einem Geist, waS bei den meisten von Ihnen
Lenst der Menschen nicht der Fall ist.
un
bind darum bin ich auch überzeugt, daß daS,
waS ich Ihnen zu sagen habe, gewissermaßen
eine höhere Eingebung ist, aus einer Ebene ent-
sprungen, die über dem gewöhnlichen Bleistift-
dasein liegt. Betrachten Sie mich also als das
Sprachrohr eines überlegenen Geistes, als einen
Propheten, der sich an Sie wendet, bind nun
will ich Ihnen gleich sagen, was ich als Ein-
gebung empfangen habe. Ich schlage Ihnen
vor, eine Interessengemeinschaft mit den gleich
uns bedrängten Schreibfedern einzugehen."
Gemurmel wogte durch die Versammlung.
Mit den Schreibfedern? Die Schreibfedern
waren nicht beliebt, man stand
von alterS her in einer Gegner-
schaft zu ihnen, die oft in heftigen
Haß auögeartet war.
Aber der Redner ließ sich nicht
beirren. „Ich weiß alles genau",
sagte er, „was Sie mir erwidern
wollen. Aber ich beschwöre Sie,
diese menschlichen Minderwertig-
keitsbedenken aufzugeben. Sind
wir nicht den Menschen, denen wir
scheinbar dienen, in Wirklichkeit
unendlich überlegen? Sind nicht
wir ebenso wie die Schreibfedern
die eigentlichen Gestalter ihrer so-
genannten Gedanken? Alle Worte,
die sie niederschreiben können, ruhen
als Möglichkeiten in uns, ebenso
wie in den Schreibfedern. Oft
erfahren sie erst durch die Rerven-
ströme, die sich uns mitteilen und
in uns zittern, also eigentlich durch
uns, was sie eigentlich wollen.
Ein gut gespitzter Bleistift, eine
passende Schreibfeder sind oft erst
entscheidend für das sogenannte
menschliche Geistesleben, für die
Glätte und den Schwung des
Ausdrucks, leisten wir Widerstand,
so sind die Menschen machtlos.
Wie können da diese seelenlosen
Klappermaschinen oder gar die
gräßlichen Diktaphone und Parla-
phone überhaupt nur neben unS
genannt werden? Wir sind daS
gute alte Handwerk, diese Ma-
schinen dienen der intellektuellen
Industrie. Aber diese unsere Über-
legenheit müssen wir den Menschen
erst begreiflich machen, weil sie an
einer Überschätzung der Maschinen
leiden. Mit Absicht nenne ich
immer zugleich mit uns auch die
Schreibfedern, die von dem gleichen
Schicksal bedroht werden. Lassen
Sie unS unsere Überlegenheit den
Menschen gegenüber auch darin
bewähren, daß wir ihnen ihr
Gezänk um ünwesentlicheS, ihre
Blindheit gegenüber ihren Auf-
gaben, ihre neidische Bosheit und
ihren Vernichtungskampf gegen-
über nicht nachmachen, ünd darum
beantrage ich —"
In diesem Augenblick verstummte
der Redner. Auf der goldenen ühr,
dem überflüssigen und unbeachteten Anhängsel
deS Crayons, war der Minutenzeiger inzwischen
einmal um daS ganze Zifferblatt herum-
gegangen, und der kleine Zeiger war zu gleicher
Zeit auf die Eins weitergerückt, und dieser kleine,
spitze Winkel der beiden Zeiger war eS, der dem
Redner das Wort entzog.
Die Versammlung war geschlossen, und eS
lag nur ein Häuflein von stummen Bleistiften
auf dem grünen Such, mit dem der Schreib-
tisch bespannt war.
Vielleicht hatten ß'e doch schon so viel, von
den Menschen angenommen, daß sie zu lange
geredet hatten, ehe sie zum Handeln gekommen
waren!
Miszellen
ünter den Heiratsgesuchen eines süddeutschen
Blattes wünscht ein junger Mann „herzens-
gutes, gebildetes Mädchen, nicht über 25 Jahren,
zwecks späterer Heirat kennenzulernev". Er
schließt: „Ehrenvollste Behandlung bis dahin
zugesichert".
— Bis dahin? Von da an scheint die
Herzensgute nichts zu lachen zu haben. Th.
*
In Amerika gibt es seit einiger Zeit auch
Rekorde im Rückwärtslaufe n".
— Als ob wir dafür ausgerechnet Amerika
brauchten! Telia
Hoffnungsstrahl
Du Susi, ich glaube das Geschäft wird doch wieder besser, der Chef hat gesagt, ich soll von den
Kündigungsschreiben nur hundert Durchschläge machen!“
773
Lenst der Menschen nicht der Fall ist.
un
bind darum bin ich auch überzeugt, daß daS,
waS ich Ihnen zu sagen habe, gewissermaßen
eine höhere Eingebung ist, aus einer Ebene ent-
sprungen, die über dem gewöhnlichen Bleistift-
dasein liegt. Betrachten Sie mich also als das
Sprachrohr eines überlegenen Geistes, als einen
Propheten, der sich an Sie wendet, bind nun
will ich Ihnen gleich sagen, was ich als Ein-
gebung empfangen habe. Ich schlage Ihnen
vor, eine Interessengemeinschaft mit den gleich
uns bedrängten Schreibfedern einzugehen."
Gemurmel wogte durch die Versammlung.
Mit den Schreibfedern? Die Schreibfedern
waren nicht beliebt, man stand
von alterS her in einer Gegner-
schaft zu ihnen, die oft in heftigen
Haß auögeartet war.
Aber der Redner ließ sich nicht
beirren. „Ich weiß alles genau",
sagte er, „was Sie mir erwidern
wollen. Aber ich beschwöre Sie,
diese menschlichen Minderwertig-
keitsbedenken aufzugeben. Sind
wir nicht den Menschen, denen wir
scheinbar dienen, in Wirklichkeit
unendlich überlegen? Sind nicht
wir ebenso wie die Schreibfedern
die eigentlichen Gestalter ihrer so-
genannten Gedanken? Alle Worte,
die sie niederschreiben können, ruhen
als Möglichkeiten in uns, ebenso
wie in den Schreibfedern. Oft
erfahren sie erst durch die Rerven-
ströme, die sich uns mitteilen und
in uns zittern, also eigentlich durch
uns, was sie eigentlich wollen.
Ein gut gespitzter Bleistift, eine
passende Schreibfeder sind oft erst
entscheidend für das sogenannte
menschliche Geistesleben, für die
Glätte und den Schwung des
Ausdrucks, leisten wir Widerstand,
so sind die Menschen machtlos.
Wie können da diese seelenlosen
Klappermaschinen oder gar die
gräßlichen Diktaphone und Parla-
phone überhaupt nur neben unS
genannt werden? Wir sind daS
gute alte Handwerk, diese Ma-
schinen dienen der intellektuellen
Industrie. Aber diese unsere Über-
legenheit müssen wir den Menschen
erst begreiflich machen, weil sie an
einer Überschätzung der Maschinen
leiden. Mit Absicht nenne ich
immer zugleich mit uns auch die
Schreibfedern, die von dem gleichen
Schicksal bedroht werden. Lassen
Sie unS unsere Überlegenheit den
Menschen gegenüber auch darin
bewähren, daß wir ihnen ihr
Gezänk um ünwesentlicheS, ihre
Blindheit gegenüber ihren Auf-
gaben, ihre neidische Bosheit und
ihren Vernichtungskampf gegen-
über nicht nachmachen, ünd darum
beantrage ich —"
In diesem Augenblick verstummte
der Redner. Auf der goldenen ühr,
dem überflüssigen und unbeachteten Anhängsel
deS Crayons, war der Minutenzeiger inzwischen
einmal um daS ganze Zifferblatt herum-
gegangen, und der kleine Zeiger war zu gleicher
Zeit auf die Eins weitergerückt, und dieser kleine,
spitze Winkel der beiden Zeiger war eS, der dem
Redner das Wort entzog.
Die Versammlung war geschlossen, und eS
lag nur ein Häuflein von stummen Bleistiften
auf dem grünen Such, mit dem der Schreib-
tisch bespannt war.
Vielleicht hatten ß'e doch schon so viel, von
den Menschen angenommen, daß sie zu lange
geredet hatten, ehe sie zum Handeln gekommen
waren!
Miszellen
ünter den Heiratsgesuchen eines süddeutschen
Blattes wünscht ein junger Mann „herzens-
gutes, gebildetes Mädchen, nicht über 25 Jahren,
zwecks späterer Heirat kennenzulernev". Er
schließt: „Ehrenvollste Behandlung bis dahin
zugesichert".
— Bis dahin? Von da an scheint die
Herzensgute nichts zu lachen zu haben. Th.
*
In Amerika gibt es seit einiger Zeit auch
Rekorde im Rückwärtslaufe n".
— Als ob wir dafür ausgerechnet Amerika
brauchten! Telia
Hoffnungsstrahl
Du Susi, ich glaube das Geschäft wird doch wieder besser, der Chef hat gesagt, ich soll von den
Kündigungsschreiben nur hundert Durchschläge machen!“
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