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Otto Herrmann

Weihnachten, das Fest der Freude

„Ach Gott, viel Freude scheint das Kindchen am Leben auch nicht zu haben...“
„Es weiß ja auch noch nicht, daß Weihnachten vor der Türe steht, gnädige Frau!“

und aß in tiefem Frieden zu Mittag. Danach
ging er Ln den „Kleinen Ferdinand" und dinierte
zum zweiten Male mit großer Genugtuung.
Aber es bekam ihm nicht sehr gut und allmäh-
lich trafen auch die ersten Bedenken ein: der
Borrat an Wünschen ging langsam zur Neige.
Es zeigte sich, daß er doch vieles im Wünschen
versäumt hatte, beinahe das Meiste. Er konnte
ja nicht mehr in die Kindheit zurück, an fremden
Häusern schellen, -Stichlinge angeln, Scheiben
einwersen und auf die Bäume klettern, und auch

der Gott der Verwirrungen hatte keinen vollen
Köcher mehr, die wenigen Pfeile waren alt und
unbrauchbar geworden. Die Jahreszeit? Die
Jahreszeit bot noch nichts Sonderliches, der
Frühling war noch unterwegs, kalte Winde
hausten in der kahlen Landschaft und die Sonne
war wirkungslos. Begann er schon mürrisch zu
werden? Er verließ das Gasthaus nachdenklich.
Wo sollte er also jetzt zum Beispiel mit seiner
Freiheit hin? Das hatte er nicht gelernt...

So brachte er eS in den nächsten Stunden nur

zu einem müßigen Spaziergänger, der sich am
Fluß herumtrieb, den stoischen Anglern zuschaute
und von Zeit zu Zeit ein wenig in der eigenen
Leere ertrank. — Aus dem Rückweg vom Fluß
nahm sich das Schicksal noch einmal seiner an.
Es ließ einen Mann, der eine kurze Pfeife
rauchte, das Fenster seines Ateliers öffnen und
gelangweilt auf die Straße blicken, in dem
Augenblick, da Herr Olm in zunehmender Aus-
sichtslosigkeit vorübertrieb. Der Monn am
Fenster erkannte seinen früheren Schulkameraden

Wer seinen Freunden

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Otto Herrmann: Weihnachten, das Fest der Freude
 
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