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„Ich kann nicht!" bemerkte die junge Dame
ablehnend. „Als ich mich nach Ihnen dein,
Theater erkundigte, habe ich den Direktor ken-
nengelernt und mich mit ihm verabredet. Dieser
geniale Mensch, der Ihr Stück angenommen
hat, versteht seinen Wert in der Welt zu
betonen."

Die Türe siel hinter ihr ins Schloß. Der
Dichter Kimmelberg schlich zum Ofen zurück
und kam sich wie immer unwichtig vor.

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en

Von Kurt Miethke

Ein Mann kam in den Laden.

„Guten Tag, was steht zu Diensten?"

„Ein Kissen möchte ich gern."

„Bitte sehr. Da haben wir sehr schöne
Muster hereinbekommen. Hier ist ein wunder-
volles großes Kissen."

„Das ist zu groß. Meine Frau findet, daß
ein zu großes Kissen unfein wirkt."

„Dann ist hier ein nettes kleines Kissen."

„Danke. Meine Frau verabscheut alles zu
Niedliche."

„Oh! Dann wäre hier eins in mittlerer
Größe, Rosa mit Schwarz."

„Koinmt nicht in Frage. Nreine Frau kann
Rosa absolut nicht ausstehen."

„blnd hier dieses karierte?"

„Um Gottes willen! Karierte Muster ver-
ursachen bei meiner Frau ein körperliches Übel-
besinden!"

„Dann weiß ich, was Eie
brauchen! Hier dieses reizende ge-
blümte Muster!"

Ich hatte von einem Neuyorker Blatt
100 Dollar Honorar bekommen. In einge-
schriebenem Brief.

Als absoluter Laie aus dem Gebiet der
Valutenvorschriften wandte ich mich vertrauens-
voll an meinen Freund, den alten Bankier
Sesenheimer: „Raten Sie mir doch, bitte, was
ich mit dem Geld ansangen soll!"

Der Bankier zupfte an seinem seriös wir-
kenden Patriarchenbart: „No ja, eigentlich

müssen Sie jetzt sofort zur Neichsbank gehen
und die ioo Dollar zum amtlichen Kurs ver-
kaufen."

„Und wenn ich das nicht tue?" fragte ich
weiter.

„Dann sind Sie ein Verbrecher!"

„Mhm! Nun, und wenn ich das Geld nehme
und zur Reichsbank trage, was ist dann ...?"

„Dann sind Sie ein Trottel!" Spt.

Er und sie liefen auf raschem Ski durch die
Bergwinterpracht.

Kamen zur einsamen Hütte.

Gern ließ sie sich von ihm hineinziehen.
„Wie heißt übrigens diese Hütte?" fragte sie
beiläufig.

„Gute-HoffnungS-Hütte, Liebling."-

„Dann fahren wir lieber lveiter, zur näch-
sten!" entschied sie rasch. sfft.

^ewijfe

Von Mascha Kaleko

Heute möcht' ich nicht nach Hause gehen.

DaS wird wieder mal so eine Nacht...

Alle Sorgen, die der Tag gebracht,

Werden um mein Bett wie Wächter stehen.

Still und einsam blinzeln ein paar Sterne,
Langweilt sich ein blasser, halber Mond.

Und vom Hof her, wo der Pförtner wohnt,
Kräht ein spätes Grammophon von ferne.

Doch schon fünf Minuten hinterm Haus
Stirbt der Lärm von letzten Stadtbahnzügen.
Wo die Bäume sich im Nachtwind biegen,
Geht der großen Stadt der Atem aus.

Aus verschwiegnen, dichtverhängten Fenstern
Starrt das Schicksal Fremder in die Nacht.
Alte Kinderangst ist aufgewacht:

Vieles wird im Dunkel zu Gespenstern.

Und man liegt und horcht dem Schlag der
Stunden.

— Dieses Warten, daß es Morgen wird.

.. . Labyrinth, aus dem, des Nachts verirrt,
Ncancher gar uicht wieder heimgefunden.

Laß' mich heute nicht nach Haufe gehen
bis der Schatten ganz vorüber ist.

Denn solange du noch bei mir bist,

Kann, so fühle ich, mir nichts geschehen.

Werner Paul Schmidt

„Tun Sie es schnell weg!
Meine Frau findet, daß alle ge-
blümten Muster wie Tapete
wirken!"

„Wie wäre eS dann mit diesem
himmelblauen mit aufgemalter
Landschaft?"

„Meine Frati hat mir extra
gesagt, ich soll nichts Helles brin-
gen, weil die Kinder eS doch gleich
schmutzig machen würden .. ."

„Und hier dieses gehäkelte?"

„Bloß nicht. Meine Frau sagt,
da bleibt man immer mit Knöp-
fen und Haken drin hängen und
zwieselt bloß die Wolle auf."

„Da wäre dann schließlich noch
dieses aus Waschsamt."

„DaS ist sehr schön, das könnte
eventuell sogar meiner Frau ge-
fallen. WaS kostet eS denn?"

„Sieben Mark achtzig."

„Sieben Mark achtzig! Um
Himmels willen nicht! Meine
Frau hat ausdrücklich gesagt,
mehr wie eine Mark fünfzig darf
ich nicht ausgeben!"

Da holte der Verkäufer tief
Atem und sagte:

„Wissen Sie was? Was Sie
brauchen, ist nicht ein Kissen! Was
Sie brauchen, ist eine Scheidung!"

Schulaufsatz

„Die Formel 0 + a — a 0 ist auf die Preissenkung und den Lohnabbau der letzten

Notverordnung in Anwendung zu bringen/'

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Register
Sfft.: Odiosa
Mascha Kaleko: Gewisse Nächte
Spt.: Valutarisches
Kurt Miethke: Ein Kissen
Werner Paul Schmidt: Schulaufsatz
 
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