R. ftost
Schneeschuh-A-B-C
„An- und Ausziehen können wir uns jetzt schon ganz sportlich, — stören
tut mich bloß noch, daß man dazu auch noch Skiläufen können soll!“
konnte! Er reinigt Teppiche, Polster, Wände,
Kleider, Deeken, er entmottet, ivenn man eine
Globoldose anhängt, er trocknet die Haare,
wenn man ihn verkehrt laufen läßt, — kurz:
er ist ein ebensolches technisches Wunder wie
Radioapparat, Rauchverzehrer und ähnliche
Dinge. Da schneit Tante Isolde in EmilienS
Haus, jene Isolde, die mit der berühmten Frau
gleichen Namens nur das eine gemeinsam hat,
daß sie einen immer trist—an—sieht, und will
den Staubsauger begutachten. Sie nimmt ihn
selber zur Hand, schaltet den Strom ein und
geht aus die erste Decke zu. RRR—tsch— die
Decke hat sich verknüllt, ist in den Saugspalt
eingedrungen und geht nicht mehr heraus. Erst
als sie Tante in mehrere kleine Stücke zer-
rissen hat, kommt sie wieder zum Dorschein.
— „O", sagt Tante, „der Apparat saugt so
stark?" — blnd sie probiert aus dem Boden.
Da liegen ein paar Federchen. Tante fährt
darüber. Die Federchen liegen noch da. Tante
fährt abermals darüber. Die Federchen rühren
sich nicht. Der Tante wird heiß, Emilie wird
heiß, dem Apparat wird heiß, aber, — die
Federchen schluckt er nicht, nein, genau wie der
Suppenkaspar, der die Suppe nicht mochte,
will er, der Federnkaspar, keine Federchen.
eher einer Räucherkammer für Bauerngeselch-
teS, denn einer menschlichen Behausung! So
ein Rauchverzehrer aber, unten kugelig ge-
baucht, oben schlank und endlos wie der Hals
einer Giraffe, entzieht der Luft auch den schwer-
sten Zigarrenrauch, erhält sie rein und frisch,
erseht außerdem ein Rauchtischchen mit Aschen-
bechern und nimmt an seinen Halteringen die
Zigarren und Zigaretten der Raucher aus,
wenn sie diese gerade, etwa um besser Karten
spielen oder reden zu können, für ein paar
Minuten aus der Hand legen wollen. Ja, —
das tut so ein Rauchverzehrer, aber natürlich
nur, wenn Gäste da sind, an deren Lob und
Zufriedenstellung einem wenig gelegen ist. Doch
laden Sie einmal Herrn Geheimrat von
Knocke ein, den kritischen Nörgler! Da werden
Sie sehen, was passiert! Kaum sitzt der alte
Herr neben dem Rauchverzehrer und legt ein
wenig seine teure Importe auf den Girasfen-
ränd, — schwups gleitet diese den langen
Schlund hinab und verschwindet auf Nimmer-
wiedersehen im Wasserbauch. Der Herr Ge-
heimrat sieht das kostbare Gut entgleiten, ver-
färbt sich, doch noch hält er ein böses Wort
zurück. Dafür nimmt er jetzt eine gute Kuba-
zigarre. Ja, die schmeckt ausgezeichnet! Nur
eine Sekunde legt er sie in den Haltering.
Kaum ist sie drinnen, — ritsch, ist sie schon
verzehrt. Der Hausherr ist entsetzt über so viel
Mißgeschick, — er bietet als Ersatz Zigaretten
an, aber alles, alles, was auf den Rand des
unheimlichen Gegenstandes kommt, glitscht in
ihn hinein. So wie fleischfressende Blumen
sämtliche Insekten, die sich aus ihren Kelch
setzen, lim dort ahnungslos etwas Honig zu
nippen, in sich hineinschlingen, so schlingt der
Rauchverzehrer alle Zigarren und Zigaretten
in seinen weiten Magen. Ja, die Lust bleibt
rein vom Rauch, weil er alle Rauchwaren
aufgesressen hat, aber das Donnerwetter, das
Herr Geheimrat Knocke jetzt losläßt, ist eben-
falls nicht ohne — und Sie haben wieder
einen alten Freund des Hauses verloren!
Lassen Sie sich um des Himmels willen auch
nicht verleiten, auf Ihren Staubsauger stolz
zu sein und mit ihm zu protzen! Wenn er auch
immer gut geht, — sobald sie ihn einer unbe-
teiligten Person vorsühren wollen, versagt er
an geeigneter Stelle ganz bestimmt. — Mir
fällt da immer die Sache mit meiner Freundin
Emilie ein. Die war nämlich, als sie ihren
neuen Staubsauger erhielt, geradezu verrückt
vor Arroganz! Ach, was der Apparat alles
788
Schneeschuh-A-B-C
„An- und Ausziehen können wir uns jetzt schon ganz sportlich, — stören
tut mich bloß noch, daß man dazu auch noch Skiläufen können soll!“
konnte! Er reinigt Teppiche, Polster, Wände,
Kleider, Deeken, er entmottet, ivenn man eine
Globoldose anhängt, er trocknet die Haare,
wenn man ihn verkehrt laufen läßt, — kurz:
er ist ein ebensolches technisches Wunder wie
Radioapparat, Rauchverzehrer und ähnliche
Dinge. Da schneit Tante Isolde in EmilienS
Haus, jene Isolde, die mit der berühmten Frau
gleichen Namens nur das eine gemeinsam hat,
daß sie einen immer trist—an—sieht, und will
den Staubsauger begutachten. Sie nimmt ihn
selber zur Hand, schaltet den Strom ein und
geht aus die erste Decke zu. RRR—tsch— die
Decke hat sich verknüllt, ist in den Saugspalt
eingedrungen und geht nicht mehr heraus. Erst
als sie Tante in mehrere kleine Stücke zer-
rissen hat, kommt sie wieder zum Dorschein.
— „O", sagt Tante, „der Apparat saugt so
stark?" — blnd sie probiert aus dem Boden.
Da liegen ein paar Federchen. Tante fährt
darüber. Die Federchen liegen noch da. Tante
fährt abermals darüber. Die Federchen rühren
sich nicht. Der Tante wird heiß, Emilie wird
heiß, dem Apparat wird heiß, aber, — die
Federchen schluckt er nicht, nein, genau wie der
Suppenkaspar, der die Suppe nicht mochte,
will er, der Federnkaspar, keine Federchen.
eher einer Räucherkammer für Bauerngeselch-
teS, denn einer menschlichen Behausung! So
ein Rauchverzehrer aber, unten kugelig ge-
baucht, oben schlank und endlos wie der Hals
einer Giraffe, entzieht der Luft auch den schwer-
sten Zigarrenrauch, erhält sie rein und frisch,
erseht außerdem ein Rauchtischchen mit Aschen-
bechern und nimmt an seinen Halteringen die
Zigarren und Zigaretten der Raucher aus,
wenn sie diese gerade, etwa um besser Karten
spielen oder reden zu können, für ein paar
Minuten aus der Hand legen wollen. Ja, —
das tut so ein Rauchverzehrer, aber natürlich
nur, wenn Gäste da sind, an deren Lob und
Zufriedenstellung einem wenig gelegen ist. Doch
laden Sie einmal Herrn Geheimrat von
Knocke ein, den kritischen Nörgler! Da werden
Sie sehen, was passiert! Kaum sitzt der alte
Herr neben dem Rauchverzehrer und legt ein
wenig seine teure Importe auf den Girasfen-
ränd, — schwups gleitet diese den langen
Schlund hinab und verschwindet auf Nimmer-
wiedersehen im Wasserbauch. Der Herr Ge-
heimrat sieht das kostbare Gut entgleiten, ver-
färbt sich, doch noch hält er ein böses Wort
zurück. Dafür nimmt er jetzt eine gute Kuba-
zigarre. Ja, die schmeckt ausgezeichnet! Nur
eine Sekunde legt er sie in den Haltering.
Kaum ist sie drinnen, — ritsch, ist sie schon
verzehrt. Der Hausherr ist entsetzt über so viel
Mißgeschick, — er bietet als Ersatz Zigaretten
an, aber alles, alles, was auf den Rand des
unheimlichen Gegenstandes kommt, glitscht in
ihn hinein. So wie fleischfressende Blumen
sämtliche Insekten, die sich aus ihren Kelch
setzen, lim dort ahnungslos etwas Honig zu
nippen, in sich hineinschlingen, so schlingt der
Rauchverzehrer alle Zigarren und Zigaretten
in seinen weiten Magen. Ja, die Lust bleibt
rein vom Rauch, weil er alle Rauchwaren
aufgesressen hat, aber das Donnerwetter, das
Herr Geheimrat Knocke jetzt losläßt, ist eben-
falls nicht ohne — und Sie haben wieder
einen alten Freund des Hauses verloren!
Lassen Sie sich um des Himmels willen auch
nicht verleiten, auf Ihren Staubsauger stolz
zu sein und mit ihm zu protzen! Wenn er auch
immer gut geht, — sobald sie ihn einer unbe-
teiligten Person vorsühren wollen, versagt er
an geeigneter Stelle ganz bestimmt. — Mir
fällt da immer die Sache mit meiner Freundin
Emilie ein. Die war nämlich, als sie ihren
neuen Staubsauger erhielt, geradezu verrückt
vor Arroganz! Ach, was der Apparat alles
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