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3 Oehrno

deine Larve nach seinem holdseligen Antlitz ver-
ziehen, weil du daS Muster gestohlen hast...!
Krampf hast du gemacht, Kitsch, ein Affen-
theater...! Echter Kino ist mir lieber...!
Steig mir auf den Hutrand...! Servus!" —
blnd fort war sie.

Der Buchhalter Peter Morgenroth übersah
noch eine kleine Weile von seinem erhöhten
Standpunkt aus die verfahrene Lage — und
langsam wie ein halb Gehenkter stieg er wieder
zu seinem Kassenhauptbuch auf die durchfilmte
Erde nieder. Und der Unterschied zwischen
„Soll" und „Haben" war ihm jetzt klarer ge-
worden, denn je — —

Das Tippfräulein Franzi küßte ihren wie-
dergefundenen Filmstar vor zuckeriger Freude
so lange, bis er an ihrem lippennassen Mund
sich erweichte und zerging, wie ein Papierschliff
in der Badewanne.

Dann erst wurde es in ihrer Seele wieder
Helle — und es war ihr, als sei sie die ganze
Zeit über in einem dunklen Kinotheater vor der
flimmernden Wand gesessen — und nun sei auf
einmal wieder Licht geworden, weil das tief-
aktige Filmdrama zu Ende war —

undzwanzig Telephongespräche, die kleinen An-
deutungen, Sticheleien, der Austausch der an-
geblichen und immer übertriebenen Erfahrungen
— das alles sind suggestive Kräfte, denen auf
die Dauer jede Frau unterliegen muß. DaS
Telephon vor allem ist ein Dämon, der unS —
früher oder später — überfällt und vernichtet.
Ich rate dir, nimm den Apparat vom Schreib-
tisch und-"

In diesem Augenblick läutet daS Telephon.
Lotar nimmt den Hörer und meldet sich.

„Ach", sagt eine helle Damenstimme, „könnte
ich Ihre Frau Gemahlin sprechen?"

„Meine Frau", ruft Lotar zurück, „ist vor
einer Viertelstunde ausgegangen. Darf ich
fragen, wer dort-"

„Hahaha", lacht die Helle Stimme auf, „rate
mal, Lotar, wer hier ist!"

„blm Gottes willen, Anita?" erschrickt Lotar.
„Ich habe dir doch ausdrücklich verboten, zu
Hause anzurufen."

„Aber warum denn, mein Lieber? Ich habe
mich doch ebenso ausdrücklich versichert, daß
deine Frau nicht zu Hause ist. Im übrigen bin
ich nicht Anita."

„Nicht Anita?" Lotar erschrickt. „Wer denn
sonst? Wer bist du?"

„Denk' einmal ein halbes Jahr zurück!"

„Gretelein?" seufzt Lotar. „Du? Aber nein,
das ist nicht Greteleins Stimme."

„Seine Stimme kann man verstellen", klingt
es — jetzt eine ganze Oktave tiefer — zurück.
„Aber auch Gretelein bin ich nicht."

„Aber wie denn?" stottert Lotar. „Nicht
Gretelein? Elfriede? Aber du sagtest doch, vor
einem halben Jahr — —?"

„Man kann sich in der Zeit irren, Lotarchen.
Wann war denn die Sache mit Elfriede?"

„Aber liebes Kind, du stellst Fragen —. Nun
sag' mir, wer bist du?"

„Möchtest du eS wissen?"

„Aber ja!"

„Gertrude."

„Wie? WaS?"

„Gewiß", sagt die Stimme, und jetzt klingt
sie in bedrohlich zitterndem Alt, „Gertrude, deine
Frau."

Lotar sackt zusammen. —

„Ich wurde vorhin unterbrochen", fährt
Max fort. „Ich wollte sagen: Nimm den

Apparat vom Schreibtisch und wirf ihn, nach-
dem du die Schnur durchschnitten hast, aus dem
vierten Stock in den Lichtschacht."

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VON HANS RIEBAU

„Du irrst dich", seufzt Lotar, „Gertrude, die
entzückendste und beste Frau, die ich mir denken
kann, ist eifersüchtig in so hohem Maße, daß
ich ihr nichts, aber auch gar nichts beichten
darf. Die Hölle auf Erden droht mir, wenn
auch nur einer ihrer tausend Verdachte die
geringste Bestätigung erführe."

„Ich bin überzeugt", sagt Max und guckt
dem Freund voll Mitleid in die Augen, „daß
Gertrude in Wirklichkeit nicht so geartet ist.
Aber die Freundinnen der Frau, weißt du, sind
daS Verderbnis jeder Ehe. Die täglichen fünf-

Mein Freund, der Dramatiker, ersuchte mich
letzthin, ihm ein in Wien zurückgelassenes
Bühnenmanuskript nach Salzburg nachzusenden.

Ich kam mit dem fein säuberlich verpackten
Manuskript zum Postschalter, grüßte höflich
und brachte mein Anliegen vor.

„Was kostet diese Sendung nach Salzburg?"

Der Schalterbeamte wog daS Paket nach-
denklich in der Hand und sah mich väterlich
strenge an.

„San kane schriftlichen Mitteilungen drinn?"

„Nein —" beteuerte ich, „ganz bestimmt
nicht!"

„Alsdann, dann geht's als G'schäftSpapiere
— net wahr ja!... Was iS denn eigentlich
drinn?"

„Ein Theatermanuskript!" sagte ich einfach.

„Aha — ja dann!" und sich an den ihm
gegenübersitzenden Amtskollegen wendend, meinte
er zweifelnd: „Sag'n S', Herr Kollega, kann
man a Manuskript als G'schäftSpapiere auf-
geb'n?"

„Na —" kam es kurz zurück, „nur was
G'schriebenes!"

„Pardon", wagte ich einzuwerfen, „ein
Theaterstück ist doch etwas Geschriebenes!"

Zwei strenge Augenpaare wiesen mich in die
einer Partei gebührenden Schranken zurück,
und erschrocken schwieg ich still.

Pause.

Die Herren hielten eine Beratung ab, warfen
zweifelnde Blicke auf das Manuskriptpaket
und endlich meinte der biedere Beamte achsel-
zuckend:

„Ja, liaber Herr, als G'schäftSpapiere kön-
nen S' eS net schicken, des geht nur als Briaf.

... Dös können S' net amol der Post einred'n,
daß ma mit an Theaterstück a G'schäst machen
kann!"

H. K. Breslauer

R. Junghans

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Register
Rudolf Großmann: Regisseur Stiller
R. Junghans: Clown
Hans Riebau: Telephon
Hans Karl Breslauer: Wienerisches
 
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