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Liebesprobe
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Ulfe
fk
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::
m
ich
hl
V o n Gert u n b Auli ch
Ein Unternehmen sieht vor dem Konkurs.
Wenn nicht in letzter Stunde eine Sanierung
möglich ist. Morgen soll die AnfsichtSratskom-
mistion über Liguidation oder Fortbestand ent-
scheiden. Die Aussichten sind 100:1 für Pleite.
Herr Schulz, Angestellter mit immerhin
ZOO Mark Monatsgehalt, beschließt für alle
Fälle, seine Frau vorznbereiten.
Er beginnt: Weißt du das Neueste?
Sie: Ich bin durchaus nicht neugierig.
Die Firma geht in Konkurs.
Na und?
Du fragst: na und? Bedenkst bn nicht, daß
ich da meine Stellung verliere, daß wir sozn-
fagen glatt auf der Straße liegen?
Nun, wenn schon? Es geht tausenden nicht
besser.
Wie? Und wovon sollen wir leben?
Dom Essen und Trinken natürlich!
Jetzt wird es mir aber-du wagst eü,
anläßlich dieser Situation zu höhnen?
Ich wollte sagen, von deinen Stempelgeldern
selbstverständlich, wenn dir das lieber ist.
Stempelgeldern? Geldern? Menschenskind,
hast du einen Schimmer, was das anömacht?
Nein. Wieviel macht eS denn aus?
ft.
i
Ir
Zehn Mark die Woche etwa, ganze zehn
Emm die Woche.
Damit kann man allerdings nicht — ver-
hungern. Leider werden wir am Leben bleiben.
Wart nur, das Spotten wird dir schon ver-
gehen. Fürs erste müssen wir diese schöne Woh-
nung aufgeben.
Macht nichts. Ich habe es sowieso satt, sie
täglich aufzuräumen. Tote Gegenstände zu
putzen und abzustanben.
Aber wir müssen doch ein Dach über dem
Kopfe haben. Oder willst bu in die Baracken
übersiedeln?
Nein. Wir ziehen nach Borkenmühl. Ich
habe dort im Sommer entzückende kleine Woh-
nungen für IZ bis 20 Mark gesehen. Prak-
tisch. Neue Sachlichkeit!
Bist du verrückt! Ausgerechnet nach Borken-
mühl, in dieses Kaff! Dort gibt es ja nicht
einmal ein Gasthaus! Fern von aller Kultur!
Gott fei Dank gibt eS dort nicht einmal ein
Gasthaus. Du wirst die Abende mit mir zn-
bringen müssen! Im übrigen stelle ich mir daS
himmlisch vor. Wald und Garten. Direkt
romantisch. Bäume sausen, ein Bach rauscht,
du liegst den ganzen Tag im Grünen und läßt
dir die Sonne auf den Bauch scheinen, wenn
du es nicht vorziehst, Holz zu hacken oder die
Hühner zu füttern. Denn wir werden selbst-
verständlich Hühner haben. Du wirst-
Ich? Wieso ich? Ich pfeife ans Hühner.
Du weißt, daß ich dieses Kaff nicht ertrage.
Du wirst dich eben gewöhnen. Ich weiß, daß
du dich gewöhnen wirst. Im Notfälle gehst du
als Knecht zu einem Bauern.
Du, sag daö noch einmal! — — Hast du
denn schon die Spur überlegt, waS uns alles
fehlen wird? Kein fließendes Wasser, kein
warmes Bad, von anderen Bequemlichkeiten
ganz zu schweigen.
(Fortsetzung S. 783)
Binnen Bänken
In Wien stand eininal ein gewisser Honig-
mann vor Gericht, wegen Betruges.
Der Staatsanwalt, Herr Hofrat Pollak,
wollte Stimmung machen gegen den Ange-
klagten und nannte ihn geflissentlich: Herrn
Honigmann ans Lemberg.
Da erhob sich der Verteidiger Dr. Walther
Rode und sprach:
„Hoher Gerichtshof! Daß mein Klient
Honiginann ans Leinberg stammt, ist Zufall.
Was aber sagen Sie zu dein Wunder: iinser
Herr StaatSanivalt Pollak stamint nicht
aus Lemberg."
Roda Roda
ERPROBT UND BEWAHRT
Wanderer-Wagen sind ln jahrelanger^
Arbeit zu ihrer heutigen Vollendung
entwickelt worden. Sie weisen alle
Neuerungen auf, die sich als zuver-
lässig und zweckmäßig bewährt haben
und durch eingehende Versuche und
im täglichen Gebrauch erprobt wurden.
Wanderer-Werke A G., Schönau-Chemnitz
m u NDoBTr
jlll-l
WAN
NEUE
PREISE
6/10 PS LIMOUSINe
*«4S60."
ab Werk
10/50 PS UMOUSINC
7250
RM
ab Werk
Wanderer-Werke Akt.-Ges. Verkaufsniederlassung München: Odeonsplatz 12
Fernruf 22 4 29 und 22 9 71
ei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen
779
1932 / JUGEND Nr.49
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Ein Unternehmen sieht vor dem Konkurs.
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scheiden. Die Aussichten sind 100:1 für Pleite.
Herr Schulz, Angestellter mit immerhin
ZOO Mark Monatsgehalt, beschließt für alle
Fälle, seine Frau vorznbereiten.
Er beginnt: Weißt du das Neueste?
Sie: Ich bin durchaus nicht neugierig.
Die Firma geht in Konkurs.
Na und?
Du fragst: na und? Bedenkst bn nicht, daß
ich da meine Stellung verliere, daß wir sozn-
fagen glatt auf der Straße liegen?
Nun, wenn schon? Es geht tausenden nicht
besser.
Wie? Und wovon sollen wir leben?
Dom Essen und Trinken natürlich!
Jetzt wird es mir aber-du wagst eü,
anläßlich dieser Situation zu höhnen?
Ich wollte sagen, von deinen Stempelgeldern
selbstverständlich, wenn dir das lieber ist.
Stempelgeldern? Geldern? Menschenskind,
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Nein. Wieviel macht eS denn aus?
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Macht nichts. Ich habe es sowieso satt, sie
täglich aufzuräumen. Tote Gegenstände zu
putzen und abzustanben.
Aber wir müssen doch ein Dach über dem
Kopfe haben. Oder willst bu in die Baracken
übersiedeln?
Nein. Wir ziehen nach Borkenmühl. Ich
habe dort im Sommer entzückende kleine Woh-
nungen für IZ bis 20 Mark gesehen. Prak-
tisch. Neue Sachlichkeit!
Bist du verrückt! Ausgerechnet nach Borken-
mühl, in dieses Kaff! Dort gibt es ja nicht
einmal ein Gasthaus! Fern von aller Kultur!
Gott fei Dank gibt eS dort nicht einmal ein
Gasthaus. Du wirst die Abende mit mir zn-
bringen müssen! Im übrigen stelle ich mir daS
himmlisch vor. Wald und Garten. Direkt
romantisch. Bäume sausen, ein Bach rauscht,
du liegst den ganzen Tag im Grünen und läßt
dir die Sonne auf den Bauch scheinen, wenn
du es nicht vorziehst, Holz zu hacken oder die
Hühner zu füttern. Denn wir werden selbst-
verständlich Hühner haben. Du wirst-
Ich? Wieso ich? Ich pfeife ans Hühner.
Du weißt, daß ich dieses Kaff nicht ertrage.
Du wirst dich eben gewöhnen. Ich weiß, daß
du dich gewöhnen wirst. Im Notfälle gehst du
als Knecht zu einem Bauern.
Du, sag daö noch einmal! — — Hast du
denn schon die Spur überlegt, waS uns alles
fehlen wird? Kein fließendes Wasser, kein
warmes Bad, von anderen Bequemlichkeiten
ganz zu schweigen.
(Fortsetzung S. 783)
Binnen Bänken
In Wien stand eininal ein gewisser Honig-
mann vor Gericht, wegen Betruges.
Der Staatsanwalt, Herr Hofrat Pollak,
wollte Stimmung machen gegen den Ange-
klagten und nannte ihn geflissentlich: Herrn
Honigmann ans Lemberg.
Da erhob sich der Verteidiger Dr. Walther
Rode und sprach:
„Hoher Gerichtshof! Daß mein Klient
Honiginann ans Leinberg stammt, ist Zufall.
Was aber sagen Sie zu dein Wunder: iinser
Herr StaatSanivalt Pollak stamint nicht
aus Lemberg."
Roda Roda
ERPROBT UND BEWAHRT
Wanderer-Wagen sind ln jahrelanger^
Arbeit zu ihrer heutigen Vollendung
entwickelt worden. Sie weisen alle
Neuerungen auf, die sich als zuver-
lässig und zweckmäßig bewährt haben
und durch eingehende Versuche und
im täglichen Gebrauch erprobt wurden.
Wanderer-Werke A G., Schönau-Chemnitz
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NEUE
PREISE
6/10 PS LIMOUSINe
*«4S60."
ab Werk
10/50 PS UMOUSINC
7250
RM
ab Werk
Wanderer-Werke Akt.-Ges. Verkaufsniederlassung München: Odeonsplatz 12
Fernruf 22 4 29 und 22 9 71
ei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen
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1932 / JUGEND Nr.49