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Wasserburg am Inn

R. G. B ö n i n g e r

Natürlich, bekräftigte sein Bruder. Andere
Zirkel würden sich reißen um ihn.

Ich erdreistete mich, Buraekov van der
Seite zu nähern und fragte: Wo waren Sie
früher, erinnern Sie sich?

Ich erinnere mich nicht, antwortete träge
und langsam Buraökov. — Irgendwie ijt
mein Kopf so schwer heute.

Ein merkwürdiger Fall, sagte freudig Fräu-
lein Omokin. Ein ganz lebendiger Mensch.
Hören Sie... wo wohnen Sie denn?

Hier, sagte Buraökov müde.

Wieso hier? Das ist meine Wohnung.

Ihre?

Nun ja. Und wo wohnen Sie?

Ich weiß eö nicht. Ich denke hier. Ich
möchte schlafen.

Wir setzten uns wieder und bewunderten
schweigend das von unseren Händen ins Leben
gerufene Wesen.

Meine Herrschaften, fragte der ältere Zau-
sajlov, kann er sich denn dematerialisieren?

Ich denke schon, sagte die ömokina un-
gläubig. WaS soll er denn sonst hier tun?

Nutzen haben wir wenig von ihm, bemerkte
Sinjavkin skeptisch.

Herausgerufen, und er erzählt uns nichts
von dem, wie es jenseits ist. blnd daS heißt sich
einen Geist!

Er erinnert sich nicht, sagte ich einlenkend.
Er tut mir eigentlich leid. Schaut — da sitzt
er zusammengekauert und zittert vor Kälte.
Schicken wir ihn zurück.

Soll man ihn nicht lassen wie er ist, — im
Interesse der Wissenschaft?

WaS, Interesse der Wißenschast. Ein
Mensch, der sich an nichts erinnert, nicht ein-
mal zwei Worte zusammenfassen kann. Hol
ihn der Teufel! Dematerialisieren wir ihn und
Schluß damit.

Alle hatten ein komisches, vollkommen un-
erklärliches Gefühl und den stillen Wunsch,
von diesem allzusehr körperlichen Gespenst be-
freit zu werden.

Wahrhaftig, bemerkte Zausajlov. Ich glaube
sogar, es ist sündhaft, was wir tun... Tat-
sächlich: wir zitieren ein Gespenst und wissen
selbst nicht warum.

Beruhigt euch, wir schicken ihn zurück! sagte
Syeevoj aufgeregt. Licht aus! Medium ein-
schlafen!

Alle versanken in ein gespanntes Schwei-
gen. Nur das geräuschvolle Atmen des Me-
diums war hörbar.

Geist, bist du da? fragte Fräulein 6mokin
bange.

Schweigen...

Nun, Gott sei Dank, er ist verschwunden.
Macht Licht, es ist Zeit, nach Hause zu gehen.

Es knipste.

Woher — verschwunden... Dort sitzt er
ja noch! sagte Syeevoj entsetzt.

Sinjavkin erhob sich und sagte:

Tue jeder, was er will, ich gehe nach Hause
schlafen!

Erlauben Sie! ächzte Fräulein ^mokin, er
sitzt ja noch da!

Soll er sitzen bis morgen früh, sagte der
General, dann wird man weiter sehen!

WaS sagen Sie! sagte weinerlich die 6mo-
kina. Das will ich nicht! Ich bin ein Mäd-
chen! blnd habe Angst allein!

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Robert Gerhard Böninger: Wasserburg am Inn
 
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