K. Heiner
Literarische Möglichkeiten
„Und wenn man den exotischen Film, zu
dem ich mein vaterländisches Drama um-
gearbeitet habe, nicht annimmt, mache ich
eben ein Hörspiel für's Radio daraus!"
Qt^irlfchaff 0Yoraho . . .
Der Generaldirektor der Ferro-Werke emp-
fängt den Erfinder.
„Na, lieber Ingenieur, was bringen Sie
Neues?"
„Herr Generaldirektor, ich bin mit der Kon-
struktion meiner neuen Maschine fertig... Sie
beschäftigen, glaube ich, 30 Arbeiter in der
Formerei und ^ in der Gießerei! Stimmt es?"
„Allerdings!"
„Wenn Sie meine neue Maschine einstellen,
machen Sie dieselbe Arbeit mit zwei Arbeitern!
Was sagen Sie dazu?"
„Hm —" meint nachdenklich der General-
direktor.
„Meine Maschine gewährleistet die ratio-
nellste Arbeit, die Produktionskosten verringern
sich auf ein Minimum —"
Der Generaldirektor reibt sich sorgenvoll nach-
denklich das Kinn.
„Äußerst interessant — wirklich überraschend..
Aber ich brauche etwas anderes, lieber In-
genieur ... Erfinden Sie die Maschine, die das
kauft, was ich mit diesen zwei Arbeitern er-
zeuge
!"
H. K. B.
hüten, ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.
Wenn sie nicht einmal herguckt, fauchte Max
in sich hinein, Himmelkreuzdonnerwetter, kann
ich ihr doch nicht meinen Platz anbieten —
blödes Ding!
Wenn er nur nicht mal seinen Platz an-
bietet, werd ich ihm doch nicht noch großartig
ins 'Gesicht stieren, — Idiot! !
Rwld.
Dr. Eckener
H. Marxen
czOauilofe C^Coniroverfe
Hallo, dachte Max, durch das AutobuS-
Fenster blickend, endlich ein Weibswesen, das
das Auge ergötzt! Möge der Himmel, daß sie
hier einsteigt. Das wäre eine Frau, oh — das
wäre eine Frau, der gigantische Opfer zu
bringen eine Wollust wäre! Dieser Frau würde
ich sogar meinen Fenster-Sitzplatz anbieten .. .
Sie stieg ein, sie stieg wirklich ein.
Sie bemerkte ihn sofort. Er gefiel ihr aus
den ersten halben Seitenblick.
Aber sie blieb am Eingang stehen. Ich kann
doch nicht direkt auf ihn zugehen, das würde ja
aussehen, als ob —
Ich kann ihr doch nicht auf vier Meter Ent-
fernung meinen Platz anbieten, dachte Max.
Er bleibt sitzen, dachte sie, er starrt mich an
und bleibt sitzen. Unglaublich!! Ich werde mich
C^affifche C^J3elan
Die Behauptung der N.S.D.A.P., daß das
Judentum alles beherrsche, bestätigt der Bericht
über die vor kurzem abgehaltene Generalver-
sammlung einer bayerischen Aktiengesellschaft:
„Ein Aktionär plädierte für eine Erhöhung
der Dividende, da in Anbetracht der jetzigen
Wirtschaftslage die Situation der Gesell-
schaft immerhin noch als recht erfreulich zu
bezeichnen sei, weshalb nicht einzusehen sei,
warum die Aktionäre so stark beschnitten
würden. Demgegenüber erklärte die Ver-
waltung, es läge ihr gänzlich fern, die
Aktionäre zu beschneiden."
Oder aber sollte diese Operation vielleicht
schon gar überholt sein?! S.
Die „Jugend" lacht:
Zwei Schauspieler reisen. Von Linz nach
Langstetten.
Der ältere Schauspieler betrachtet inter-
essiert den Koffer des Bonvivants.
„Was hast du da?" zeigt er erstaunt.
„Meine Zahnbürste."
Der andere, verächtlich:
„Kokotte!" J.n.n.
Auch in deutschen Mittel- und Kleinstädten
sitzen begabte Kritiker. Kürzlich lief in B. der
Ufa-Tonfilm „Der Kongreß tanzt". Darinnen
wird nicht wenig weibliche Unterwäsche gezeigt
— sie ist, wenigstens im Film, bei diesen miesen
Zeiten immer noch ein sicheres Geschäft. Auch
die reizende Lilian Harvey macht keine Aus-
nahme. Sie wird zu 25 Stockschlägen verurteilt
und vom Zaren nicht eher begnadigt, als nicht
das Röckchen gelüstet und eine Ausnahme von
unwiderstehlichem Reiz gemacht worden ist ...
Mit Recht schrieb also der Kritiker des
„B.'sehen Stadtkuriers": „Wir haben es bei
der entzückenden Lilian Harvey mit einer höchst
popolären Künstlerin zu tun." Teha
•
Eine junge Frau in SoSnowitz in Ooer-
schlesten trank, weil sie große Zahnschmerzen
hatte, eine Flasche Essigessenz aus. Cie wollte
sich das Leben nehmen. Sie wurde aber noch
rechtzeitig den Ärzten übergeben; man schaffte
sie ins Krankenhaus, chloroformierte sie, pumpte
ihr den Magen aus, gab ihr ein Klistier und
zog ihr zudem die schmerzenden Zähne.
— Also, beinahe blieb es doch bei ihrem
Vorsatz. Th.
Modernes Wirtschaftsleben
„Was, Anna, der Metzger will Ihnen kein
Fleisch mehr abgeben?" .
„Nee, 3nädige, wa müssen erst noch a\
dritte Rate von den Würstchen abbezahleni
792
Literarische Möglichkeiten
„Und wenn man den exotischen Film, zu
dem ich mein vaterländisches Drama um-
gearbeitet habe, nicht annimmt, mache ich
eben ein Hörspiel für's Radio daraus!"
Qt^irlfchaff 0Yoraho . . .
Der Generaldirektor der Ferro-Werke emp-
fängt den Erfinder.
„Na, lieber Ingenieur, was bringen Sie
Neues?"
„Herr Generaldirektor, ich bin mit der Kon-
struktion meiner neuen Maschine fertig... Sie
beschäftigen, glaube ich, 30 Arbeiter in der
Formerei und ^ in der Gießerei! Stimmt es?"
„Allerdings!"
„Wenn Sie meine neue Maschine einstellen,
machen Sie dieselbe Arbeit mit zwei Arbeitern!
Was sagen Sie dazu?"
„Hm —" meint nachdenklich der General-
direktor.
„Meine Maschine gewährleistet die ratio-
nellste Arbeit, die Produktionskosten verringern
sich auf ein Minimum —"
Der Generaldirektor reibt sich sorgenvoll nach-
denklich das Kinn.
„Äußerst interessant — wirklich überraschend..
Aber ich brauche etwas anderes, lieber In-
genieur ... Erfinden Sie die Maschine, die das
kauft, was ich mit diesen zwei Arbeitern er-
zeuge
!"
H. K. B.
hüten, ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.
Wenn sie nicht einmal herguckt, fauchte Max
in sich hinein, Himmelkreuzdonnerwetter, kann
ich ihr doch nicht meinen Platz anbieten —
blödes Ding!
Wenn er nur nicht mal seinen Platz an-
bietet, werd ich ihm doch nicht noch großartig
ins 'Gesicht stieren, — Idiot! !
Rwld.
Dr. Eckener
H. Marxen
czOauilofe C^Coniroverfe
Hallo, dachte Max, durch das AutobuS-
Fenster blickend, endlich ein Weibswesen, das
das Auge ergötzt! Möge der Himmel, daß sie
hier einsteigt. Das wäre eine Frau, oh — das
wäre eine Frau, der gigantische Opfer zu
bringen eine Wollust wäre! Dieser Frau würde
ich sogar meinen Fenster-Sitzplatz anbieten .. .
Sie stieg ein, sie stieg wirklich ein.
Sie bemerkte ihn sofort. Er gefiel ihr aus
den ersten halben Seitenblick.
Aber sie blieb am Eingang stehen. Ich kann
doch nicht direkt auf ihn zugehen, das würde ja
aussehen, als ob —
Ich kann ihr doch nicht auf vier Meter Ent-
fernung meinen Platz anbieten, dachte Max.
Er bleibt sitzen, dachte sie, er starrt mich an
und bleibt sitzen. Unglaublich!! Ich werde mich
C^affifche C^J3elan
Die Behauptung der N.S.D.A.P., daß das
Judentum alles beherrsche, bestätigt der Bericht
über die vor kurzem abgehaltene Generalver-
sammlung einer bayerischen Aktiengesellschaft:
„Ein Aktionär plädierte für eine Erhöhung
der Dividende, da in Anbetracht der jetzigen
Wirtschaftslage die Situation der Gesell-
schaft immerhin noch als recht erfreulich zu
bezeichnen sei, weshalb nicht einzusehen sei,
warum die Aktionäre so stark beschnitten
würden. Demgegenüber erklärte die Ver-
waltung, es läge ihr gänzlich fern, die
Aktionäre zu beschneiden."
Oder aber sollte diese Operation vielleicht
schon gar überholt sein?! S.
Die „Jugend" lacht:
Zwei Schauspieler reisen. Von Linz nach
Langstetten.
Der ältere Schauspieler betrachtet inter-
essiert den Koffer des Bonvivants.
„Was hast du da?" zeigt er erstaunt.
„Meine Zahnbürste."
Der andere, verächtlich:
„Kokotte!" J.n.n.
Auch in deutschen Mittel- und Kleinstädten
sitzen begabte Kritiker. Kürzlich lief in B. der
Ufa-Tonfilm „Der Kongreß tanzt". Darinnen
wird nicht wenig weibliche Unterwäsche gezeigt
— sie ist, wenigstens im Film, bei diesen miesen
Zeiten immer noch ein sicheres Geschäft. Auch
die reizende Lilian Harvey macht keine Aus-
nahme. Sie wird zu 25 Stockschlägen verurteilt
und vom Zaren nicht eher begnadigt, als nicht
das Röckchen gelüstet und eine Ausnahme von
unwiderstehlichem Reiz gemacht worden ist ...
Mit Recht schrieb also der Kritiker des
„B.'sehen Stadtkuriers": „Wir haben es bei
der entzückenden Lilian Harvey mit einer höchst
popolären Künstlerin zu tun." Teha
•
Eine junge Frau in SoSnowitz in Ooer-
schlesten trank, weil sie große Zahnschmerzen
hatte, eine Flasche Essigessenz aus. Cie wollte
sich das Leben nehmen. Sie wurde aber noch
rechtzeitig den Ärzten übergeben; man schaffte
sie ins Krankenhaus, chloroformierte sie, pumpte
ihr den Magen aus, gab ihr ein Klistier und
zog ihr zudem die schmerzenden Zähne.
— Also, beinahe blieb es doch bei ihrem
Vorsatz. Th.
Modernes Wirtschaftsleben
„Was, Anna, der Metzger will Ihnen kein
Fleisch mehr abgeben?" .
„Nee, 3nädige, wa müssen erst noch a\
dritte Rate von den Würstchen abbezahleni
792