drei Monate das Brandenburger Tor zu pach-
ten mit der Erlaubnis, den Siegeswagen ab-
montieren zu können und an seine Stelle einen
Wimmelmann-Kinderwagen zu setzen. Ergebenst
Unterzeichneter bittet, diesen Vorschlag als eilige
Angelegenheit bei der nächsten Stadtverordneten-
sttzung zur Sprache zu bringen und ihn von
dem Entscheid in Kenntnis zu setzen."
Diesen Brief schrieb Wimmelmann an die
Stadt Berlin.
Drei Monate später saß Wimmelmann in
Juan leS PinS.
Ein Bekannter aus früherer Zeit sah ihn.
„Wie geht es Ihnen, Wimmelmann?"
„Ausgezeichnet."
„Man steht eö."
„Ich habe doch einen Kinderwagen erfunden."
„Bringt daö soviel Geld?"
„DaS nicht. Aber die Stadt Berlin hat mir
geholfen."
„Wieso?" fragte der Fremde.
„Ich habe der Stadt angeboten, ihr das
Brandenburger Tor für eine Million Reichs-
mark abzupachten und meinen Kinderwagen an
Stelle des Siegeswagens oben aufzubauen."
„Und das hat Berlin gemacht?"
„Nein", lachte da Wimmelmann, „das lag
auch nicht in meiner Absicht. Aber der Vor-
schlag kam in der Stadtverordnetensitzung zur
Sprache und löste natürlich in der Öffentlich-
keit eine allgemeine Empörung aus. Die Zei-
tungen schrieben tagelang davon, die Kabaretts
sangen Chansons darüber und jeder Mensch
sprach in Berlin von WimmelmannS Kinder-
wagen, der doch gut sein mußte, wenn der
Jeder Erwachsene ist mit Hilfe dieser leicht-
faßlichen Anleitung in der Lage, ohne großen
Aufwand von Geld und Arbeit einen tadellos
A. Schörk
Weidmannsunheil
„Natürlich, so'n Viech hat's Leben kosten-
los, und unsereiner bezahlt dafür seine
Prämien an eine Lebensversicherung!"
Fabrikant bereit war, eine ganze Million für
seine Reklame auszugeben."
Der Fremde staunte:
„Und Sie hätten auch wirklich eine Million
dafür bezahlt?"
Da sagte Wimmelmann:
„Keine Ahnung. Ich hatte nur noch, als ich
den Brief schrieb, drei Mark in der Tasche."
funktionierenden Optimismus selbst anzufertigen
und dadurch sein Leben ungemein zu bereichern.
Versager sind bei unserer wissenschaftlich fun-
dierten psychotechnischen Methode völlig aus-
geschlossen. Tausende begeisterter Anerkennungs-
schreiben.
D.R.P. 17198. Ausländische Patente an-
gemeldet.
Übung 1:
Man setze sich zu einer der Hauptverkehrs-
zeiten zu Josty und beobachte eine Stunde
lang die ununterbrochen durcheinanderflutenden
Ströme der Fahrzeuge und Fußgänger, die den
Potsdamer Platz passieren. Nach sorgfältigen
statistischen Erhebungen sind es stündlich 24958
Kraftfahrzeuge, 18 326 Fahrräder, IZ6/^ Tram-
bahnen, 2 Pferdefuhrwerke, 34 Flugzeuge und
113 736 Fußgänger. Man wird mühelos kon-
statieren können, daß die Zahl der ernsteren
Unfälle den ebengenannten Zahlen gegenüber
äußerst niedrig ist: sie beträgt nur 0.0009 %•
Daraus resultiert Lehrsatz i:Esistalles
nur halb so schlimm.
Übung 2:
Man nehme eine bedeutende Tageszeitung
zur Hand, lese dieselbe mit größter Aufmerk-
samkeit von der ersten bis zur letzten Seite und
registriere gewissenhaft nach Unterabteilungen
geordnet die irgendwie betrüblichen Nachrichten.
Zur Erläuterung diene folgendes Beispiel: Die
„Daily News" vom Z0. November enthielten:
43 Morde, 36 Naubüberfälle, 119 Unter-
schlagungen, 67 Selbstmorde, 23 Explosionen,
1 Kriegserklärung, 374 Ehebrüche, 234 Ehe-
schließungen, 7 Ministerreden ...
Nach Fertigstellung dieser Listen vergegen-
wärtige man sich die unverhältnismäßig größere
Zahl der Glücklichen, die nicht Mörder, nicht
Ermordete, nicht Betrüger, nicht explodiert,
nicht Ehebrecher, nicht Eheschließer, nicht Red-
ner, nicht Zuhörer ...
Daraus resultiert Lehrsatz 2: Es könnte
noch viel schlimmer sein.
Q b u n g 3:
Diese führt zur wichtigsten und den beiden
vorangegangenen übergeordneten Erkenntnis
und sollte deshalb vom O.B. (OptimiSmuS-
Bastler) mit besonderer Sorgfalt ausgeführt
werden.
Für unsere Bastler:
Wie baue ich mir selbst einen handlichen Optimismus?
Von Hans Seiffert
L. Frank
Gesprächsfetzen der Zeit
„Danke schön, meinem Mann geht es gut!"
„Und gegen welche Kaution?"
790
ten mit der Erlaubnis, den Siegeswagen ab-
montieren zu können und an seine Stelle einen
Wimmelmann-Kinderwagen zu setzen. Ergebenst
Unterzeichneter bittet, diesen Vorschlag als eilige
Angelegenheit bei der nächsten Stadtverordneten-
sttzung zur Sprache zu bringen und ihn von
dem Entscheid in Kenntnis zu setzen."
Diesen Brief schrieb Wimmelmann an die
Stadt Berlin.
Drei Monate später saß Wimmelmann in
Juan leS PinS.
Ein Bekannter aus früherer Zeit sah ihn.
„Wie geht es Ihnen, Wimmelmann?"
„Ausgezeichnet."
„Man steht eö."
„Ich habe doch einen Kinderwagen erfunden."
„Bringt daö soviel Geld?"
„DaS nicht. Aber die Stadt Berlin hat mir
geholfen."
„Wieso?" fragte der Fremde.
„Ich habe der Stadt angeboten, ihr das
Brandenburger Tor für eine Million Reichs-
mark abzupachten und meinen Kinderwagen an
Stelle des Siegeswagens oben aufzubauen."
„Und das hat Berlin gemacht?"
„Nein", lachte da Wimmelmann, „das lag
auch nicht in meiner Absicht. Aber der Vor-
schlag kam in der Stadtverordnetensitzung zur
Sprache und löste natürlich in der Öffentlich-
keit eine allgemeine Empörung aus. Die Zei-
tungen schrieben tagelang davon, die Kabaretts
sangen Chansons darüber und jeder Mensch
sprach in Berlin von WimmelmannS Kinder-
wagen, der doch gut sein mußte, wenn der
Jeder Erwachsene ist mit Hilfe dieser leicht-
faßlichen Anleitung in der Lage, ohne großen
Aufwand von Geld und Arbeit einen tadellos
A. Schörk
Weidmannsunheil
„Natürlich, so'n Viech hat's Leben kosten-
los, und unsereiner bezahlt dafür seine
Prämien an eine Lebensversicherung!"
Fabrikant bereit war, eine ganze Million für
seine Reklame auszugeben."
Der Fremde staunte:
„Und Sie hätten auch wirklich eine Million
dafür bezahlt?"
Da sagte Wimmelmann:
„Keine Ahnung. Ich hatte nur noch, als ich
den Brief schrieb, drei Mark in der Tasche."
funktionierenden Optimismus selbst anzufertigen
und dadurch sein Leben ungemein zu bereichern.
Versager sind bei unserer wissenschaftlich fun-
dierten psychotechnischen Methode völlig aus-
geschlossen. Tausende begeisterter Anerkennungs-
schreiben.
D.R.P. 17198. Ausländische Patente an-
gemeldet.
Übung 1:
Man setze sich zu einer der Hauptverkehrs-
zeiten zu Josty und beobachte eine Stunde
lang die ununterbrochen durcheinanderflutenden
Ströme der Fahrzeuge und Fußgänger, die den
Potsdamer Platz passieren. Nach sorgfältigen
statistischen Erhebungen sind es stündlich 24958
Kraftfahrzeuge, 18 326 Fahrräder, IZ6/^ Tram-
bahnen, 2 Pferdefuhrwerke, 34 Flugzeuge und
113 736 Fußgänger. Man wird mühelos kon-
statieren können, daß die Zahl der ernsteren
Unfälle den ebengenannten Zahlen gegenüber
äußerst niedrig ist: sie beträgt nur 0.0009 %•
Daraus resultiert Lehrsatz i:Esistalles
nur halb so schlimm.
Übung 2:
Man nehme eine bedeutende Tageszeitung
zur Hand, lese dieselbe mit größter Aufmerk-
samkeit von der ersten bis zur letzten Seite und
registriere gewissenhaft nach Unterabteilungen
geordnet die irgendwie betrüblichen Nachrichten.
Zur Erläuterung diene folgendes Beispiel: Die
„Daily News" vom Z0. November enthielten:
43 Morde, 36 Naubüberfälle, 119 Unter-
schlagungen, 67 Selbstmorde, 23 Explosionen,
1 Kriegserklärung, 374 Ehebrüche, 234 Ehe-
schließungen, 7 Ministerreden ...
Nach Fertigstellung dieser Listen vergegen-
wärtige man sich die unverhältnismäßig größere
Zahl der Glücklichen, die nicht Mörder, nicht
Ermordete, nicht Betrüger, nicht explodiert,
nicht Ehebrecher, nicht Eheschließer, nicht Red-
ner, nicht Zuhörer ...
Daraus resultiert Lehrsatz 2: Es könnte
noch viel schlimmer sein.
Q b u n g 3:
Diese führt zur wichtigsten und den beiden
vorangegangenen übergeordneten Erkenntnis
und sollte deshalb vom O.B. (OptimiSmuS-
Bastler) mit besonderer Sorgfalt ausgeführt
werden.
Für unsere Bastler:
Wie baue ich mir selbst einen handlichen Optimismus?
Von Hans Seiffert
L. Frank
Gesprächsfetzen der Zeit
„Danke schön, meinem Mann geht es gut!"
„Und gegen welche Kaution?"
790