DER DIPLOMAT BEIM SKILAU EEN
er: „Könnte ich dann vielleicht dem Herrn Chef
mal etwas anbieten?"
Sagte der jüngste Stift: „Zwecklos. Der
hat noch weniger flüssiges Geld als wir!"
Beye
GRENZFÄLLE
An der Grenze zwischen Bayern und Thü-
ringen ist ein krummer Bach gerade gemacht
worden, wodurch zwischen beiden Ländern Ge-
bietsteile von etwa 0,3 Hektar ausgetauscht
werden. Das bayerische Ministerium hat des-
wegen dem Landtag einen Gesetzentwurf vor-
gelegt „Über den Austausch unbewohnter Ge-
biete zwischen Thüringen und Bayern".
— Damit nur ja, wenigstens auf dem
Papier, wieder etwas krumm würde. T.
Elly lachte: „Etsch! Etsch! Schämen Sie
sich! Ich warte schon eine Ewigkeit hier unten."
Der Skisahrer ließ sich nicht aus der Ruhe
bringen. „Gewiß, Sie sind direkt, und deshalb
schneller, abgefahren. Aber wie ich sehe, sind
Sie stürzend unten angekommen." EllyS Lachen
wurde leiser. „Ach was, aus einem Sturz darf
man sich nichts machen, Ich stehe schnell wie-
der aus. Man muß nur Ausdauer haben." —
Run lächelte der Diplomat. „So kann man
es auch machen, Ich ziehe die Umwege vor, bei
denen ich ohne Sturz unten — oder im anderen
Fall — oben ankomme!"
Der Skisahrer war ein kleiner Attache.
Elly war die Tochter eines mächtigen Ministers.
Der Skisahrer hatte sich ein paar Tage blrlaub
geben lassen. Schnee und Kälte waren nicht
gerade nach seinem Geschmack — — aber: er
hatte den kleinen blmweg nicht gescheut, um
sich mit Fräulein Elly zu verloben. In der
Stadt war die Zahl ihrer Bewerber weit
größer. Der direkte Weg deshalb nicht anzu-
raten. Hier, als Begleiter und Skiläufer, stan-
den seine Aktien weit besser. Er hat recht be-
halten. Er hat sich mit Elly verlobt. Seine
Karriere alö Diplomat war, durch seine Kunst
und durch die Beziehung seines Schwieger-
vaters, unausbleiblich.
Rur: Zum Skifahren fuhr er später nicht
mehr. Er tat es nicht gern, blnd er hatte
künftig „diesen" blmweg nicht mehr nötig.
G. Günther
Jos. Geis
Die neueste Notverordnung: „Herunter mit den Stöcken!“
111.
Der Herr Preiskommissar hat festgestellt, daß die Spazierstöcke der kleinen Leute immer
noch zu hoch sind. Es sind deshalb rückwirkend ab 1. Januar 1932 die Spazierstöcke
den kleinen Leuten anzupassen und rücksichtslos herabzuselzen. Durch diese Einsparung
wird die Einfuhr von ausländischem Holz bedeutend verringert, und dem „Kleinen Mann“
mehr wie bisher entgegengekommen.
ERZÄHL’ NIE EINEN WITZ
ZUM SCHERZ!
Eine verschwitzte Pointe kann für den Witz-
erzähler zum Schwitzbad werden: das mußte
Klüderjahn erleben.
Klüderjahn hatte in frivoler Herrengesellschaft
— eS war schon nach der dritten Flasche Wein —
auSgiebig einen englischen BerS belacht, der auf
„life“ und „wife“ reimte: Die schönsten Stun-
den meines Lebens verbracht' ich in den Armen
von eines andern Mannes Weib ... (Pause!
Betretenes Stillschweigen. Dann:) nämlich mei-
ner Mutter.
DaS hatte Klüderjahn gefallen. Er fand
den Witz herrlich — und nicht einmal so
schlimm, um ihn nicht in einer Gesellschaft von
Damen und Herren erzählen zu können.
So sing er denn an und kam bis „Weib".
Betretenes Stillschweigen. Klüderjahn wird rot
und röter.
Er wischt sich den Schweiß von der Stirn:
er schaut verlegen in die Runde — dann sagt
er: „Donnerwetter! Jetzt Hab' ich vergessen,
wer es war!"
Teha
KINDER UND
DRUCKFEHLER ...?
In den Speisewagen der O-Züge liegt be-
kanntlich die Mitropa-Zeitung auf, die dem
Reisenden bei Speis und Trank die Genüsse
der Stadt mundgerecht zu machen sucht, der er
gerade zustrebt. Selbstverständlich werden nebst
anderen Sehenswürdigkeiten auch die Theater
bedacht und die gerade am Spielplan befind-
lichen Stücke gebührend empfohlen. Da konnte
nun der sich auf den Besuch Münchens freuende
Fahrgast in einer der letzten Nummern deS
Mitropa-Blattes die jüngste Spielplan-Errun-
genschast des bayerischen Staatstheaters gezie-
mend gelobt finden, KolbenheyerS neues Drama
„DaS Gesetz in Dir". Es bedurfte übrigens
gar nicht des LobeS, denn es empfahl sich von
selbst durch den Titel, mit dem eS ahnungsvoll
und weise in der Mitropa-Zeitung angezeigt
war: „DaS Gesetz in Bier".
A. E. R.
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er: „Könnte ich dann vielleicht dem Herrn Chef
mal etwas anbieten?"
Sagte der jüngste Stift: „Zwecklos. Der
hat noch weniger flüssiges Geld als wir!"
Beye
GRENZFÄLLE
An der Grenze zwischen Bayern und Thü-
ringen ist ein krummer Bach gerade gemacht
worden, wodurch zwischen beiden Ländern Ge-
bietsteile von etwa 0,3 Hektar ausgetauscht
werden. Das bayerische Ministerium hat des-
wegen dem Landtag einen Gesetzentwurf vor-
gelegt „Über den Austausch unbewohnter Ge-
biete zwischen Thüringen und Bayern".
— Damit nur ja, wenigstens auf dem
Papier, wieder etwas krumm würde. T.
Elly lachte: „Etsch! Etsch! Schämen Sie
sich! Ich warte schon eine Ewigkeit hier unten."
Der Skisahrer ließ sich nicht aus der Ruhe
bringen. „Gewiß, Sie sind direkt, und deshalb
schneller, abgefahren. Aber wie ich sehe, sind
Sie stürzend unten angekommen." EllyS Lachen
wurde leiser. „Ach was, aus einem Sturz darf
man sich nichts machen, Ich stehe schnell wie-
der aus. Man muß nur Ausdauer haben." —
Run lächelte der Diplomat. „So kann man
es auch machen, Ich ziehe die Umwege vor, bei
denen ich ohne Sturz unten — oder im anderen
Fall — oben ankomme!"
Der Skisahrer war ein kleiner Attache.
Elly war die Tochter eines mächtigen Ministers.
Der Skisahrer hatte sich ein paar Tage blrlaub
geben lassen. Schnee und Kälte waren nicht
gerade nach seinem Geschmack — — aber: er
hatte den kleinen blmweg nicht gescheut, um
sich mit Fräulein Elly zu verloben. In der
Stadt war die Zahl ihrer Bewerber weit
größer. Der direkte Weg deshalb nicht anzu-
raten. Hier, als Begleiter und Skiläufer, stan-
den seine Aktien weit besser. Er hat recht be-
halten. Er hat sich mit Elly verlobt. Seine
Karriere alö Diplomat war, durch seine Kunst
und durch die Beziehung seines Schwieger-
vaters, unausbleiblich.
Rur: Zum Skifahren fuhr er später nicht
mehr. Er tat es nicht gern, blnd er hatte
künftig „diesen" blmweg nicht mehr nötig.
G. Günther
Jos. Geis
Die neueste Notverordnung: „Herunter mit den Stöcken!“
111.
Der Herr Preiskommissar hat festgestellt, daß die Spazierstöcke der kleinen Leute immer
noch zu hoch sind. Es sind deshalb rückwirkend ab 1. Januar 1932 die Spazierstöcke
den kleinen Leuten anzupassen und rücksichtslos herabzuselzen. Durch diese Einsparung
wird die Einfuhr von ausländischem Holz bedeutend verringert, und dem „Kleinen Mann“
mehr wie bisher entgegengekommen.
ERZÄHL’ NIE EINEN WITZ
ZUM SCHERZ!
Eine verschwitzte Pointe kann für den Witz-
erzähler zum Schwitzbad werden: das mußte
Klüderjahn erleben.
Klüderjahn hatte in frivoler Herrengesellschaft
— eS war schon nach der dritten Flasche Wein —
auSgiebig einen englischen BerS belacht, der auf
„life“ und „wife“ reimte: Die schönsten Stun-
den meines Lebens verbracht' ich in den Armen
von eines andern Mannes Weib ... (Pause!
Betretenes Stillschweigen. Dann:) nämlich mei-
ner Mutter.
DaS hatte Klüderjahn gefallen. Er fand
den Witz herrlich — und nicht einmal so
schlimm, um ihn nicht in einer Gesellschaft von
Damen und Herren erzählen zu können.
So sing er denn an und kam bis „Weib".
Betretenes Stillschweigen. Klüderjahn wird rot
und röter.
Er wischt sich den Schweiß von der Stirn:
er schaut verlegen in die Runde — dann sagt
er: „Donnerwetter! Jetzt Hab' ich vergessen,
wer es war!"
Teha
KINDER UND
DRUCKFEHLER ...?
In den Speisewagen der O-Züge liegt be-
kanntlich die Mitropa-Zeitung auf, die dem
Reisenden bei Speis und Trank die Genüsse
der Stadt mundgerecht zu machen sucht, der er
gerade zustrebt. Selbstverständlich werden nebst
anderen Sehenswürdigkeiten auch die Theater
bedacht und die gerade am Spielplan befind-
lichen Stücke gebührend empfohlen. Da konnte
nun der sich auf den Besuch Münchens freuende
Fahrgast in einer der letzten Nummern deS
Mitropa-Blattes die jüngste Spielplan-Errun-
genschast des bayerischen Staatstheaters gezie-
mend gelobt finden, KolbenheyerS neues Drama
„DaS Gesetz in Dir". Es bedurfte übrigens
gar nicht des LobeS, denn es empfahl sich von
selbst durch den Titel, mit dem eS ahnungsvoll
und weise in der Mitropa-Zeitung angezeigt
war: „DaS Gesetz in Bier".
A. E. R.
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