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3 6. JAHRGANG

19 3 1 / NR. 50

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VON ARKADIJ AWERTSCHENKO

Nicht viele waren wir aus dieser spiritisti-
schen Sitzung, aber lauter erfahrene Leute:
der General Syeevoj, Sinjavkin, die zwei
Brüder Zausajlov, die Hausfrau Emokina —
ein älteres Fräulein, das Medium und ich.

Wir waren nicht zum erstenmal beisammen
und der Anfang der Sitzung versprach auch
nichts Besonderes: sobald das Medium ein-
geschlafen, sing eS an zu klapsen, Zündholz-
schachteln flogen uinher und ein reichlich un-
musikalisches Geklimper auf der Guitarre war
zu hören.

Das ist ja alles langweilig, sagte Sinjav-
kin. Heute, am Silvesterabend, könnte man
was Besseres erwarten, nicht wahr, Fräulein
Medium? Das Medium fuhr aus
seinem Schlaf und sagte schüchtern
in verlegenem Tone: Man kann ja
aus den Boden ein Leintuch legen.

Der Geist wird es aufheben.

Auch etwas! War schon auf der
letzten und vorletzten Sitzung! Nein,
zeigen Sie uns etwas Außergewöhn-
liches!

Was kann ich machen? sagte
achselzuckend Fanny, das Medium,

Sie wissen ja selbst, daß das nicht
von mir abhängt.

Ja, ja, so ist eS, sagte Sinjavkin
enttäuscht. Nun, zur Sache.

Man löschte das Licht, Fanny
atmete tief und krampfhaft und
schlief sofort ein. Etwa drei Minu-
ten saßen wir so in tiefem Schwei-
gen. Endlich fragte der General mit
verschlafener, heiserer Stimme:

Geist, bist du da?

Der Geist antwortete klopfend:

Ich bin da.

Wer bist du?

Der Geist verlangte das Alpha-
bet. Das alte Fräulein 6mokin fing
monoton an: A, b, v, g... Einige
Klopfschläge, und wir wußten nicht
nur den Namen deS Geistes, sondern
auch seinen Beruf: Gerichtsvollzieher
Buraekov.

Ein neuer Geist, lispelte die 6mo-
kina. Der war noch nie da.

Waruin bist du hier, Geist? er-
kundigte sich Sinjavkin.

Welche Frage! Ich bin herzitiert!

Ihr selbst habt mich gerufen!

Wir haben nicht dich gerufen! blns
erscheint gewöhnlich der Geist JdaS,
der Tänzerin ...

Der Geist schwieg beleidigt.

Geist, bist dn da? Es klopfte leise.

Er ist noch schwächlich, sagte
freundlich Zausajlov, quält ihn vor-

läufig nicht, blnd sanft und freundlich fuhr
er fort:

Du bist noch schwach, Buraekov. Macht
nichts! Werde erst stark, mein Täubchen,
sammle dich. Dann inachst du uns irgendwas
vor. Willst du, Buraekov? Ja?

Ich will, klopfte der Geist.

Schön, mein Täubchen! Bemühe dich, ar-
beite! Gott wird's dir lohnen. Buraekov nennt
man dich?

Buraekov!

Gut! Wir lieben dich schon, Buraekov!

Dem in spiritistischen Dingen Uneingeweihten
mag solch unverzeihliche Kriecherei vor einem

Siehst du, das ist klug. Wir haben s nicht Geiste komisch scheinen. Die Sache war aber

eilig, wir können warten. Fühlst du dich schon die, daß nach dem Fall init dem Senator K.,

stärker? dem der Geist mit der Guitarre auf den Kops

Ich fühle und), antwortete der Geist lauter schlug, wir alle außerordentlich vorsichtig in
und überzeugend. unserem Ilmgang mit Gespenstern wurden und

Das ist anerkennenswert. Wirst du did) uns jederzeit bemüht waren, sie in Schmeicheleien

auch zeigen?

Ich werde mich bemühen.

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einzuwickeln. Llnö kostete es nichts, und den
Geist besänftigte es.

Vielleicht, wenn möglich, zeigst du
did) tinS, Buraekov? krächzte die
Omokina. Natürlich nur, wenn es
dir nicht schwer fällt...

Beim schwachen Licht war zu
sehen, wie sich irgend etwas Neb-
liges, Weißes in die Ecke neben den
Flügel hinzog, es schwankte und fing
an, sich zu verdichten.

Geist, waS tust du? fragte der
General. Der Geist klopfte klar: Ich
verdichte mich!

Nun, nun, verdichte dich, Täub-
chen. DaS ist gut. DaS hast du fein
auSgedacht. Verdichte did), und wir
sind neugierig, dich zu sehen.

Der Geist klopfte launisch: Schweigt.

Wir schweigen, schweigen, be-
schwichtigte die ^mokina dienstsertig.

Tsss_ Meine Herrschaften, der

Geist bittet um Sd)weigen.

In dein Maße, je leiser wir wur-
den, benahm sid) der Geist immer
lauter und lauter; er rauschte mit
den Noten, griff krampfhaft nad)
dem Deckel des Flügels, als ob er
jeinen Körper aus einem schmalen
unsichtbaren Sack zöge, und endigte
init einem erstickten, menschenähn-
lichen Husten. Der weiße Nebelfleck
ballte sid) immer mehr, wurde dunkler
tind war endlich so undurchfichtig,
daß hinter ihm die Gegenstände nid)t
mehr sichtbar waren. Das war schon
kein nebeliger, verschwommener Fleck,
— das war ein Körper. Das Schwei-
gen in unserem Kreis war drückend,
bange. Solche Materialisation sahen
wir zum ersten vitale. Der Stuhl
neben dem Flügel knackste unter dem
schweren materialisierten Körper ...
und der Husten war immer klarer
zu hören.

Nun, wie ist eS, Geist, hast du

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Index
Hans Liß: Studie
Arkadij Timofejewitsch Awertschenko: Das sesshafte Gespenst
 
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