A. Burkart
„Nich wahr, Theo, im Herbst ist es eben doch am schönsten
uff den Berjen!"
„3awoll, und et jodeln eenem ooch nich mehr so viele da-
rwischen!"
einen Gedanken: „Wie sah denn dieser Herr Medici auS? Hatte er
etwa einen graugrünen Mantel an? Und war er sehr nervös?"
„Ja, das war er", sagte der Portier. „Er hatte einen Leberfleck auf
der Wange."
Da begriff Keez, daß er kräftig hineingelegt worden war. Sein Gast
hatte selbst die Anzeige aufgegeben, um aus ihm, Martin Keez, zwei-
hundert Mark herauszuschinden.
„Der Satan soll ihm das Genick herumdrehen", sagte Keez.
Der Portier sah ihn mit großen Augen an, so wie man einen Ver-
rückten betrachtet...
DAS AUGE DES GESETZES WACHT !
Daß die ordnungsliebende Bevölkerung Wiens nun wieder ruhig
schlafen kann, da drei verbrecherische Wüstlinge volle zwölf Monate
lang hinter Schloß und Riegel sitzen müssen, ist das alleinige Verdienst
des Oberwachmanns Haslinger.
Doch — ich will Ihnen die ganze Geschichte hübsch chronologisch
erzählen:
Also, eines Morgens kam die Mariedl, die jugendliche Tochter
eines Marchfeldbauern, am Wiener Ostbahnhof an. Sie wollte ver-
suchen, einen Posten als Hausgehilfin zu finden, und bis dahin würde
ihr wohl die alte Malitant' in Favoriten Obdach gewähren.
Nun stand die Mariedl, so gegen fünf Uhr früh, hilflos und ratlos
in der fremden Stadt.
Die Straßenbahnen schliefen noch in ihren Remisen.
Kein Wunder, daß sie freudig zustimmte, als sich plötzlich drei boden-
ständige Burschen bereit erklärten, ihr den Weg nach Favoriten zu
zeigen.
Die ahnungslose Landpomeranze merkte natürlich nicht, daß ihre Be-
gleiter eine ganz falsche Richtung einschlugen. Nach der Stadtgrenze
hin, wo die Häuser aufhören und die vielen, eingeplankten Bauplätze
beginnen.
Aber dem Oberwachmann Haslinger, der in dieser verdächtigen
Gegend Dienst machen mußte, kam die Sache gleich nicht richtig vor.
Und als die vier Leuteln hinter der Planke eines leeren Bauplatzes
verschwanden, da kam der Herr Oberwachmann leise herangeschlichen
und guckte durch einen fingerbreiten Spalt in der Holzplanke.
Sein Verdacht war berechtigt gewesen. Die Burschen hatten das
Mädchen zu Boden geworfen, einer steckte der Schreienden einen Knebel
in den Mund, einer hielt sie fest und der dritte...
Der Oberwachmann blieb mäuschenstill. Das Gesicht an die Planke
gepreßt, so wartete er. Fünf Minuten, zehn Minuten, fünfzehn Minuten.
Bis der Widerstand des anscheinend recht kräftigen Mädchens gebrochen
war und bis sich alle drei Übeltäter des Verbrechens der Vergewalti-
gung schuldig gemacht hatten.
Dann griff er nach seiner Pfeife — ein schriller Pfiff — Polizisten
von allen Seiten — die ertappten Verbrecher mußten sich der Über-
macht ergeben.
Bei der Verhandlung machte der Verteidiger dem Oberwachmann
Vorwürfe: warum er denn nicht früher eingeschritten sei, um den drei
Burschen die Beute zu entreißen.
Haslinger aber replizierte, überlegen lächelnd: „Wann i dreing'fahren
wär und die Tat verhindert hätt, nacher hätt'n ja die drei Haderlumpen
höchstens vierzehn Täg Arrest kriegt, und womöglich bedingt aa no!
Net woahr! Und was dees Madel betrifft: die hätt ja eh kan Posten
g'funden, und ob's dasselbe vierzehn Täg später freiwillig über
sich ergehn laßt oder vierzehn Täg früher unfreiwillig, dees
kummt fcho auf eins heraus!"
Und damit hatte der brave Oberwachmann wiederum recht. Denn
wenn es gilt, Schwerverbrecher zu überführen, dann kann ein pflicht-
bewußter Sicherheitsfunktionär auf solche Nuancen keine Rücksicht
nehmen. Salpeter
Der arme Pallenberg hat bei der Amstelbank eine Masse Geld ver-
loren. Darüber ist er begreiflicherweise sehr empört. Und daher hielt
er in der Gläubigerversammlung eine flammende Anklagerede, schimpfte
— pallenbergisch gesagt — wie ein Kanonenrohrspatz und drohte schließ-
lich, er werde ein Theaterstück schreiben und den ganzen Amstelbank-
skandal auf die Bühne bringen, um die verdammten Direktoren vor aller
Welt lächerlich und verächtlich zu machen.
Nach Schluß der Versammlung kam der Kommerzialrat NecheleS,
auch ein bedauernswerter Gläubiger, auf den rasenden Mimen zu. „Sie
haben sehr scheen gesprochen, Herr Pallenberg, wirklich sehr scheen und
energisch! Aber das mit dem Thiaterstück — das iS doch nur a Utopie!
Schaun Sie mich an, Herr Pallenberg, wenn ich nach jedem Bank-
krach, bei dem ich Geld verloren Hab, a Thiaterstück schreiben sollt,
dann müßt ich nebbich so fruchtbar sein wie der Goethe und der Wallace
und die Courts-Mahler zusammengenommen!" S—r.
J. Geis
Zeitgemäße Additions-Aufgabe
„Was gibt 25 und 50 und 75?"
„Ein Geschäft mit Einheitspreisen, Herr Lehrer!"
„Nich wahr, Theo, im Herbst ist es eben doch am schönsten
uff den Berjen!"
„3awoll, und et jodeln eenem ooch nich mehr so viele da-
rwischen!"
einen Gedanken: „Wie sah denn dieser Herr Medici auS? Hatte er
etwa einen graugrünen Mantel an? Und war er sehr nervös?"
„Ja, das war er", sagte der Portier. „Er hatte einen Leberfleck auf
der Wange."
Da begriff Keez, daß er kräftig hineingelegt worden war. Sein Gast
hatte selbst die Anzeige aufgegeben, um aus ihm, Martin Keez, zwei-
hundert Mark herauszuschinden.
„Der Satan soll ihm das Genick herumdrehen", sagte Keez.
Der Portier sah ihn mit großen Augen an, so wie man einen Ver-
rückten betrachtet...
DAS AUGE DES GESETZES WACHT !
Daß die ordnungsliebende Bevölkerung Wiens nun wieder ruhig
schlafen kann, da drei verbrecherische Wüstlinge volle zwölf Monate
lang hinter Schloß und Riegel sitzen müssen, ist das alleinige Verdienst
des Oberwachmanns Haslinger.
Doch — ich will Ihnen die ganze Geschichte hübsch chronologisch
erzählen:
Also, eines Morgens kam die Mariedl, die jugendliche Tochter
eines Marchfeldbauern, am Wiener Ostbahnhof an. Sie wollte ver-
suchen, einen Posten als Hausgehilfin zu finden, und bis dahin würde
ihr wohl die alte Malitant' in Favoriten Obdach gewähren.
Nun stand die Mariedl, so gegen fünf Uhr früh, hilflos und ratlos
in der fremden Stadt.
Die Straßenbahnen schliefen noch in ihren Remisen.
Kein Wunder, daß sie freudig zustimmte, als sich plötzlich drei boden-
ständige Burschen bereit erklärten, ihr den Weg nach Favoriten zu
zeigen.
Die ahnungslose Landpomeranze merkte natürlich nicht, daß ihre Be-
gleiter eine ganz falsche Richtung einschlugen. Nach der Stadtgrenze
hin, wo die Häuser aufhören und die vielen, eingeplankten Bauplätze
beginnen.
Aber dem Oberwachmann Haslinger, der in dieser verdächtigen
Gegend Dienst machen mußte, kam die Sache gleich nicht richtig vor.
Und als die vier Leuteln hinter der Planke eines leeren Bauplatzes
verschwanden, da kam der Herr Oberwachmann leise herangeschlichen
und guckte durch einen fingerbreiten Spalt in der Holzplanke.
Sein Verdacht war berechtigt gewesen. Die Burschen hatten das
Mädchen zu Boden geworfen, einer steckte der Schreienden einen Knebel
in den Mund, einer hielt sie fest und der dritte...
Der Oberwachmann blieb mäuschenstill. Das Gesicht an die Planke
gepreßt, so wartete er. Fünf Minuten, zehn Minuten, fünfzehn Minuten.
Bis der Widerstand des anscheinend recht kräftigen Mädchens gebrochen
war und bis sich alle drei Übeltäter des Verbrechens der Vergewalti-
gung schuldig gemacht hatten.
Dann griff er nach seiner Pfeife — ein schriller Pfiff — Polizisten
von allen Seiten — die ertappten Verbrecher mußten sich der Über-
macht ergeben.
Bei der Verhandlung machte der Verteidiger dem Oberwachmann
Vorwürfe: warum er denn nicht früher eingeschritten sei, um den drei
Burschen die Beute zu entreißen.
Haslinger aber replizierte, überlegen lächelnd: „Wann i dreing'fahren
wär und die Tat verhindert hätt, nacher hätt'n ja die drei Haderlumpen
höchstens vierzehn Täg Arrest kriegt, und womöglich bedingt aa no!
Net woahr! Und was dees Madel betrifft: die hätt ja eh kan Posten
g'funden, und ob's dasselbe vierzehn Täg später freiwillig über
sich ergehn laßt oder vierzehn Täg früher unfreiwillig, dees
kummt fcho auf eins heraus!"
Und damit hatte der brave Oberwachmann wiederum recht. Denn
wenn es gilt, Schwerverbrecher zu überführen, dann kann ein pflicht-
bewußter Sicherheitsfunktionär auf solche Nuancen keine Rücksicht
nehmen. Salpeter
Der arme Pallenberg hat bei der Amstelbank eine Masse Geld ver-
loren. Darüber ist er begreiflicherweise sehr empört. Und daher hielt
er in der Gläubigerversammlung eine flammende Anklagerede, schimpfte
— pallenbergisch gesagt — wie ein Kanonenrohrspatz und drohte schließ-
lich, er werde ein Theaterstück schreiben und den ganzen Amstelbank-
skandal auf die Bühne bringen, um die verdammten Direktoren vor aller
Welt lächerlich und verächtlich zu machen.
Nach Schluß der Versammlung kam der Kommerzialrat NecheleS,
auch ein bedauernswerter Gläubiger, auf den rasenden Mimen zu. „Sie
haben sehr scheen gesprochen, Herr Pallenberg, wirklich sehr scheen und
energisch! Aber das mit dem Thiaterstück — das iS doch nur a Utopie!
Schaun Sie mich an, Herr Pallenberg, wenn ich nach jedem Bank-
krach, bei dem ich Geld verloren Hab, a Thiaterstück schreiben sollt,
dann müßt ich nebbich so fruchtbar sein wie der Goethe und der Wallace
und die Courts-Mahler zusammengenommen!" S—r.
J. Geis
Zeitgemäße Additions-Aufgabe
„Was gibt 25 und 50 und 75?"
„Ein Geschäft mit Einheitspreisen, Herr Lehrer!"