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Von Hans Riebau

uganjee

i.

Mit ber MittagSpost erhielt Ehennedy fel-
genden Brief: Herrn F. Ehennedy, 32 Dow-
ningstreet, Milwaukee. Ihre Braut, Maud
Jverman, betrügt Eie. Wollen Eie sich über-
zeugen, fahren Eie morgen zum Wochenende
mit dem Dampfer „Woodrow Wilson" über
den Eee nach Fort Bill. Eie werden Ihre
Braut treffen. In Fort Bill wird sie im
Michiganhotel absteigen. Alles Weitere über-
rage ich Ihrer Beobachtungsgabe. Ein Freund.

Ehennedy warf den Brief in den Papier-
korb. „blnfug", murmelte er, „vollkommen
ausgeschlossen."

II.

Das Telephon klingelte. „Du", sagte Maud,
„wir können morgen zum Wochenende nicht zu-
sainmen sein. Ich wollte zu Evelyn aufs Land
fahren. Du hast doch nichts dagegen?"

Der Hörer in Ehennedys Hand fing an zu
zittern. „Zn Evelyn?" murmelte er, „nein, ich
habe natürlich nichts dagegen."

III.

Der „Woodrow Wilson" ist ein großes
Schiff für zweitausend Personen. Der Dampfer
ist, trotzdem es regnet, überfüllt. Ehennedy
fängt an, Maud zu suchen. Auf den Decks,
in den Kabinen, In der Bar. Findet sie nicht.

Schließlich zwischen Schornstein und Venti-
lator, augenscheinlich versteckt, sieht er sie. Er-
schrickt. Überlegt. Hat auch sie ihn gesehen?

IV.

In der Halle des Michiganhotels stehen
vierzig Klubsessel. Ehennedy, der als erster von
Bord gegangen ist, seht sich in einen Sessel,
zieht den Hut ins Gesicht und versteckt sich
hinter einer Zeitung. Fünf Minuten später sind
alle vierzig Klubsessel von Leuten, Männern
und Frauen, beseht, die alle Zeitungen lesen.
Als Maud kommt, ist kein Platz mehr frei.

„Ein Zimmer?" fragt der Portier. Maud
nickt. — „Eie auch im Zimmer?"

„Jawohl", sagt Ehennedy mit fester Stimme
und steigt in den Fahrstuhl.

Aus dem Korridor trifft er Maud. Eie wird
blaß, sieht ihm starr ins Gesicht. Dann zieht
sie ihren Ring vom Finger, wirft ihn Ehennedy
vor die Füße.

„Wollen wir uns", schlägt er vor, „wollen
wir uns nicht zwei Minuten lang vernünftig
unterhalten?"

V.

„Deine Vorwürfe sind unberechtigt", sagt
Ehennedy. „Ich habe einen anonymen Brief
bekommen. Ich konnte nicht anders handeln.
Lies selbst!"

Maud liest. Ihre Augen weiten sich. „Den-
selben Brief", flüstert sie, „nur mit vertausch-
tem Namen, habe auch ich bekommen."

Ehennedy atmet auf. „Eine Mystifikation
also", lacht er. „Wer aber sollte ...?"

Ehennedy denkt nach.

VI.

„Die Rechnung bitte! blnd dann möchte ich
den Direktor sprechen."

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Heinrich Kley: Südpolidyll
Hans Riebau: Kennst du das Haus am Michigansee
 
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