

Die ist ja vermutlich auch das Primäre.

C. F. L i e r k e

WaS aber nicht etwa besagen soll,

daß nur — verstehst du? Nach meinem Geschmack

gilt Oben und Unten zusammen für voll.

Im übrigen: jeder so, wie er mag!

Es hängt auch ab von der Partnerschaft.

Die eine will seelisch vorm Winde segeln,
die andre ist mehr für gezielte Kraft
und liebt eS, gleich „alle neune" zu kegeln.

Der feinere Mensch nuanciert, wie es paßt,
mal seelisch, mal mehr mit der Muskulatur.

Mit Worten wird das nicht restlos erfaßt —

Du kommst doch heut abend? Um wieviel Uhr?

CJ)ie monc/ane C^Jrau

VON G. GÜNTHER

Ellen ist der Typ der mondänen Frau. Sie
ist schlank, mehr zwischen vollschlank und
schlank. Sie hat einen Flirt. Sie hat einen
sportlichen Rekord. Sie trägt nur Pyjamas.
Sie wählt nur glattrasierte Männer und be-
kümmert sich sonst nicht um Politik. Dagegen
liest sie Mordberichte und ist darin kompetent.
Sie lenkt ihr Auto. Ihren Mann. Sie geht
tags kurz und sportlich. Abends damenhaft und
schleppend. Ellen ist Traum und Ideal der
Backfische.

Nur wenn Ellen ganz allein ist, wenn sie
ganz sicher ist, daß niemand, auch nicht einmal
ihr Mädchen, sie überraschen wird, kleidet sie
sich in ein altmodisches Nachthemdchen aus
ihrer Backfischzeit. Sie nimmt weder Puder.
Noch Rouge. Noch Lippenstift. Sie wirst sich
auf den Diwan, sie zieht die Füße hoch, sie —
liest. Sie liest und liest. Oh, das ist eine höchst
unerlaubte Beschäftigung für eine mondäne
Frau! Eine mondäne Frau hat dazu keine Zeit.

Aber Ellen ist viel zu sehr mondäne Frau,
als daß sie an ihre Vorliebe für solch eine alt-
modische Liebhaberei glaubt. Deshalb entschul-
digt sie sich vor sich selbst, daß sie eS nur und
allein deshalb tut, weil sie einen Spleen hat.
bind einen Spleen zu haben, das wieder gehört
zu einer modernen, mondänen Frau!

(dJn der C^3efcLran(curi^ .

Der stark schielende Berliner Rechtsanwalt
3£. war ein äußerst vielseitig begabter Mensch:
Er dilettierte als Maler sehr beachtlich, war
ein hervorragender Reiter, schriststellerte nett
und begabt, spielte erstklassig Karten und trug
glänzend Anekdoten vor.

Über ihn sagte der kürzlich verstorbene, durch
seinen treffenden Witz bekannte Cellist Heinrich
Grünfeld: „Schade um diesen talentvollen

Menschen, wirklich schade um ihn, er sollte sich
nicht so zersplittern, er sollte nur schielen!"

D-t.

Risikoloses Unternehmen

„Siehst du, Fritz, mit gepumptem Geld gewinnt man beim Toto am leichtesten!"
„Freilich, und wenn man verliert, kann man es ja ohnedies nicht wieder zurück-
geben."

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Albert Burkart: Herbstfrieden
Josef Geis: Zeitgemäße Additions-Aufgabe
Salpeter: Das Auge des Gesetzes wacht!
S-r.: Finanztragödien
 
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