1931
1 Nr
u Samstag geirorboi(u
funöc' idp &jc gtJ ^
rf ihres Lebens durchM
r soeben der linke
llkommen gefühllos w«
:n. Da ging sie ins
^in paarinal die Xreppcn a:
nfliu-te Fuß lieber ®lut-
l bekam — und sich t:
den Beinen einer Äinfa:
d. Eie kehrte anbieDRaj^ir
e imitierte Züchtendem-
-lick aufs Bild daS nixlnrr
elleicht noch schlafen fönnie.
chrie auf, wie ein zerplch,'
das Harry-P.'cca-Hote
' n-!
afchinen des Büros
wie das Getier eines y$
im Kreise, die Lasten M
Nase und schrieben schÄ
^erzenSschreie und
n wurden groß wie Äck
leS Weiße glühend wie mt
Feuerzeug aus frf)
— aber sie besann!>» °
Fall noch suchen, such-" *
Aus der Tasche nß si-w^s
>vcidc das ^
sie mit S*9et>f ”,
1 - ,»ic Wmschch"""'
, gierig m ~ »
, Länqe wuchsen __
ild blieb unauff-ndb°- ,
Das Weib
Ersatz mit Harry PiccaS Antlitz und fand, daß
das große „D" ihm am ähnlichsten sah, und
so schrieb sie seitenlang nur mehr „O . .. D . . .
O...!"
Alle Tippfräulein mußten schwören, daß
keine von ihnen die Photographie gestohlen
habe. Aber, was halsen ihr die Schwüre...!
Der schönste Mann der Welt, der mit seinem
eigenen NamenSzug Tag und Nacht neben ihr
weilte, war dahin — dahin, wie eine auS-
gebrochene Zementblombe. „Nur etwas noch
von ihm sehen . . .!" Zuerst lief sie alle Post-
kartenhandlungen auS, durchblätterte meßbuch-
dicke Albums mit Osterhasen, FrüblingSgrüßen,
VerlobungSglücklvünschen, Weihnachtsengeln
und die Galerie berühinter Männer.. . Harry
sÄcca, der Filmstar, war nirgends mehr zu
sehen. An den Litfaßsäulen kratzte sie sich durch
monatealte Plakate durch, um ihn wenigstens
noch teilweise erschauen zu können. Einen
Augenblick lang jubelte sie schon auf, weil sie
glaubte, Nase und Augen deS geliebten Man-
nes auf einem Kinoplakat durchscheinen zu
sehen. Aber als sie weiterkratzte, war eS der
Schirmgriff einer AuSverkaufSankündigung und
der Fußball von einem Sportwettkampf.. .
Aber irgend etwas von seinen Zügen mußte
sie um jeden Preis in ihre Nähe bekommen!
bind als sie wieder einmal trostlos wie ein
mit Kleingeld verstopfter Bahnhofautomat vor
ihrer Schreibmaschine saß, gewahrte sie den
Buchhalter Peter Morgenroth — wie er von
seinem Kassenschalter aus wieder sein Auge zu
ihr Hinüberlvars . . . Und da, sie hatte eS nie
bemerkt — solange sie daS Bild noch bei sich
hatte, er besaß von der Nase zum Mund her-
ab jenen Zug, jene Falte, die sie so über alle
Wonnen an ihrem Harry liebte...!
Vor Freude schlug sie zwei Tasten zugleich
an, setzte daS Lorgnon wie einen Jockei aus
den Sattel ihrer Nase — und sah die Falte
noch näher gerückt. „Ja, die Falte, die un-
sterbliche Falte hat er von ihm...! Und viel-
leicht noch inancheS andere! Ich muß ihn mir
genauer ansehen . . .!" — —
Und am gleichen Abend saßen sie schon zu-
sammen im Panorama, wo er ihr den Golf
von Neapel erklärte, während sie mit ihrem
Blick sein Gesicht wie init einem Schwarzbeer-
rechen absuhr und alles zusammenzog, das
ihrem Harry ähnelte, Und je mehr sie suchte
— um so mehr fand sie. Ja, als eS bei ihm
mit den Ähnlichkeiten zu Ende gehen lvollte,
trug sie sogar Teile deS Bildes ganz unwill-
Josef Hegenbarth
kürlich in des Buchhalters Gesicht hinein, bis
er ihm so ähnlich wie ein schlechter Gipsabguß
wurde — und nur den einen Fehler behielt,
daß er statt Filmheld — Buchhalter bei
Meyer & Co. war.
Aber davon wollte sie ihm schon noch man-
ches beibringen! Harry Picca konnte die Aug-
äpfel in einem Winkel von hundertzwanzig
Grad drehen, vom vierten Stock aus auf die
Dächer eines rasenden U-ZugeS springen, aus
Starkstromleitungen seiltanzen und mit Kroko-
dilen aus einem Teller löffeln.
. .. Dies alles hoffte sie auch noch dem
Buchhalter Peter Morgenroth beizubringen.
Und er bemühte sich darum, so gut es ging;
denn er hatte ja schon lange ein Auge, daS
nicht aus Glas war, auf sie geworfen.
„Peter, wenn du wirst — wie Harry Picca,
dann Heirat' ich dich vom Platz weg. . .!"
sagte sie und legte drei Finger aufs Herz.
„Franzi, ich tu, was ich kann — wenn du
meine Frau wirst...!"
Gleichzeitig trat er in den Turnverein,
Ruderklub, Schwimmzirkel, Verein für Ge-
sichtsmassage, in die Artistenloge, und ver-
schaffte sich eine Dauerkarte für alle Licht-
spieltheater.
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Der schönste Mann der Welt, der mit seinem
eigenen NamenSzug Tag und Nacht neben ihr
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gebrochene Zementblombe. „Nur etwas noch
von ihm sehen . . .!" Zuerst lief sie alle Post-
kartenhandlungen auS, durchblätterte meßbuch-
dicke Albums mit Osterhasen, FrüblingSgrüßen,
VerlobungSglücklvünschen, Weihnachtsengeln
und die Galerie berühinter Männer.. . Harry
sÄcca, der Filmstar, war nirgends mehr zu
sehen. An den Litfaßsäulen kratzte sie sich durch
monatealte Plakate durch, um ihn wenigstens
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Augenblick lang jubelte sie schon auf, weil sie
glaubte, Nase und Augen deS geliebten Man-
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sehen. Aber als sie weiterkratzte, war eS der
Schirmgriff einer AuSverkaufSankündigung und
der Fußball von einem Sportwettkampf.. .
Aber irgend etwas von seinen Zügen mußte
sie um jeden Preis in ihre Nähe bekommen!
bind als sie wieder einmal trostlos wie ein
mit Kleingeld verstopfter Bahnhofautomat vor
ihrer Schreibmaschine saß, gewahrte sie den
Buchhalter Peter Morgenroth — wie er von
seinem Kassenschalter aus wieder sein Auge zu
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bemerkt — solange sie daS Bild noch bei sich
hatte, er besaß von der Nase zum Mund her-
ab jenen Zug, jene Falte, die sie so über alle
Wonnen an ihrem Harry liebte...!
Vor Freude schlug sie zwei Tasten zugleich
an, setzte daS Lorgnon wie einen Jockei aus
den Sattel ihrer Nase — und sah die Falte
noch näher gerückt. „Ja, die Falte, die un-
sterbliche Falte hat er von ihm...! Und viel-
leicht noch inancheS andere! Ich muß ihn mir
genauer ansehen . . .!" — —
Und am gleichen Abend saßen sie schon zu-
sammen im Panorama, wo er ihr den Golf
von Neapel erklärte, während sie mit ihrem
Blick sein Gesicht wie init einem Schwarzbeer-
rechen absuhr und alles zusammenzog, das
ihrem Harry ähnelte, Und je mehr sie suchte
— um so mehr fand sie. Ja, als eS bei ihm
mit den Ähnlichkeiten zu Ende gehen lvollte,
trug sie sogar Teile deS Bildes ganz unwill-
Josef Hegenbarth
kürlich in des Buchhalters Gesicht hinein, bis
er ihm so ähnlich wie ein schlechter Gipsabguß
wurde — und nur den einen Fehler behielt,
daß er statt Filmheld — Buchhalter bei
Meyer & Co. war.
Aber davon wollte sie ihm schon noch man-
ches beibringen! Harry Picca konnte die Aug-
äpfel in einem Winkel von hundertzwanzig
Grad drehen, vom vierten Stock aus auf die
Dächer eines rasenden U-ZugeS springen, aus
Starkstromleitungen seiltanzen und mit Kroko-
dilen aus einem Teller löffeln.
. .. Dies alles hoffte sie auch noch dem
Buchhalter Peter Morgenroth beizubringen.
Und er bemühte sich darum, so gut es ging;
denn er hatte ja schon lange ein Auge, daS
nicht aus Glas war, auf sie geworfen.
„Peter, wenn du wirst — wie Harry Picca,
dann Heirat' ich dich vom Platz weg. . .!"
sagte sie und legte drei Finger aufs Herz.
„Franzi, ich tu, was ich kann — wenn du
meine Frau wirst...!"
Gleichzeitig trat er in den Turnverein,
Ruderklub, Schwimmzirkel, Verein für Ge-
sichtsmassage, in die Artistenloge, und ver-
schaffte sich eine Dauerkarte für alle Licht-
spieltheater.
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