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37. JAHRGANG

1 93 2 / NR. 38


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SOMMER UM ANNA

VON WALTER PERSICH

Wie in einer Bleimulde schwamm die nord-
deutsche Insel Fehmarn zwischen Meer und
Himmel. Jeder Mensch hatte Verlangen nach
einem Bad, weshalb also sollte sich die FischerS-
tochter Anna daran hindern lassen?

Es war Essenszeit, die Fremden befanden sich
aus dem Wege in die Pensionen — gut, so ging
sie hinauf in das gedrückte Kiefernwäldchen
hinter dem Deich, streifte die Kleider ab — und
fuhr erschreckt zusammen, denn plötzlich tauchte
der Kopf eines Mannes lächelnd zwischen den

Däunien auf. Erzürnt schlug sie um sich das
viel zu kleine Badetuch, ohne zu wissen, wohin
sie fliehen könne. Der Fremde wandte sich halb
ab und sagte: „Ich habe hier geschlafen. Sie
brauchen sich nicht zu schämen. Ich bin Maler
und meine Augen sehen nur die Schönheit..
Mit einem Nicken des Kopfes verschwand er.
Anna ging, hastig wieder angekleiöet, über die
Stadt Burg zurück, aus einem Weg, der ihr
den Staub ihrer Füße in Schwaden ins Gesicht
warf.

Am nächsten Abend hatte sie vorsorglich den
Badeanzug unterm Kleid angezogen. Doch was
war mit dem Strand? Männer liefen eilig hin
und her und verteilten an die Frauen große
Nummernschilder, die diese lachend an ihren
Anzügen befestigten. Noch schaute sie umher,
da wurde sie fast überrannt — es war der
Maler. Schon nahm er einen Zettel mit der
Nummer ^7» heftete ihn ihr schnell an und
erklärte: „In einer Viertelstunde wird die
Strandkönigin gewählt, oben am Turm. Das




Der neue Wein


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Heinrich Kley
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