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37. JAHRGANG

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1 93 2 / N R. 34

HumoreSkenschreiben ist gar nicht so schwierig.
Wenn einem tta ein Gedanke gekommen ist,
seht man sich einfach an die Schreibmaschine
und tippt ihn nieder, na und das Weitere muß
man dem Schicksal überlassen.

Nein, also das Schreiben ist, wie gesagt,
nicht schwer, schwierig ist einzig und allein die
Abwimmelung der lieben Freunde und Berater
mit ihren „sa—bel—haften Ideen".

„Du bist doch Humorist, nichwa, ich Hab
doch neulich was von dir gelesen, ganz nett,
wirklich, ... wo stands denn gleich, warte mal
... in der ... ähhh ..., nee, weeß nicht mehr,
iS ja ooch egal, na, mein Geschmack war eS nu
eigentlich nich grade, aber meine Frau sagte
noch ..., also, da, ich Hab da ne Idee für dich,
... einfach fa—bel—Haft!" „Hm!"

„Wieso bloß ,hm'? Ich Hab wun-
dergedacht, wie du dich freuen wirst,
na, laß bleiben! ... WaS?"

„Ich Hab nichts gesagt."

„Nee, nee, aufdrängen will ich dir
meine Idee natürlich nich, Gott be-
wahre! Gibt x-Leute, die selig sind,
so 'n Stoff zu kriegen! Haste ne
Zigarette? Danke! Nee, mein Junge,
da kannste lange betteln, bevor ich
dir WaS erzähle! Scheinst's ja nich
nötig zu haben! Schüttelst den Stoff
nur so auö'm Ärmel, wie? — Na
also, Wiedersehn, man soll kee'n zu
seinem Glück zwingen, weeß Gott!

Tjüs!"

Beleidigt!

Das sind die Harmlosen, eS gibt
aber noch andere:

„Hörense mal, da Hab ich mir
neulich, wie ich wieder mal nich
schlafen konnte, ne Sache ausgedacht,
also tadel—loS, ne Stange Gold
kann man damit verdien'. Pastense
mal auf, werfe Ihn' erzählen: Also
da sitzen paar Herren im Restaurant,
oder im Klub meinSwegen, und da
kommt ein Fremder rein, so mit'm
Monokel einer, und sagt: »Verzeihen
Sie, meine Herren, mein Name iS
Schulze . . . oder von Jtzeplitz — iS
ja egal — und will ne elegante Ver-
beugung machen und dabei gleitet er
aus — aufm Parkett liegt ne Apfel-
sinen- oder Bananenschale — spielt
ja keene Rolle — und hohohoho,

VON DEUT SCHLOFFT

setzt sich auf seinen Allerwertesten, vastehnse,
und das NIonokel, hohoho, in tausend Scher-
ben, hohohohoho!"

„Ja, und weiter?"

„WaS heißt hier »weiter'?! Js doch wahnsin-
nig komisch! — Nu stellnse sich vor, wie die alle
dasitzen, mit'n blöden Gesichtern, und der Kerl
auf der Erde... Da könnse doch ne furchtbar
ulkige Geschichte drauS machen! Wie'se das an-
fang' solln? DaS weiß i ch doch nich, das iS
doch nu wirklich Ihre Sache! Ich geb Ihn' da
n' großartigen Stoff, und Sie fragen, wie'se'n
auswerten sollen, bißchen naiv, gelinde gesagt,
find ich großartig!"

„Nu pagnse mal auf, also der verstorbene
Grünseld..."

„Wer iS Grünfeld? Mein'se den auSm
Cafo Central!"

„blnstnn, den Cellisten Heinrich Grünfeld
mein ich!"

„Ach so, den! — Kenn ick nich!"

„Nämlich Grünfeld pflegte immer zu sagen:
Ein Witz muß ein Witz sein und hinten muß
er ne Pointe haben."

„WaS hat dimn Grünseld mit meiner Idee
zu tun? Sie sagten doch, er spielte Cello?"
„Ja, das auch, nebenbei."

„Na, da kann er doch garnich über Lite-
ratur mitreden! Wenn er Cello spielte, iS er
doch garnich kompetent für sowas! Erzählense
denn da?! Übrigens, ich will garnischt bezahlt
haben für meine Idee, habense keene Angst!

Auö purer Freundschaft und Liebens-
würdigkeit erzähl ich Ihn' das."
„Kann man nichts mit anfang'!"
„Glänzend! Sie haben eben keenen
Funken Humor, Mensch! Mein
Freund Dusedongk iS bald erstickt vor
Lachen, wie ich ihm die Schose er-
zählt Hab. — Nee, lieber Freund, da
geb ich die Sache einfach dem...
Dingsda, wie heißt er gleich? . . .,
der immer die Grotesken da schreibt.
Beide Hände küßt mir der Mann
vor Dankbarkeit. — Komische Men-
schen gibtS: »Kann man nichts drauS
machen!' Sie vielleicht nich! — Nu
pastenfe mal auf, geb ich Ihn' 'n
andern Tip: Machenwa 'n Tonfilm
draus, a meta, so'ne Art..., wie
nennt manö denn gleich? ... ja so'n
Kabarettfilm. DaS könnse doch ohne
weiteres, wennse die Idee von mir
haben, nich? Also zuerst sitzen da,
sagemva, zehn Leute um'n Tisch ...,
oder nee, nee noch besser passense-
malauf! S' spielt im Hotel, so'm
ganz vornehmen Hotel, die Gäste alle
in Gala, Herrn im Smoking, oder
noch besser im Frack, und die Damen
so in großer Abendtoilette. Erst
kommt 'n netter Jazz, macht Ihn'
jeder Schlagerkomponist mit Kuß-
band, und dann tritt der freinde Ka-
valier auf — übrigens ne blendende
Rolle für'n Brestart, oder'n Arno —,
wissen se, so'n piff einer Gent... nee,
Mensch, das wär überhaupt ne
Bombensache für'n Menjou fälltma

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Josef Sauer: Zeichnung ohne Titel
Deuschlöfft: Fabelhafte Ideen
 
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