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K. W. B o e h m 0 r

Sehnsucht nach dem Süden

,,Merkwürdig, wie die Italiener alle ihrem Duce ähneln,

wie schön wär’ es,

wenns bei uns in Deutschland auch so wäre!“

auf den Sessel Hochziehens, sagte Znge:
„Eigentlich ein nuitiger Mann, dieser Herr
Moppke."

„Ein Schwindler", entgegnete Rolf und
streifte die Asche von feiner Zigarette ab.

„Immerhin, allerhand Mut. Wahrschein-
lich für ein Mädchen, das er Über alles liebte.
Deshalb hat er es getan..."

„Wahrscheinlich nicht.. .", sagte er ironisch.

Sie ließ sich aber nicht beirren. „Du zum
Beispiel würdest nie so etwas tun, und wenn
wir so arm wären, daß wir .. ., daß wir jeden
-L.ag Butterbrot essen müßten."

„Rein, nie", bestätigte er.

„Das habe ich gewußt. Du bist eben ein
Feigling. Dir wäre es auch gleichgültig, was
aus mir würde. .. Ich könnte nichts anzu-
ziehen haben..." Sie lächelte verächtlich.

„Aber Xind, das sind doch alles lltopien",
lenkte er ein und versuchte ihre Hand zu fassen,
denn er erlebte solche Szenen wie diese nicht
zum erstenmal.

„Laß mich los", sagte sie kalt. „Mir impo-
niert jedenfalls dieser Franz Moppke. Ein
Mann muß ein Mann fein, klnd für eine
Frau muß er alles ... Laß mich los!"

Rolf war aufgestanden, wollte sie umfassen

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K. W. Boehmer: Sehnsucht nach dem Süden
 
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