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37. JAHRGANG

1 9 3 2 / NR. 50

Vom Starrsinn und der Unfolgsamkeit der sogenannten „toten Dinge"

Von Erwin Stranik

Sie wissen dl?eh, wie eö mit Musterkindern
zu ergehen pflegt: sie sehen immer rein und
sauber ans, sie sprechen niemals ein törichtes
Wart, sie können die längsten lind klassischsten
Gedichte anssagen und sich bei Tisch ebenso
sittsam benehmen wie die Erwachsenen. Sie
bilden die restlose Freude ihrer Eltern lind alle
Verwandten, denen ein mißgünstiges Schicksal

nicht ebensolche Prachtexemplare in die Wiege
legte, beneiden Papa und Mama um einen
derartigen Nachwuchs aus ganzem Herzen.
Die Eltern lächeln glücklich, wenn man von
ihrem Mustersöhnchen oder -töchterchen spricht,
streichen wohl allch liebkosend durch das gold-
lockige Haar lind denken: „Ja, auf inein Kind
kann ich mich verlassen. Das macht mir keine

Schande." — Und es macht lvirklich keine
Schande. Es erträgt mit Engelsgeduld jeden
Sonntag die ödesten Besuche, sieht ruhig und
stlindenlange den Erwachsenen beim Karten-
spiel zu, schüttet niemals seinen Kaffee aus,
verspottet nicht die schwerhörige Großmutter,
lacht nicht über Onkel Theobalds Glatze und
Tante SeraphinenS Stielaugen, — kurz: es

Mangelhafte Technik

„Ach, solange man Grammophon nicht vierhändig spielen kann, finde ich's furchtbar langweilig!“

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Index
Otto Herrmann: Mangelhafte Technik
Erwin Stranik: Gegenstände machen dich lächerlich!
 
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