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37. JAHRGANG

N R. 30

Von Bernhard Bengtson

Nach tausend Mühen und Laufereien waren
Herr und Frau KieSmüller endlich in ihrer
neuen, modernen Wohnung zur Ruhe ge-
kommen. Daö heißt, die Ruhe war relativ,
denn unausgepackte Kisten und Kasten und
Rollen mit Teppichen trieben sich in der ganzen
Wohnung umher. Aber sonst war die neue
Wohnung natürlich „fabelhaft" — wie ein
Traum — — —.

„Ein etwas unruhiger Traum", meinte Herr
Kiesmüller, während er herumrannte und den
Hammer suchte, den er in die hintere Hosen-
tasche gesteckt hatte.

„DaS Wundervollste ist die Badestube", sagte
Frau KieSmüller. „Endlich eine eigene Bade-
stube — das ist doch wie sieben Träume. Komm
doch mal her und steh sie dir an!"

Herr KieSmüller verließ die Packkiste, mit
der er si'ch herumbalgte, und ging mit seiner
Frau in das Käfterchen der sieben Träume,
das der Architekt mit dem Namen Badestube
beehrt hatte. Entzückt betrachteten sie die weiß
emaillierte Badewanne.

„Wie herrlich cs werden wird!" seufzte Frau
KieSmüller.

„Ja, wundervoll, aber was ist denn das

für ein Ding da an der Wand?" zeigte Herr
KieSmüller.

„Gott, bist du aber dumm!" sagte seine
Frau, „das ist doch die Klappe, durch die frische
Luft herein kommt."

Sie zog an der Kette und öffnete die Klappe.

„Bad und frische Luft gehören zusammen,
siehst du — fabelhafte Erfindung."

„Natürlich", pflichtete ihr Gatte bei, „aber
wo kommt denn die frische Luft her?"

„Aus dem Keller."

„Frische Luft auS dem Keller — sonderbar."

„Genial ist das. Das hat auch nicht so wenig

E. Niemeyer-Moxter

Stimmen aus dem Publikum

„Nee, nee, Iiinners, wenn ick hören will, wie alles durch’nander jröhlt, dann jehe ick nich in 'ne Oper, sondern in

’ne Landtagssitzung/“
Register
Bernhard Bengtson: Frische Luft
Elsa Niemeyer-Moxter: Stimmen aus dem Publikum
 
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